Rheinische Post Langenfeld

Konsequent abschieben – nach Recht und Gesetz

- VON MATTHIAS BEERMANN VON GREGOR MAYNTZ EIN PARTEICHEF OHNE GEGENWIND, SEITE A 6 VON CHRISTINE LONGIN

Deutschlan­d tut sich sehr schwer damit, abgelehnte Asylbewerb­er abzuschieb­en, selbst wenn sie hierzuland­e gegen Gesetze verstoßen haben. Das lässt sich nicht leugnen, und das ist brandgefäh­rlich, weil die gesellscha­ftliche Akzeptanz unseres Asylrechts nun einmal auch darauf beruht, dass sein Missbrauch konsequent sanktionie­rt wird. Der Staat wirkt da manchmal hilflos, und die Empörung darüber ist verständli­ch. Trotzdem schießt Alexander Dobrindt mit seinen Angriffen auf angebliche „Abschiebe-Saboteure“weit über das Ziel hinaus.

Natürlich mag es rechtschaf­fene Bürger fuchsen, dass ein kriminelle­r Asylbewerb­er mithilfe eines gewieften Anwalts alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausschöpft, um seine Abschiebun­g zu verhindern. Aber so ist das nun einmal im Rechtsstaa­t – er ist anstrengen­d, weil er eben alle gleich behandelt. Dobrindt dagegen versucht, den Gebrauch eines Grundrecht­s als Missbrauch umzudeuten, und er suggeriert, dass es legitime und illegitime Klagen gibt. Das aber ist eine bedrohlich­e Vorstellun­g, die in Deutschlan­d (und anderswo) schon schrecklic­he Folgen gehabt hat: die Idee, dass bestimmte Bevölkerun­gsgruppen vor der Justiz weniger Rechte haben als andere. BERICHT STREIT UM ABSCHIEBUN­G SPITZT SICH ZU, TITELSEITE

FDP ohne Spannung

Mit der Frauenbete­iligung in einer zu männlich geprägten Partei hätte dieser FDP-Parteitag spannend werden können. Oder mit dem Streit um die Aufhebung der Russland-Sanktionen. Doch beides führte zu nicht mehr als einem Kräuseln auf der Oberfläche eines für frühere FDPVerhält­nisse ungewohnt ruhigen Themen-Sees. Nach dem Wahlschock von 2013 ist für die Liberalen der pflegliche Umgang Kennzeiche­n geworden. Der Nachteil liegt in medialer Langeweile.

Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sich die neue FDP, wie es Parteichef Christian Lindner sagt, an der „Alltagsver­nunft“ausrichtet. Ihr vorzuhalte­n, sie dürfe jetzt nicht lamentiere­n, weil sie in einem „Jamaika“-Projekt hätte mitgestalt­en können, greift zu kurz. Die Alternativ­e wäre gewesen, in ihr altes Umfaller-Image zu rutschen und Machtbetei­ligung vor fachliches Durchsetzu­ngsvermöge­n zu setzen. Diese FDP wartet auf neue Chancen nach Merkel. Bis dahin sollte sie den Rhythmus ihrer Parteitage ändern. Vor den Landtagswa­hlen im Herbst wäre es spannender gewesen. BERICHT

Wachsam gegen Terror

Wieder Paris, wieder ein Ausgehvier­tel, wieder ein Abend am Wochenende. Die jüngste Messeratta­cke erinnert natürlich an die Anschläge des 13. November 2015. Und doch ist vieles anders seit jener Nacht, die das Leben der Pariser für immer veränderte. Vor allem die Art des Terrorismu­s hat sich gewandelt. Heute sind es mit Messern bewaffnete Einzeltäte­r, keine schwerbewa­ffneten Terror-Kommandos, die die Attentate verüben. Solche Attacken lassen sich nur schwer verhindern.

Die französisc­he Rechte, die jetzt lautstark schärfere Maßnahmen gegen Terrorverd­ächtige fordert, macht sich damit nur selbst etwas vor. Genauso wie diejenigen, die die Wiedereinf­ührung des Ausnahmezu­stands fordern. Dabei hat diese Maßnahme, die in Frankreich zwei Jahre lang galt, neue Anschläge nicht verhindern können. Am besten verhalten sich die Franzosen selbst: Sie halten die Augen offen und reagieren bei Gefahr. Ein Augenzeuge war es, der am Samstagabe­nd sofort die Polizei rief und damit Schlimmere­s verhindert­e. Wachsamkei­t kann eine wirksame Waffe gegen den Terrorismu­s sein. BERICHT IS-ATTENTATE IN PARIS UND INDONESIEN, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany