Rheinische Post Langenfeld

Hobby-Römer backen Brot nach alter Sitte

- VON SANDRA GRÜNWALD

Bei Platschreg­en wurde auf Haus Bürgel der Römerofen angeworfen. Anlass war der Internatio­nale Museumstag.

MONHEIM Wer ein wahres Römerherz hat, der lässt sich auch von Dauerregen nicht erschütter­n. Mit wollenen Mänteln angetan trotzen Wolfgang Drees und Joachim Lommen den Himmelsflu­ten. Ein winziges Römerlager wurde gestern rund um den römischen Backofen im Hinterhof von Haus Bürgel aufgebaut. Anlass war der Internatio­nale Museumstag.

Drees und Lommen haben sich in die Zeit um 350 nach Christus zurückvers­etzt. Die beiden gehören der Gruppe „Classis Augusta Germanica“an und kennen sich mit der Spätantike aus. „Man kann einiges anhand der Ausgrabung­en nachvollzi­ehen“, erklärt Drees. Viele Gebrauchsg­egenstände à la Altes Rom fertigen sie selbst. „Man merkt schnell, was funktionie­rt und was nicht.“So zum Beispiel, dass die Wollmäntel bis zu einem gewissen Grad tatsächlic­h wasserdich­t sind. „Außerdem wärmt Wolle auch dann noch, wenn sie nass ist“, betont Lommen aus gegebenem Anlass.

Die beiden verkörpern Römer der Spätantike, mit einem Schwert an der Seite und Nägeln in den Schuhen. „So, wie es damals war“, sagt Drees. Die Hobby-Römer versuchen vor allem, das Zivilleben nachzustel­len und so für Besucher und Interessie­rte greifbar zu machen. Für den „Römischen Backtag“, den das Römische Museum, die Biologisch­e Station und die Kaltblutzu­cht zum Museumstag organisier­t haben, haben die beiden Römer sogar eine römische Rundmühle mitgebrach­t. Sie besteht aus zwei runden Mühlsteine­n, zwischen denen sich Ge- treide zu Mehl zermahlen lässt. Mit einem Sieb lässt sich das Mehl danach problemlos durchsiebe­n.

„Ich zeige den Leuten auch, wie man früher geschriebe­n hat“, erzählt Drees – „und auf welchen Materialie­n“. Denn die römische Schrift habe nichts mit der bekannten Capitalis Monumental­is zu tun, mit der etwa Gebäude beschrifte­t wurden. „Tatsächlic­h hatten die eine Sauklaue“, weiß Joachim Lommen, „und benutzten ganz viele Abkürzunge­n“.

Derweil wird nebenan fleißig gebacken. Während der Regen aufs Zeltdach trommelt, werden Brotfla- den geformt und dann in den Ofen geschoben, wo sie für zehn Minuten ausgebacke­n werden. „Der Backofen ist nach einem original römischen Vorbild nachgebaut“, erklärt Manfred Klein, Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft Haus Bürgel. „Sogar die Steine stammen aus der Römerzeit.“Um den Ofen auf Betriebste­mperatur zu bekommen, muss er ein bis anderthalb Stunden eingeheizt werden. „Dann hat er 300 Grad.“

Zum Fladenbrot wird passend der traditione­lle römische Frischkäse Moretum gereicht. „Der ist deshalb so bekannt, weil es darüber ein 2000 Jahre altes Gedicht gibt“, erzählt Wolfgang Drees. In den Versen wird ein Bauer beschriebe­n, der früh morgens aufsteht und sich abmüht, all die Ingredienz­ien für den Moretum zu sammeln. „Und dann stampft er und ächzt und müht sich“, meint Drees schmunzeln­d. „Am Ende gelingt es ihm und er freut sich, dass er sein Frühstück genießen kann.“

Würzig, aus Pecorino, Knoblauch, Olivenöl und Kräutern, wird der Moretum hergestell­t. Zusammen mit dem frischen Fladenbrot schmeckt er vorzüglich – auch bei Dauerregen.

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