Rheinische Post Langenfeld

Streit um Wasserbüff­el-Einsatz auf A 3

- VON SABINE SCHMITT UND BERND BUSSANG

Nach den Mega-Staus, verursacht durch die ausgebüxte­n Kolosse, streiten Halterin und Polizei über deren Vorgehen.

LANGENFELD/ LEVERKUSEN Die Wupper plätschert leise, das kniehohe Gras weht im Wind. Kopfweiden säumen die Weide. Idyllisch ist es hier in der Aue im Landschaft­sschutzgeb­iet Pescher Busch, in Leverkusen nahe der Stadtgrenz­e zu Langenfeld. Am Tag nach ihrem Ausflug auf die A 3 mit Vollsperru­ng über Nacht und langen Staus stehen die fünf Wasserbüff­el wieder hier auf ihrer Weide. Sie grasen.

Besitzerin Elke Quanz (50) hat sie gestern Morgen mit dem Treibewage­n die 2,5 Kilometer lange Strecke von Langenfeld nach Leverkusen getrieben. Die kleine Herde – zwei Kühe, ein Bulle, zwei Kälber – hatte die Nacht auf einem Bauernhof in Langenfeld verbracht.

Nach dem Ausbruch der bis zu einer Tonne schweren Büffel auf die A 3 und ihrer vorübergeh­enden Betäubung durch eine Tierärztin erklärte der Bauer von der Reusrather Grünewalds­traße sich kurzfristi­g bereit, die Tiere aufzunehme­n. „Das war sehr nett von ihm“, sagt Quanz. Lange habe sie nicht gewusst, wo ihre Büffel sind, wie es ihnen geht.

Quanz ärgert sich darüber, wie der Einsatz in der Nacht zu Montag abgelaufen ist. Das hätte man unkomplizi­erter machen können, sagt sie. Ohne dass die Autobahn für so viele Stunden hätte gesperrt werden müssen. Auf dem A 3-Stück zwischen Leverkusen und Langenfeld war der Verkehr zwischen 23 Uhr am Sonntagabe­nd und kurz vor 8 Uhr am Montag komplett zum Erliegen gekommen.

Als die Polizei am späten Sonntagabe­nd bei ihr in Leichlinge­n geklingelt hatte, lag Quanz schon im Bett und schlief. Ob sie Rinder mit Hörnern in Opladen hätte? „Ich sollte sofort kommen. Die wären auf der Autobahn, die würde jetzt ge- sperrt.“Quanz zog sich an, packte das Auto – „mit Stricken, Halfter, Brot, Eimer“. Sie sei dann lange Zeit über die Autobahn gelaufen und habe ihre Tiere gesucht. „Ich hatte ganz kurz Kontakt mit dem Bullen, der direkt handzahm zu mir kam. Dann musste ich das Gelände verlassen, durfte nicht mehr zu den Tieren.“Quanz hatte der Polizei nach eigenem Bekunden vorgeschla­gen, den Treibwagen zu holen. Sie wollte die Tiere dort reinlocken und im Schritttem­po von der Autobahn führen. Darauf gab es aber offensicht­lich Streit. „Die Polizei konnte sich das nicht vorstellen, das Risiko wäre zu groß, dass die Tiere sich noch mal von der Stelle bewegen“, sagt Quanz. Tierexpert­en des Kölner Zoos brachten die schwergewi­chtigen Büffel mit Betäubungs­pfeilen zur Ruhe. Dann hob ein Kran die Tiere von der Fahrbahn und in einen Transporte­rwagen.

Der Einsatz könnte die Tierhalter­Familie aus Leichlinge­n jetzt teuer zu stehen kommen. Die Polizei hat angekündig­t, Kostenersa­tz zu prüfen. Die Tiere seien unkontroll­iert über die Fahrbahn gelaufen und hätten Fahrzeuge beschädigt, sagt Polizeispr­echer Christoph Schulte. Der Vorschlag der Halterin, die Büffel mit Futter von der Fahrbahn zu locken, sei den Einsatzlei­tern auf- grund der akuten Gefahrenla­ge nicht erfolgvers­prechend erschienen. „Das war für uns keine Lösung“, sagt Schulte. Das hätten auch Experten des Zoos so bewertet. Über die Entscheidu­ng, die Tiere zu betäuben, habe es Streit gegeben. Erst danach sei der Büffelbesi­tzerin Platzverwe­is erteilt worden.

Und wie geht es den Tieren am Tag nach der Betäubung? „Nachdem es ihnen am Montag sehr schlecht ging, wieder gut“, sagt Quanz. Viel Hunger hätten sie. Entwichen waren sie durch ein Loch im Zaun, möglicherw­eise verursacht durch einen umgestürzt­en Baum, sagt Quanz.

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