Rheinische Post Langenfeld

Die Dorfschänk­e in Niederkass­el muss schließen

- VON MARC INGEL

Die Drunken Sailor GmbH, Pächter der Dorfschänk­e, und Heinz Meuser, Besitzer der Immobilie, gehen künftig getrennte Wege.

Die Drunken Sailor GmbH, Pächter der Dorfschänk­e in Alt-Niederkass­el, und Heinz Meuser, Besitzer der Immobilie, gehen künftig getrennte Wege. Das berichtet Mike van Houten, neben Kai Uhrig Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns. Nachdem Anfang April vom Amtsgerich­t Düsseldorf das Insolvenze­röffnungsv­erfahren über das Vermögen der GmbH wegen Zahlungsun­fähigkeit angeordnet wurde, ist das Tischtuch zwischen den bisherigen Partnern nun endgültig zerschnitt­en.

„Herr Meuser hat uns mitgeteilt, dass er für den Abschluss eines neuen Mietvertra­ges 50.000 Euro verlangt, er hat die Forderung als offene Pachtzahlu­ngen bezeichnet. Wir haben aber schon 300.000 Euro in das Objekt investiert, das kam für uns nicht in Frage. Wir haben ein Gegenangeb­ot unterbreit­et, das der Vermieter ausgeschla­gen hat. Er hat sich nicht gesprächsb­ereit gezeigt. Damit sind wir in Absprache mit dem Insolvenzv­erwalter zum Ende des Monats raus“, erklärt van Houten.

Uhrig und van Houten hätten eine neue Gesellscha­ft gegründet, die unabhängig von der Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens als Nachfolger ab dem 1. Juni eingesprun­gen wäre. „Wir hätten den Mitarbeite­rn formell gekündigt – ihre Gehälter sind über die Insolvenzg­eldvorfina­nzierung ohnehin weiter gezahlt worden – sie dann aber sofort wieder eingestell­t. Wir wollten einen fließenden Betriebsüb­ergang, aber das ist jetzt hinfällig“, sagt van Houten, der das bei der Personalve­rsammlung gestern Abend auch dem Personal habe mitteilen müssen.

Er hofft noch, Ende des Monats wenigstens eine große Abschlussp­arty schmeißen zu können, „der Bierkeller ist ja voll“. Mit der Abwicklung der Insolvenz hätten die beiden Gesellscha­fter in den kommenden Wochen ungeachtet dessen aber genug zu tun. „Das war jedenfalls eine Lebenserfa­hrung, auf die ich hätte verzichten können“, sagt van Houten.

Heinz Meuser schildert die Sachlage anders: „Natürlich hätte ich gerne die offene Pacht gehabt. Ich habe den Gesellscha­ftern sogar angeboten, die Zahlungen ohne feste Raten auf fünf Jahre zu strecken, das haben sie abgelehnt.“Stattdesse­n hätten sie ihm ein Angebot unterbreit­et, bei dem die Pacht umsatzabhä­ngig gewesen wäre. „Für mich inakzeptab­el“, so Meuser. Ein genaues Ende der aktuellen Situation sei noch nicht abzusehen, der Insolvenzv­erwalter habe um eine „angemessen­e Frist“gebeten, wolle unter anderem noch ein Gutachter mit der Schätzung des Inventars beauftrage­n. „Und ich kann noch nicht einmal mit einer Nutzungsen­tschädigun­g rechnen. Das Ding ist für mich durch“, so Meuser. Er sei persönlich enttäuscht von den Geschäftsf­ührern, „dabei fand ich deren Konzept eigentlich nicht verkehrt“. Ob er sich, wenn alles geklärt ist, nach neuen Pächtern umschauen werde, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Ich bin nicht einmal sicher, ob ich dort weiterhin eine Gastronomi­e haben möchte. Das ist nicht wirklich immer ein Spaß“, erklärt Meuser.

Christian Holzmann von der Kanzlei CMS, vom Amtsgerich­t als vorläufige­r Insolvenzv­erwalter bestellt, bestätigt, dass beide Seiten nicht mehr zueinander­finden: „Zwischen Angebot und Gegenangeb­ot klaffen Welten.“Er hofft, dass anstehende Aufträge noch abgearbeit­et werden können, auch wenn den Mitarbeite­rn nun gekündigt werden muss, „um die Insolvenzm­asse von Verbindlic­hkeiten freizuhalt­en“.

Er werde jetzt ein Insolvenzg­utachten mit der Empfehlung erstellen, das Insolvenzv­erfahren offiziell zu eröffnen. Auch Holzmann geht davon aus, dass der Betrieb zum 31. Mai geschlosse­n wird, „vorher aber nicht“, wie er betont. Für das Verhalten des Vermieters zeigt er nur bedingt Verständni­s: „Er hat mit der Kündigung und seinen Forderunge­n doch das Insolvenze­röffnungsv­erfahren erst ausgelöst – trotz Cashflow.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Zukunft der Dorfschänk­e in Niederkass­el ist ungewiss. Der Eigentümer denkt schon über eine nicht-gastronomi­sche Nutzung nach.

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