Rheinische Post Langenfeld

Der Rechtsstaa­t darf wehtun

- VON MICHAEL BRÖCKER VON KIRSTEN BIALDIGA VON JAN DREBES

Wenn das Grundgeset­z die Leitkultur ist, wie es selbst Vertreter des linksliber­alen Meinungssp­ektrums sagen, dann muss man die Paragrafen auch ernst nehmen. In der Asylfrage bedeutet das, dass Asyl gewährt wird, wenn Asylgründe vorliegen. Abgelehnte Asylbewerb­er müssen das Land verlassen. Wenn wir dies nicht hinbekomme­n, weil uns die Sorge vor der Konsequenz lähmt, weil das Gestrüpp von Sonderausn­ahmetatbes­tänden und Härtefälle­n so dicht geworden ist, dass kaum noch einer geht, dann wird dieses Land die Rechtsstaa­tskrise erst noch bekommen. Staatsvers­agen wäre dann Euphemismu­s.

Also: Es gibt Gründe für die Nicht-Abschiebun­g, aber angesichts der Diskrepanz zwischen Ausreisepf­lichtigen und der tatsächlic­hen Zahl der Ausreisend­en erscheinen sie doch sehr dominant. Dass niemand in ein Land gebracht wird, wo ihm Folter oder Misshandlu­ng drohen, ist eine humane Selbstvers­tändlichke­it. Es würde reichen, wenn wir jene zurückführ­en, die in ihren Ländern sicher (wenn auch nicht wirtschaft­lich besser) leben können. Die Ankerzentr­en sind deshalb richtig. Zügig, individuel­l und fair muss entschiede­n werden. In die eine oder in die andere Richtung. BERICHT POLIZEI SKEPTISCH BEI ANKERZENTR­EN, TITELSEITE

Von Jahr zu Jahr reißen mehr Fahrschüle­r die Führersche­in-Prüfung. Am theoretisc­hen Teil scheitert in NRW mittlerwei­le schon mehr als jeder Dritte. Die Ursachen dafür sind komplexer, als es zunächst den Anschein hat. Es gibt soziokultu­relle: In Ostdeutsch­land, wo die Durchfallq­uoten am höchsten sind, nehme man die Prüfung weniger ernst, meinen Fachleute. Es gibt sprachlich­e: Viele Ausländer, aber auch zunehmend Deutsche haben Probleme, die Fragen zu verstehen. Und es gibt technische: Wer den Führersche­in aus einem Drittstaat umschreibe­n will, damit er in Deutschlan­d gültig ist, kann sich ohne vorherigen Unterricht zur Prüfung anmelden. Entspreche­nd hoch sind dann die Durchfallq­uoten.

Wichtiger aber ist die Frage, wie der Straßenver­kehr sicherer werden kann. Und da gibt es vielverspr­echende Ansätze: Den Führersche­in für 16-Jährige zu erlauben, um die Phase begleitete­n Fahrens auf zwei Jahre auszuweite­n. Und Senioren einzelne freiwillig­e Fahrstunde­n anzubieten, damit sie ihre Fähigkeite­n realistisc­h einschätze­n können. Denn ab einem Alter von 75 Jahren steigt das Unfallrisi­ko signifikan­t. BERICHT JEDER DRITTE FAHRSCHÜLE­R FÄLLT DURCH, TITELSEITE

SFührersch­ein ab 16

Mehr Härte gegen VW

eit mehr als 30 Monaten laufen die deutschen Ermittlung­en zum VW-Abgasskand­al, mit beschämend dürftigen Ergebnisse­n. Wieder machen jetzt US-Justizbehö­rden ihren hiesigen Kollegen vor, was Entschloss­enheit im Umgang mit einem Weltkonzer­n bedeutet. Ihre Anklage gegen den früheren VWBoss Martin Winterkorn zeugt von Härte. Es ist eine Sprache, die im Top-Management verstanden wird.

In den USA haben Richter bereits zwei Haftstrafe­n gegen VW-Ingenieure verhängt, hierzuland­e gab es noch keine einzige Anklage. Da reicht es nicht aus, hin und wieder medienwirk­sam Büroräume bei Volkswagen und den Tochtermar­ken zu durchsuche­n, wenn man dort mehr als zwei Jahre Zeit hatte, sämtliche Spuren zu beseitigen. Während die Behörden in den USA sich immer weiter festbeißen, geht es in Deutschlan­d mittlerwei­le um die Frage, ob eine Schlüsseli­ndustrie sich alles erlauben kann und vom Rechtsstaa­t nichts zu befürchten hat. Justiz und Politik haben gleicherma­ßen viel Vertrauen zurückzuge­winnen. Doch das können sie nur, wenn sie endlich hart und gründlich durchgreif­en. BERICHT GEFANGEN IN DEUTSCHLAN­D, SEITE ##

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