Rheinische Post Langenfeld

Viel Aufwand, kein Ertrag

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Die Spieler und Entscheidu­ngsträger von Bayer 04 sind sich einig: Die Chancenver­wertung hat der Werkself beim 0:1 gegen den VfB Stuttgart das Genick gebrochen. Heiko Herrlich vermisst den „absoluten Willen“bei seiner Mannschaft.

LEVERKUSEN Julian Brandt hatte sich gerade das Trikot der Werkself übergestre­ift und sich auf seine Einwechslu­ng vorbereite­t, als VfB-Kapitän Christian Gentner mit seinem Kopfball den Führungstr­effer für die Gäste aus Stuttgart erzielte. „Für mich persönlich war es ein bitterer Moment, denn ich wusste, dass dieses Tor alles verändert“, sagte Brandt. „Ich sollte reinkommen und an dem anknüpfen, was bei meinen letzten Einwechslu­ngen passiert ist“, erklärte er.

Bei seinen vorherigen beiden Einsätzen von der Bank Anfang März hatte Brandt, der am Mittwoch seinen 22. Geburtstag feiert, jeweils einen Treffer erzielt. Gegen seinen ehemaligen Trainer Tayfun Korkut und den VfB führte aber auch er nicht mehr die Wende herbei. Am Ende hieß es 0:1 (0:0) aus Sicht der Leverkusen­er, die nun mehr denn je um die Qualifikat­ion für die Champions League bangen müssen.

Im Gegensatz zu Sportdirek­tor Rudi Völler sah der Linksaußen der Werkself den VfB verdient die drei Punkte mit nach Baden-Württember­g nehmen. „Nach dem Tor war Schicht im Schacht. Die Stuttgarte­r standen wie eine Bank, haben gebunkert und die Bälle nach vorne geschlagen.“Das sei keineswegs als Kritik an der Spielweise des VfB zu verstehen, sondern „ihr gutes Recht“, wie Brandt erklärte. „Sie waren effiziente­r und haben sich den Sieg verdient.“

Dem Youngster zufolge habe sich die Werkself den Rückschlag im Kampf um die Königsklas­se aufgrund der vielen liegengela­ssenen Tormöglich­keiten selbst zuzu- schreiben. „Wir können Stuttgart ja nicht bitten, dass sie sich den Ball selbst reinschieß­en. Wir sind selbst schuld.“Das große Problem sei jetzt, dass Bayer 04 in den verbleiben­den beiden Spielen auf Patzer der Konkurrenz hoffen müsse. Wichtig sei nun, in Bremen am Samstag (15.30 Uhr) einen Sieg zu landen. „Hättest du gegen Stuttgart drei Punkte mitgenomme­n, hättest du dir auch ein Unentschie­den in Bremen erlauben können“, erklärte der gebürtige Bremer. Dort zu gewinnen, sei nämlich keine einfache Aufgabe: „Es ist ein dicker Fisch.“

Sportdirek­tor Rudi Völler sah in der Chancenver­wertung das „ganz große Manko“gegen den VfB. „Wenn du einen Elfmeter verschießt und vor allem in der zweiten Halbzeit die drei, vier Riesenchan­cen nicht nutzt, kannst du das Spiel natürlich nicht gewinnen“, sagte der 58-Jährige und spielte damit auf den vergebenen Handelfmet­er von Lu- cas Alario an (17.). Julian Baumgartli­nger, der den verletzten Sven Bender in der Innenverte­idigung vertrat, sagte: „Die Kaltschnäu­zigkeit hat gefehlt, mehr ist es nicht.“

Trainer Heiko Herrlich befasste sich ob der nun nicht mehr ganz so rosigen Ausgangsla­ge vor den letzten beiden Partien schon mit einem möglichen Verpassen der Königsklas­se. „Wenn wir es jetzt am Ende in die Europa League schaffen und es dann nicht für die Champions League reicht, ist das natürlich enttäusche­nd, weil absolut mehr möglich gewesen wäre. Aber dann ist auch nicht alles falsch gewesen in dieser Saison.“Er sieht deutliches Steigerung­spotenzial bei seiner Elf. „Manchmal fehlt es uns an Qualität und absolutem Willen“, sagte der 46-Jährige und betonte noch einmal, dass es in der vergangene­n Saison zeitweise gegen den Abstieg ging. Herrlich: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“

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