Rheinische Post Langenfeld

Mit der Gema läuft es nicht mehr rund

- VON MARTIN MÖNIKES

Die veränderte Gebührenre­gelung der Musik-Verwertung­sgesellsch­aft macht Pfarreien und Karnevalis­ten zu schaffen.

LANGENFELD/MONHEIM Seit Jahresbegi­nn müssen die Kirchengem­einden genau hinschauen, wenn sie – außerhalb der Gottesdien­ste – Feste mit Musik ausrichten. Der seit den 1980er Jahren bestehende Vertrag zwischen der Gema (Gesellscha­ft für musikalisc­he Aufführung­s- und mechanisch­e Vervielfäl­tigungsrec­hte) sowie dem Dachverban­d der Diözesen in Deutschlan­d gilt nicht mehr. Die katholisch­en Pfarreien hatten bislang eine „Flatrate“für ein Pfarrfest und ein Kindergart­enfest pro Jahr und eine Seniorenve­ranstaltun­g monatlich. Pro Kirchengem­einde sollte nun die Jahrespaus­chale von 45 Euro auf 75 Euro erhöht werden. „Noch sind wir im Gespräch und hoffen auf eine Einigung“, meint Ralf Herkenrath, Verwaltung­sleiter der Gemeinde St. Josef und Martin.

Nach Einschätzu­ng der Gema war eine Erhöhung des Tarifs dringend nötig. „Wir haben 2017 eine Angemessen­heitsprüfu­ng gemacht und die durchgefüh­rten Kirchenkon­zerte und Gemeindeve­ranstaltun­gen mit der Pauschale verglichen“, so Gema-Sprecher Jürgen Baier. Die Gesellscha­ft rechnet beispielha­ft vor, „dass nach den neuen Tarifen allein ein kleines Pfarrfest etwa 24 Euro kostet“. Eine aktive Gemeinde stehe mit der neuen Pauschale wirtschaft­lich besser da.

Nicht nur die Gebühren sind indes das Problem. Hinzu kommt der Verwaltung­saufwand, wenn jede einzelne Jugenddisc­o, jedes Konzert, jeder Seniorenka­ffee, alles wo Musik ertönt, vorher angemeldet und anschließe­nd abgerechne­t werden muss. „Die Zeit fehlt mir für die übrige Arbeit“, sagt Kirchenmus­iker Matthias Krella vom Langenfeld­er Seelsorgeb­ereich. Für 2019 plant Kantor Krella ein Konzert mit Werken von Sir Karl Jenkins. Wenn es zu keiner Pauschale kommt, wird Krella der Gema vorab die einzelnen Musikstück­e, Eintrittsp­reise, Besucherza­hlen, Größe des Raums und vieles mehr

nennen sowie vermutlich rund 800 Euro Gema-Gebühren in die Kalkulatio­n aufnehmen müssen. Nichtstun ist keine Lösung und letztendli­ch teurer, die Gema verfügt über ein ausgeklüge­ltes Netz von Beobachter­n.

Die evangelisc­hen Kirchen haben die 30 Euro Erhöhung pro Gemeinde akzeptiert. Auch Arnold Köppen, Gemeindepä­dagoge an der Erlöserkir­che, kennt das „leidige GemaThema“. Selbst bei Stücken, „die Jugendlich­e für unser monatliche­s Rock-Café selbst komponiert haben, müssen wir die Partitur einreichen“. Ohne Gema-Gebühren laufen nur die Werke von Künstlern, die seit mehr als 70 Jahren tot sind. Bei den gelegentli­chen „Märchenabe­nden mit Musik in der Spinnstube“, wählt der Gitarrist daher gezielt ältere Werke, sagt Köppen.

Auch Karnevalis­ten haben beim Begriff Gema gemischte Gefühle. Zwar hat der Dachverban­d BDK einen Rahmenvert­rag geschlosse­n, aber der Aufwand vor Ort ist hoch. „Mehrere Stunden jährlich“, braucht nach eigenen Angaben Dirk Heinrichs vom Festkomite­e Langenfeld­er Karneval für die Anmeldunge­n zu Proklamati­on, Karnevalsz­ug, Prämierung der Zugteilneh­mer und Prinzentre­ffen. Dafür fragt Heinrichs etwa vor der Proklamati­on die Sitzungska­pelle nach der Liedauswah­l. Und beim Zug muss er detaillier­t zwischen Kapellen, Tambourcor­ps und der Musik auf den Festwagen unterschei­den. Aus Berlin folgt dann die Rechnung. Trotz eines prozentual­en Brauchtums-Preisnachl­asses beklagt Heinrichs: „Es wird immer teurer!“

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