Rheinische Post Langenfeld

Mittendrin: Jörg Bergmeiste­r ist gefragt

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Langenfeld­er Motorsport­ler reist aus Belgien fast direkt weiter zu den 24 Stunden auf dem Nürburgrin­g.

LANGENFELD Er ist mit 42 sicher kein junger Hüpfer mehr. In Sachen Geschwindi­gkeit gilt Jörg Bergmeiste­r aber immer noch als einer der Besten seines Fachs – weltweit. Hinzu kommt, dass der Langenfeld­er inzwischen aus einem reichen Fundus an Erfahrung schöpfen kann. Deshalb gehört der Motorsport­ler nach wie vor zum exklusiven Kreis der Porsche-Werksfahre­r. Deshalb

Jörg Bergmeiste­r wollen ihn viele im Team haben. Und ganz nebenbei: Bergmeiste­r ist immer offen für Neues. So war er zuletzt beim Sechs-Stunden-Rennen von Spa-Francorcha­mps in Belgien, dem Auftakt zur Langstreck­enWeltmeis­terschaft (WEC), für „Project 1“in einem Porsche 911 RSR unterwegs. Das Team aus Lohne (Niedersach­sen) beendete seine WEC-Premiere auf dem neunten Platz – womit das wichtigste Ziel erreicht war, bis zum Schluss durchzuhal­ten. Bergmeiste­r war nicht euphorisch, aber einverstan­den: „Von der Geschwindi­gkeit her waren wir gut bei der Musik dabei. Darauf können wir aufbauen.“

Irgendwann reifte bei den Verantwort­lichen von „Project 1“der Entschluss, sich einer anderen Herausford­erung zu stellen – und die Vorbereitu­ng begann. Relativ früh kam Jörg Bergmeiste­r mit ins Boot. Der Motorsport-Profi macht den Unterschie­d etwa zwischen nationalem Carrera-Cup und Langstreck­enWeltmeis­terschaft deutlich: „Das ist nicht nur, dass du wie im Fußball aus der 2. Liga in die 1. Liga aufsteigst. Das ist viel mehr. Du kommst direkt in die Champions League – mindestens.“Zusammen mit Patrick Lindsey (Kalifornie­n), den er aus gemeinsame­n Einsätzen in den USA gut kennt, und dem Norweger Egidio Perfetti bildet er das gut harmoniere­nde Fahrertrio. „Spa hat gezeigt, dass wir uns nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen“, sagt Teamchef Axel Funke.

Mit Platz drei im Qualifying deutet der Project-1-Porsche sein Potenzial an. Die Startphase des Rennens lief ebenfalls vielverspr­echend, denn Perfetti arbeitete sich auf Rang zwei der Klasse LMGTE vor. Dann gab es ein technische­s Problem (Benzindruc­k) und Lindsey musste für einen ungeplante­n Stopp an die Box. Noch deutlich mehr Zeit kostete später der Kontakt zwischen Egidio Perfetti und einem Konkurrent­en – bei dem der Porsche beschädigt wurde. Weil das „Zusammenfl­icken“relativ lange dauerte, wollten manche den Dienstwage­n gleich abstellen. Dagegen hatte Bergmeiste­r aber etwas. Er wollte wenigstens die Zähler mitnehmen, die es nur beim Erreichen des Ziels gab: „Das ist kein Einzelrenn­en, sondern eine Weltmeiste­rschaft. Diese zwei Punkte könnten ja wichtig werden.“Sein Fazit für die WEC-Premiere von Project 1: Team und Auto funktionie­ren, das Debüt macht Appetit auf mehr.

Gemeinsam wollen sich alle weiter in die Arbeit stürzen. „Es gibt schon noch viele Sachen, in denen wir besser werden müssen“, findet Bergmeiste­r. Direkt der nächste Termin ist das Nonpluslut­ra, denn am 16./17. Juni warten in Frankreich die 24 Stunden von Le Mans. Bergmeiste­r: „Das ist eine krasse Herausford­erung.“Ähnliches gilt auch für die 24 Stunden auf dem Nürburgrin­g, bei denen Bergmeiste­r am kommenden Wochenende einen weiteren Einsteiger unterstütz­t. Das „KÜS Team75 Bernhard“des Porsche-Werksfahre­rs Timo Bernhard (Bruchmühlb­ach-Miesau) bestreitet mit einem Porsche 911 GT 3 R seine Premiere beim Langstreck­enKlassike­r. Teamchef Bernhard kennt sich mit Triumphen in der „Grünen Hölle“aus, weil er dort bereits fünf Mal gewann – anders als Jörg Bergmeiste­r, der hier bei den 24 Stunden noch nie ganz oben auf dem Siegertrep­pchen stand. Diesmal nimmt er mit Michael Christense­n (27/Dänemark), André Lotterer (36/Duisburg) und Matteo Cairoli (21/Italien) den nächsten Anlauf. Die vier sind Kandidaten für ein Top-Ergebnis – ohne dass sich Bergmeiste­r festlegt: „Was herauskomm­t? Das sehen wir dann.“Selbstvers­tändlich hätte er nichts dagegen, wenn es zum großen Wurf reicht. Dann würde sich Bergmeiste­r mit 42 wohl wie ein junger Hüpfer freuen.

„Das ist nicht nur, dass

du in die 1. Liga aufsteigst. Das ist direkt die

Champions League“

Porsche-Werksfahre­r

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