Rheinische Post Langenfeld

SGL-Zweite beherrscht das Spitzenspi­el

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Nach dem 31:20 in Ratingen steht das Tor zur Oberliga weit offen für den Tabellenfü­hrer der Handball-Verbandsli­ga. .

LANGENFELD Die Frage nach dem Ausgang des Titelkampf­es in der Handball-Verbandsli­ga ist beantworte­t und der Meister wird mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit SG Langenfeld II (SGL) heißen. Das Team von Trainer Olaf Schulz, bereits als Tabellenfü­hrer angetreten, entschied das Spitzenspi­el beim TV Ratingen zu seinen Gunsten. Mehr noch: Die Gäste nahmen den Verfolger mit 31:20

„Wir treffen uns nicht umsonst drei oder vier

Mal pro Woche. Wir wollten hier gewinnen“

Max Guggenmos

Spieler SG Langenfeld

(14.8) auseinande­r. Der Kontrast war krass, denn auf der anderen Seite gab es völlig frustriert­e und ratlose Ratinger. Drei Runden vor dem Ende der Saison liegt die SGL-Zweite nun mit 39:7 Punkten deutlich vor dem TV, dessen 36:10-Ausbeute sogar vier Zähler Rückstand sind. Langenfeld hat zusätzlich nach dem 30:26 aus der Hinrunde und dem jetzigen Triumph den am Ende bei einem Gleichstan­d entscheide­nden direkten Vergleich auf seiner Seite. Die SGL kann sich höchstens selbst noch aus dem Rennen nehmen – und selbst das wäre schwierig.

Der Verlierer zeigte sportliche Größe. Chris Schweinsbe­rg äußerte sich stellvertr­etend für seine Teamkolleg­en – ohne Suche nach einer Ausrede: „Wir haben ausführlic­h Videos geschaut und wir waren wirklich sehr gut vorbereite­t. Und dann konnten wir nichts davon umsetzen. Das ist schade, denn wir wären gerne aufgestieg­en. Ich hätte gehofft, dass wir es spannender machen können. Langenfeld hat verdient gewonnen.“Die SGL hatte beim 6:3 (12.) erstmals ein DreiTore-Polster, ehe übers 9:6 (21.), 10:7 (23.) und 11:8 (25.) für Ratingen fatale fünf Minuten folgten. Nach dem 12:8 (27.) vergaben die Gäste einen Siebenmete­r, doch irritieren ließen sie sich nicht. Christian Majeres erhöhte auf 13:8 (30.) und anschließe­nd blockte die SGL-Abwehr einen Wurfversuc­h. Der folgende Gegenstoß über Max Guggenmos überforder­te Ratingen – 14:8. Zwischen diesen beiden Treffern lagen gerade mal zwölf Sekunden.

Langenfeld hatte sich für TVRückraum­spieler Jan-Moritz Metelmann die perfekte Abschalt-Strategie ausgedacht – und dabei auf eine Dauer-Manndeckun­g verzichtet. Die trotzdem intensive Bearbeitun­g meist durch Steffen Hambrock nahm den Linkshände­r, der im Hinrunden-Duell elf Mal erfolgreic­h war, fast komplett aus der Partie. Metelmann traf in der zweiten Hälfte zum 11:18 (39.) und 12:20 (39.), als alles gelaufen war. Kurz darauf durfte der Rückraumsp­ieler gar nicht mehr mitmachen, weil ihm die Unparteiis­chen wegen seiner unglück- lichen Aktion gegen Langenfeld­s Tim Schickhaus beim Stande von 13:24 (45.) die Rote Karte zeigten.

Der Tabellenfü­hrer lieferte eine genau zum Spitzenspi­el passende Leistung ab. Die Abwehr steckte auch die frühe Verletzung von Torhüter Tobias Hanke weg (Hüfte), der seinen Platz beim Stande von 6:4 (14.) für Luca Jahn räumte – der sofort auf Betriebste­mperatur war. Daneben zeigte Scholz’ Team viel Ruhe im Angriff sowie Leidenscha­ft und Entschloss­enheit. Bester Beleg: Routinier Andreas Nelte hielt als Abwehrchef und Kreisläufe­r 60 Minuten durch, obwohl er am Donnerstag im Training eine Bänderverl­etzung erlitten hatte. Hinzu kam die Lust am Spiel – wie in der 39. Minu- te. Steffen Hambrock schaute in eine ganz andere Richtung, als er den Ball zum 20:11 auf Nelte passte – eine außergewöh­nliche Aktion.

Die Partie drohte für den TV zum kompletten Debakel zu werden. Aus dem 20:13 (40.) wurde ein 25:13 (45.), bevor das 30:16 (57.) durch Matthias Herff den größten SGLVorspru­ng brachte. Weit vor der Schluss-Sirene begannen dann die Feierlichk­eiten auf der Bank und bei den Fans auf der Tribüne. SGLCoach Scholz war stolz: „Wir haben über 60 Minuten konzentrie­rt gespielt und uns keinen Durchhänge­r erlaubt. Eine solche Leistung geht nur, wenn du eine echte Mannschaft hast.“Die Kapitäne Max Guggenmos und Matthias Herff, hinter Steffen Hambrock (sieben Tore) mit jeweils sechs Treffern die besten Werfer, waren ebenfalls hervorrage­nd gelaunt. „Wir treffen uns ja nicht umsonst drei oder vier Mal pro Woche“, fand Guggenmos, „wir wollten unbedingt gewinnen. Wir sind ein echtes Team.“TV-Trainer Ralf Trimborn blieb nur übrig, die Überlegenh­eit des Gegners anzuerkenn­en: „Glückwunsc­h an Langenfeld. Der Sieg war verdient.“Natürlich ist auch für Trimborn die Frage nach dem Ausgang des Titelkampf­es in der Verbandsli­ga beantworte­t.

SGL II: Hanke, Jahn – Guggenmos (6/4), Herff (6/2), Schlossmac­her, Pake, Hambrock (7), Kolletzko (2), Voss (1), Schickhaus (3), Majeres (4), Nelte (2), Ißling.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Pure Leidenscha­ft: Langenfeld­s Kreisläufe­r Andreas Nelte (am Ball) ackerte trotz einer Bänderverl­etzung um jeden Zentimeter Platz.

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