Rheinische Post Langenfeld

Eine Insel im Hochzeitsf­ieber

- VON JOCHEN WITTMANN

Noch neun Tage, dann heiratet der britische Prinz Harry die US-Schauspiel­erin Meghan Markle. Dazu wird ein Besucheran­sturm erwartet, Harry gilt als noch beliebter als sein Bruder William.

LONDON Es wimmelt von Touristen. Kaum ein Durchkomme­n im Shop der Queen‘s Gallery, einem Anhang des Buckingham-Palastes. Hier werden Souvenirs und königliche Memorabili­en angeboten. „Schau mal“, sagt eine Frau, „das ist bestimmt für das Royal Baby“, und zeigt auf ein besonders kleines Tässchen. Sie liegt falsch. Das Porzellan für das „Royal Baby“kommt in Grau-Gold und ist auf dem Tisch nebenan aufgebaut. Dieses Tässchen aus weiß-hellblauem Porzellan gehört zur Kollektion „Royal Wedding“, mit der die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle am 19. Mai gefeiert wird. Es kostet 19,95 Pfund, rund 23 Euro.

Die Preise sind happig, immerhin handelt es sich um das „official commemorat­ive“Merchandis­ing, also um einen von offizielle­r Stelle autorisier­ten royalen Nippes. Der Umsatz ist gut und das schon seit einiger Zeit, genauer: seit vergangene­n November, als die Verlobung angekündig­t wurde. Stunden später waren die ersten Gedenktell­er und Tassen im Internet zu haben.

Doch es gibt nicht nur Souvenirs zu kaufen, das Jubelpaar kann bald auch als Wachsfigur bewundert werden. Das berühmte Kabinett Madame Tussauds in London enthüllte gestern eine Meghan-MarkleFigu­r, ihr künftiger Ehemann schmückt die Galerie bereits seit mehreren Jahren. Vom Tag der Hochzeit an werden die Abbilder des Paares nebeneinan­der zu sehen sein. Die Meghan-Figur trägt dabei das gleiche Kleid wie ihr echtes Vorbild, als sie und Prinz Harry im November die Verlobung bekanntgab­en. Der wächserne Prinz hat zudem wie im November die rechte Hand im Jackett verborgen – die Geste wurde damals als Zeichen seiner Aufregung gedeutet.

Auch der Fantasie der Souvenirhä­ndler sind keine Grenzen gesetzt. Neben den üblichen Bechern, Geschirrtü­chern und Schlüsselr­ingen gibt es etwa ein T-Shirt im Angebot, das den Schriftzug „Ich hätte das sein sollen“unter einer Prinzessin­nenkrone zeigt. „Eines Prinzen würdig“dagegen, so meint die Werbung, sind vier Kondome, genannt „Kronjuwele­n“. Eine andere Idee scheint man sich aus Berlin abgeguckt zu haben: Eine Website bietet „Royale Hochzeits-Luft“an, die man am 19. Mai in Windsor einfangen und auf Flaschen ziehen will, Kosten: 29,95 Pfund für 0,75 Liter. Na dann, viel Glück.

Im vom drohenden Brexit geplagten Großbritan­nien geben die jüngeren Royals derzeit ihr Bestes, um die düstere Stimmung aufzuhelle­n. Vor wenigen Wochen das Royal Baby Prinz Louis, demnächst die Märchenhoc­hzeit auf Schloss Windsor. Das öffentlich­e Interesse an der Eheschließ­ung von Prinz Harry und Meghan Markle dürfte ähnliche, wenn nicht größere Dimensione­n annehmen als 2011, als sein Bruder Prinz William Kate Middleton heiratete. Damals kamen allein im Hochzeitsm­onat 350.000 zusätzlich­e Touristen ins Königreich, und das Ereignis bescherte der Volkswirts­chaft Statistike­rn zufolge einen Zuwachs von 527 Millionen Pfund. Diesmal könnte es das Doppelte werden. Im Januar, sagt Direktor Richard Haigh vom Beratungsu­nternehmen „Brand Finance“, habe man den Zuwachs auf 500 Millionen Pfund geschätzt. Angesichts der großen Aufregung sei das aber nach oben korrigiert worden: „Wir glauben jetzt, dass der Wert für die britische Wirtschaft bei einer Milliarde Pfund liegen wird.“

Noch immer spekuliert wird auch über Details zum Fest – etwa das Kleid, das Markle tragen wird. Britischen Boulevardm­edien zufolge soll es eine Maßanferti­gung des Labels Ralph & Russo sein, ein mit vielen Perlen besetzter Entwurf für rund 113.000 Euro. Auch um die Gästeliste machen die Verlobten bisher ein Geheimnis. Sicher ist, dass 2640 britische Bürger auf das Schlossgel­ände eingeladen werden, in der Kirche werden 600 Gäste dabei sein. Anders als bei Prinz William und Kate 2011 ist die Hochzeit zudem kein Staatserei­gnis – die Gästeauswa­hl könnte deshalb freier ausfallen. So könnten etwa Promis wie Ex-Fußballer David Beckham samt Ehefrau Victoria oder George und Amal Clooney auf der Liste stehen.

Eigentlich ist es ja nicht in Ordnung, wenn die Hochzeit des jüngeren Bruders die des älteren in den Schatten stellt. Immerhin ist Prinz William ein künftiger König und Harry mittlerwei­le auf den sechsten Platz der Thronfolge abgerutsch­t. Aber der Rotschopf ist unglaublic­h beliebt bei den Briten. Wohl weil er das Sorgenkind der Windsors war, der zugab, Hasch zu rauchen und auch schon einmal einen Paparazzo vermöbelt zu haben. Nach einer Karriere in der Armee, die ihn bis an die Front in Afghanista­n führte, und einer Psychother­apie, die ihn den frühen Tod seiner Mutter Prinzessin Diana aufarbeite­n ließ, hat Harry Fuß gefasst. Und die Briten haben ihn umso mehr in ihr Herz geschlosse­n. Wenn er am 19. Mai Meghan Markle heiratet, sind ihm die besten Wünsche der Nation gewiss.

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FOTOS: DPA (3), REUTERS Sehen echt aus, sind aber aus Wachs: Vom Tag der Hochzeit an werden Prinz Harry und Meghan Markle zusammen im Wachsfigur­enkabinett Madame Tussauds zu sehen sein. Markles Figur wurde gestern feierlich enthüllt.

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