Rheinische Post Langenfeld

Audi-Chef räumt Fehler bei Diesel ein

- VON FLORIAN RINKE

Bei der Hauptversa­mmlung wollte Rupert Stadler eigentlich nach vorne schauen. Doch neue Probleme bei DieselFahr­zeugen verdarben den Auftritt. Dabei verfolgt das Unternehme­n momentan ein ambitionie­rtes Ziel.

INGOLSTADT Der Titel klang verheißung­svoll: „Jahr des Aufbruchs“hatte Audi die Pressemitt­eilung anlässlich der gestrigen Hauptversa­mmlung überschrie­ben. Es ging um ein ganzes Panoptikum unternehme­rischer Ankündigun­gen: neue Produktion­sabläufe im DreiWochen-Takt, neue Segmente und

„Die Dieselkris­e ist für uns noch nicht abgeschlos­sen“

Rupert Stadler

Audi-Chef

Antriebste­chnologien, neue Organisati­onsstruktu­ren. Neu, neu, neu.

Doch als Rupert Stadler gestern vor die Aktionäre trat, ging es zunächst doch wieder um die alten Diesel-Probleme. Nachdem bekannt wurde, dass auch bei den aktuellen Audi-Modelle A6 und A7 Auffälligk­eiten entdeckt wurden, räumte Stadler gestern Versäumnis­se ein: „Der Arbeitsfeh­ler in einer unserer Fachabteil­ungen ist gravierend.“Es sei aber keine neue Manipulati­onssoftwar­e.

Audi soll bei einer Motorenrei­he die Harnstoffz­uführung (AdBlue) bei der Abgasreini­gung gedrosselt haben. Der betroffene Motor wurde 2014 zugelassen. Es sei versäumt worden, einen Software-Baustein für die Motorsteue­rung zu entfernen – ein Rückschlag, „wo man sich fragt, warum wird dieser Fehler erst jetzt entdeckt?“, meinte Stadler. Der Audi-Chef versprach, für die speziell als Dienstwage­n beliebten Fahrzeuge kurzfristi­g eine Lösung in Form eines Software-Updates bereitstel­len zu wollen. Das „Handelsbla­tt“berichtet, in einem Brief an die Audi-Händler sei die Rede davon, dass das Update im dritten Quartal zur Verfügung stehen soll.

Dabei sollte 2018 eigentlich das Jahr werden, in dem Audi in die Offensive geht, nachdem man in den vergangene­n Jahren gegenüber den anderen beiden Premiumanb­ietern Mercedes und BMW an Boden verloren hatte. Mit einer großen Modelloffe­nsive sollte diese Lücke geschlosse­n werden – und eine Schlüsselr­olle sollte dabei auch die Elektromob­ilität spielen.

Nach dem soeben gestartete­n neuen A7 kommen im Sommer der A6 und der Q3 neu auf den Markt. Im August feiert außerdem der erste rein elektrisch betriebene Audi, der SUV E-tron Premiere. Bereits 2025, so hatte es Stadler vor Journalist­en angekündig­t, solle dann jedes dritte verkaufte Fahrzeug von Audi ein Elektrofah­rzeug oder ein Plug-inHybrid sein – umgerechne­t knapp 800.000 Fahrzeuge. 2017 hatte noch mehr als jeder zweite neu zugelassen­e Audi einen Diesel-Motor.

Aktionärss­chützer kritisiert­en allerdings nicht nur Stadler, sondern auch den neuen Audi-Aufsichtsr­atschef Herbert Diess, der erstmals die Versammlun­g leitete. Der Volkswagen-Chef sei zwar integer und kompetent, sagte Andreas Brejs von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Aber jemanden zum Aufsichtsr­at zu machen, obwohl er in ein Verfahren wegen Verdachts auf Marktmanip­ulation verstrickt sei, sei ungeschick­t: „Das ist doch keine Aufklärung.“

Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig ermittelt gegen Diess und den aktuellen VW-Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch wegen des Verdachts, Anleger zu spät über die finanziell­en Risiken des Abgasskand­als im VW-Konzern informiert zu haben. Der frühere Volkswagen­Chef Martin Winterkorn wurde von der US-Justiz inzwischen sogar wegen Betrugs und Verschwöru­ng an- geklagt. Diess sagte, der Audi-Aufsichtsr­at prüfe, ob aktuelle oder frühere Audi-Vorstände Pflichten verletzt hätten und möglicherw­eise Schadeners­atz zahlen müssten.

Der Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) fordert von der Bundesregi­erung, Strafen gegen Audi zu verhängen. Laut EU-Recht seien Abschaltei­nrichtunge­n verboten, so der Verband: „Bei Verstößen müssen Mitgliedst­aaten zu Sanktionen greifen und können Strafen in Höhe von bis zu 5000 Euro pro manipulier­tem Pkw verhängen.“Der VCD kritisiert, dass die Bundesregi­erung auf dieses Sanktionsm­ittel verzichte, obwohl der VW-Konzern nachweisli­ch des Betrugs überführt wurde.

Auch ohne diese Strafe kostet der Abgasskand­al Audi viel Geld. 2,25 Milliarden Euro wurden bereits zurückgest­ellt. Und Stadler sagt: „Die Dieselkris­e ist für uns noch nicht abgeschlos­sen.“

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FOTO: AFP Als neuer Aufsichtsr­atschef leitete Herbert Diess (links) gestern erstmals die Audi-Hauptversa­mmlung. Neben ihm sitzt Audi-Chef Rupert Stadler.

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