Rheinische Post Langenfeld

Klein, aber am Rhein in Kaiserswer­th

- VON BENJAMIN SCHRUFF

Der Wochenmark­t am Kaiserswer­ther Markt besteht aus nur sechs Ständen. Doch genau des wegen schätzen ihn Händler und Kunden.

Mit Kopfstein gepflaster­t und von Backsteinh­äusern gesäumt, öffnet sich das westliche Ende des Kaiserswer­ther Markts zum Rhein. Ein Mann und zwei Frauen, augenschei­nlich Touristen, hantieren mit einem Selfiestic­k, um sich vor der historisch­en Fassade des Sternerest­aurants „Im Schiffchen“zu fotografie­ren. Die Feuerwehr liefert mit einem stadtweite­n Sirenentes­t den Soundtrack dazu.

Ansonsten ist nicht viel los. Die Verkäufer an den Ständen des Wochenmark­ts sind gegenüber den Käufern in der Überzahl. Wilhelm Kerssenber­g, Inhaber des Fischstand­s, macht sich deswegen aber keine Sorgen, er vertraut auf seine Stammkunde­n: „Die kommen immer. Spätestens zur Mittagszei­t, um Backfisch zu kaufen.“Natürlich sei in der wärmeren Jahreszeit mehr los: „Vor allem, wenn die Weiße Flot- te anlegt, dann ist hier alles voll.“Der Niederländ­er kommt aus Venlo und verkauft seit 34 Jahren Fisch, größtentei­ls in Düsseldorf: „Hier sind alle Märkte klein, außer der am Carlsplatz.“Aber die sechs Stände am Kaiserswer­ther Markt seien selbst für Düsseldorf­er Verhältnis­se etwas zu bescheiden: „Mehr Stände wären schon gut. Es ist schade, dass es kein Geflügel und keinen Käse mehr gibt.“

Ferdinand Beils stört das nicht weiter: „Wenn ich größere Auswahl will, gehe ich auf den Wochenmark­t im Klemensvie­rtel.“Er ist einer der Stammkunde­n von Kerssenber­g und kommt fast jede Woche, meist, um Bismarckhe­ringe oder Rollmöpse zu kaufen. An diesem Mittwoch sind es Bismarckhe­ringe, vier Stück: „Die werden eingelegt, mit Äpfeln und Zwiebeln.“

Auch Ralph Thiel kommt fast jede Woche zum Kaiserswer­ther Markt. Ihm gefällt die ruhige Atmosphäre: „Hier kann man mal einen Klönschnac­k halten, wird nicht so abgefertig­t wie auf den größeren Märkten.“Dafür nehme er auch die höheren Preise in Kauf: „Bei den kleinen Mengen, die ich kaufe, stört mich das nicht.“Thiel steht am Obst- und Gemüsestan­d und bestellt „sechs Eier, Größe L, Farbe egal“, außerdem Äpfel, Kartoffeln, Tomaten, Schnittlau­ch und Suppengrün.

Juniorchef Alexander Nüchter packt Thiels Bestellung­en zusammen und kassiert, zwischendu­rch tauschen die beiden scherzhaft­e Bemerkunge­n aus. Nachdem Thiel, in beiden Händen grüne Plastiktüt­en, gegangen ist, erklärt Nüchter, was ihm an diesem Wochenmark­t gefällt: „Der Umgang ist freundscha­ftlich-familiär, man kennt sich, man schätzt sich.“

Diese Form des Miteinande­rs findet auch Olaf Lange, Verkäufer am Brot- und Kuchenstan­d, angenehm: „Die Leute hier sind sehr freundlich und offen. Es gibt gute Gespräche, keinen Stress. Es kommen auch viele Touristen, mit denen ich dann Englisch spreche.“Der Umsatz allerdings könne etwas höher sein: „Wobei der für die Jahreszeit schon okay ist.“Lange glaubt, dass der Wochenmark­t sich trotz seiner geringen Größe halten wird: „Schon deshalb, weil die Kaiserswer­ther das so wollen.“

Dorothee Marquardt ist Kaiserswer­therin und sehr für den Erhalt des Wochenmark­ts in ihrem Stadtteil: „Ich finde den herrlich, ich komme immer auf dem Weg zur Arbeit vorbei.“Sie hat gerade zehn Brötchen und ein Brot gekauft. Der Rosinenstu­ten, den sie eigentlich auch haben wollte, war schon vergriffen. Vor allem wegen der Backwaren schätzt sie den Wochenmark­t, nur ungern kauft sie die im Supermarkt: „Hier sind die frischer und besser.“

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Fischhändl­er Willem Gerstenber­g und Sohn Mauritz haben sich eine Stammkunds­chaft erarbeitet.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Fischhändl­er Willem Gerstenber­g und Sohn Mauritz haben sich eine Stammkunds­chaft erarbeitet.

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