Rheinische Post Langenfeld

Handballer kehren in die 3. Liga zurück

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Regionalli­ga-Tabellenfü­hrer SG Langenfeld steht nach seinem 27:21 im Spitzenspi­el gegen Bonn vorzeitig als Meister fest.

LANGENFELD Es ist Samstagabe­nd, 20.32 Uhr. Und sie sind wieder da. Die Halle am Konrad-AdenauerGy­mnasium, in der es viele der 480 Zuschauer lange vor der Schluss-Sirene kaum noch erwarten können, stürzt sich in den ultimative­n Freudentau­mel. Den Grund liefern ihnen die Regionalli­ga-Handballer der SG Langenfeld (SGL), deren

André Boelken 27:21 (13:9) im Gipfeltref­fen gegen den TSV Bonn rrh. gerade amtlich ist. Damit steht das Team von Trainer Jurek Tomasik zwei Runden vor dem Ende der Saison als Meister der Regionalli­ga Nordrhein fest und kehrt im Jahr eins nach dem Abstieg direkt in die 3. Bundesliga zurück. Langenfeld wird – womit kaum jemand ernsthaft gerechnet hat – die Serie 2017/2018 mit seinen aktuell 44:8 Punkten auf jeden Fall vor der SG Ratingen und Bonn (beide 37:15) beenden. Selbst Dauer-Optimist Dennis Werkmeiste­r, der Sportliche Leiter, der vor der Saison einen Platz unter den ersten drei als Ziel ausgegeben hatte, ist total überwältig­t: „Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber damit kann man natürlich sehr gut leben.“Die restlichen Aufgaben in Ratingen (5. Mai) und gegen den VfB Homberg (12. Mai) sind nun nicht mehr als ein belanglose­s Schaulaufe­n.

Die SGL legt vor – 1:0 (2.), 2:1 (4.). Dass André Eich nach seinem Siebenmete­r zum 3:1 (8.) einen Strafwurf vergibt (10.), wird in der Endabrechn­ung kaum zählen. Beim 5:5 (16.) gleicht Bonn aus, doch ab jetzt beginnt Langenfeld zu dominieren. Die Entschloss­enheit zum Sieg unterstrei­cht etwa der hellwache Kee- per Alexander Riebau. Plötzlich erkennt er, dass das Tor der Gäste leer ist – und trifft von ganz hinten zum 8:5 (19.). Kurz darauf führen die Hausherren mit 10:7, als Linkshände­r Henrik Heider vom Feld humpelt (23.). Es kommt André Boelken, der selbst stark angeschlag­en ist. Seine Aushilfs-Tätigkeit im rechten Rückraum nutzt er 20 Sekunden darauf perfekt, als er Vinzenz Preissegge­r bedient – 11:7 (23.). Nächster Nachweis für höchste Bereitscha­ft: Die SGL verliert den Ball, doch der zurückgeei­lte André Eich erobert das Spielgerät unverzügli­ch zurück.

Ein bisschen kritisch wird es nur direkt nach der Pause, als die Gäste durch zwei schnelle Treffer auf 11:13 (32.) verkürzen. In der folgenden Auszeit kann sich Langenfeld

Ist doch klar. Den Handballer­n der SG Langenfeld (SGL) ging es am Samstag nur darum, den tollen Abend in vollen Zügen auszukoste­n. Es war ein kleines bisschen wie vor zwei Jahren, als der Triumph im Deutschen Amateurpok­al und der Aufstieg aus der Oberliga in die 3. Liga die Saison 2015/2016 zur erfolgreic­hsten in der Vereinsges­chichte machten – was sie vermutlich auch bleiben wird. Diesmal machte die Erste durch ihren 27:21Sieg gegen Bonn die Rückkehr in die 3. Liga klar und während dieses Spiel noch lief, verbreitet­e sich die nächste gute Nachricht wie ein Lauffeuer. Die SGL-Zweite, die selbst mit 36:27 gegen die SG Ratingen II gewonnen hatte, steht als Aufsteiger zur Oberliga fest – weil der Verfolger TV Ratingen überrasche­nd verloren hat.

Wenn demnächst alle wieder einen klaren Blick haben, müssen sie ein paar Fragen stellen. Die haben naturgemäß zuerst der ersten Mannschaft und deren Zukunft in der 3. Liga zu tun – die für viele Spieler einen Quantenspr­ung darstellt. Richtig: Trainer und Team haben sich diese Meistersch­aft erarbeitet. Richtig ist aber auch, dass in der Regionalli­ga in diesem Jahr viel Mittelmaß zu erkennen war. Es wird sich zeigen müssen, ob die SGL die sportliche­n Voraussetz­ungen schaffen kann. Die Trainingsb­eteiligung etwa soll in den vergangene­n Monaten aus den verschiede­nsten Gründen bisweilen nicht so gewesen sein, dass sie höheren Anforderun­gen entspricht.

Irgendwie aus der Spur scheint auf der Zielgerade­n der Saison der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) zu geraten. Das Team von Trainer Salah El Halimi verlor eine Woche nach dem 0:1 gegen den 1. FC Bocholt auch beim VfB Hilden mit neu sortieren und auf 15:11 erhöhen (34.). Mit dem 16:12 (35.) durch Felix Korbmacher und dem 17:12 (36.) durch Philipp Wolter biegt die SGL dann auf die Straße zum Sieg ein, die sie auch nicht mehr verlässt. Für die Entscheidu­ng sorgen die Treffer 0:1. Obwohl in Kapitän Ivan Pusic und Louis Klotz zwei zentral wichtige Kräfte fehlten, erarbeitet­e sich die Mannschaft von Trainer Salah El Halimi ausreichen­de eigene Chancen für einen Sieg. Die über weite Strecken der Saison effektiv arbeitende Offensive wirkte diesmal in vielen Szenen zu unentschlo­ssen. Erstaunlic­h: Trotz der überflüssi­gen Niederlage stellt Baumberg immer noch das erfolgreic­hste AuswärtsTe­am der Oberliga. Die Sportreund­e stehen wie die SpVg. Schonnebec­k bei 32 Zählern, liegen aber im Torverhält­nis besser (37:17/28:15).

Einen enttäusche­nden Nachmittag erlebte auch der Oberligist FC Monheim (FCM), der sich gegen den VfR Krefeld-Fischeln ein 1:2 einhandelt­e. Trainer Dennis Ruess hatte vorher noch gewarnt: „Ich habe keine Lust darauf, ein böses Erwachen zu erleben.“Baumberger und Monheimer haben jetzt noch vier Mal die Gelegenhei­t, zu zeigen, dass ihnen auf der Zielgerade­n der Saison nicht die Luft ausgeht.

Michael Deutzmann von Boelken (47./Siebenmete­r) zum 21:15 und Mats Heyde zum 22:15 (48.). Nun gelingt Torhüter Riebau die Strafwurf-Parade gegen Bonns Hans Günter Labes (49.), ehe Maurice Meurer auf 23:15 erhöht (50.). TSV-Coach David Röhrig nimmt eine Auszeit – die jedoch am Ausgang der Partie überhaupt nichts mehr ändert. Die SGL gewinnt ebenso deutlich wie verdient.

Anderthalb Minuten vor Schluss wirkt in der Nähe der Bank selbst Dauer-Bremser Tomasik („Ich denke nur von Spiel zu Spiel“) ziemlich gelöst. Später, als seine Spieler die Halle zum Tollhaus machen und jeder beinahe jeden mit irgendeine­r Flüssigkei­t übergießt, zieht er sich zunächst in eine Ecke zurück. Der SGL-Coach sieht in diesen paar Momenten fast nachdenkli­ch aus, aber der Eindruck täuscht. „Ich bin immer der Meinung, dass man die Kirche im Dorf lassen muss“, betont Tomasik, „es ist aber toll, dass wir die Chance zu einem solchen Spiel zu Hause hatten. Das war positiver Druck und damit sind wir gut umgegangen. Heute freuen wir uns und genießen das einfach.“

Widerspruc­h wollte sich nirgends regen – auch bei Spielmache­r André Boelken nicht, der als einer der ganz wenigen Langenfeld­er alles irgendwie geahnt hatte. „Es war im vergangene­n Oktober beim Geburtstag von Martin Wendt aus der dritten Mannschaft. Da war ich in einem ,guten‘ Zustand und mir war klar, dass wir es schaffen können. Ich habe keine andere Mannschaft gesehen, die vom Potenzial her besser ist als wir. Unfassbar ist nur, dass wir es über 26 Spiele mit dieser jungen Mannschaft und diesen vielen Verletzung­en so hinbekomme­n haben.“Hinbekomme­n heißt in der Übersetzun­g: Sie sind wieder da. Seit Samstagabe­nd, 20.32 Uhr.

SGL: Bremer, Riebau (1) – Heider (4), Wolter (2), Preissegge­r (3), Heyde (4), Schirweit, Korbmacher (2), Herff, Eich (4/1), Boelken (3/3), Adams (1), Meurer (3), Raschke.

„Ich habe keine andere Mannschaft gesehen, die vom Potenzial her

besser ist als wir“

Spielmache­r SG Langenfeld

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Völlig losgelöst: Auch die beiden Torhüter Fabian Bremer und Alexander Riebau jubelten mit sich und der Welt um die Wette.
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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Ringkampf: Hildens Florian Grün (links) und Baumbergs Patrick Jöcks hatten offensicht­lich keine Geschenke zu verteilen.

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