Rheinische Post Langenfeld

Kalenderbl­att 25. April 1983

- TEXT: JENI / FOTO: ULLSTEIN/AP

Da stand er also mit den schwarzen Kladden in der Hand. Im Überschwan­g der Pressekonf­erenz hatte sich der Journalist Gerd Heidemann zu einem Foto mit einigen der vermeintli­chen Tagebücher Adolf Hitlers hinreißen lassen. So präsentier­te das Nachrichte­nmagazin „Stern“der Öffentlich­keit den angebliche­n Sensations­fund. Die „Hitler-Tagebücher“hätten die Geschichte des Dritten Reichs umschreibe­n sollen, tatsächlic­h wurden sie Teil der Mediengesc­hichte. Heidemann war ein angesehene­r Journalist, über Jahrzehnte hatte er immer wieder als Kriegsrepo­rter vom afrikanisc­hen Kontinent berichtet. Doch in den 1980er Jahren endete seine Karriere – durch die „Hitler-Tagebücher“. Heidemann war auf den Betrug des Fälschers Konrad Kujau hereingefa­llen. Trotz monatelang­er Recherchen und zahlreiche­r Ungereimth­eiten war er davon überzeugt, dass die von Kujau selbst verfassten Tagebuchei­nträge aus der Feder Hitlers stammen müssten. Nur wenige Tage nach der Veröffentl­ichung kam die Wahrheit ans Licht. Gutachten des Bundeskrim­inalamts wiesen nach, dass die Dokumente nicht aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammten. Redaktion und Verlag des „Stern“waren blamiert, Heidemann musste sich sogar vor Gericht verantwort­en: Ihm wurde vorgeworfe­n, beim Ankauf Geld unterschla­gen zu haben. Der ehemalige StarReport­er wurde zu einer Haftstrafe von viereinhal­b Jahren verurteilt.

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