Neurozentrum hilft vernetzt bei Schlaganfall
HILDEN/SOLINGEN Der Monitor über dem Katheter-Tisch zeigt deutlich den Verschluss der Hirnarterie. „Die verursacht zum Beispiel eine Sprechstörung und halbseitige Lähmung“, erklärt Neuroradiologe Dr. Hannes Nordmeyer – und demonstriert den Besuchern, in Abwesenheit eines echten Patienten, wie das lebensgefährliche Blutgerinnsel mit Hilfe eines Stents entfernt werden kann. Am Ende der Behandlung sind nur wenige Minuten vergangen. Den Erfolg dieser Technik verdeutlicht Dr. Andree Boldt, Regionalleiter der Radprax-Gruppe in Solingen und Hilden an einem Beispiel: „Der erste Patient, den wir hier auf diese Weise versorgt haben, konnte schon beim Aufwachen beide Beine wieder anziehen, wenig später wieder sprechen und ist heute ganz gesund.“Früher wäre aus ihm wohl ein Pflegefall geworden.
Ganz neu ist die vorgestellte Katheterbehandlung zwar nicht – sie findet schon seit einigen Jahren Anwendung bei einer bestimmten Gruppe von Schlaganfall-Patienten. Neu ist jedoch, dass Betroffene in Solingen und Umgebung jetzt von der Therapieform profitieren können. Und das ist ein Vorteil: „Time is brain“lautet schließlich die Standard-Regel, die bedeutet, je schneller der Patient mit Verschluss einer Arterie versorgt wird, desto größer seine Chance auf Heilung. Schnelle Kommunikationswege, eine enge Vernetzung verschiedener Fachbereiche und die Möglichkeit, wichtige Eingriffe ohne Zeitverzug vornehmen – das sollen die entscheidenden Vorzüge des Neurozentrums Solingen sein, das die Partner Radprax, Städtisches Klinikum und St. Lukas Klinik offiziell am 1. April aus der Taufe hoben. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Professor Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie an der St. Lukas Klinik. Zu seiner Abteilung gehört wiederum das zertifizierte Schlaganfallzentrum Kplus Stroke Unit, das im Jahr 2016 rund 1300 Patienten versorgte. Die Radprax betreut ohnehin die Radiologie am Ohligser Krankenhaus – und investierte in den vergangenen Monaten rund 1,5 Millionen Euro in technisches Gerät und die Einrichtung eines bis dahin ungenutzten Raumes im Klinik-Gebäude. Dort ist nun der Arbeitsbereich von Dr. Hannes Nordmeyer. Der gebürtige Kieler leitet den neuen Schwer- punkt der Neuroradiologie. Der Dritte im Bunde ist wiederum Dr. Ralf Buhl, Chefarzt der Klinik für Neurochirugie am Städtischen Klinikum. „Somit haben wir drei Fachgruppen, durch deren Zusammenarbeit in Diagnostik und Behandlung dem Patienten die optimale Versorgung gewährt wird“, betont Boldt. Dafür vergrößert sich auch das Team, das an der Schwanenstra- ße rund um die Uhr Notfall-Eingriffe sicherstellen soll. „Schließlich muss innerhalb weniger Minuten auch ein Anästhesist bereit stehen“, erklärt Johannes Wecker, Krankenhausdirektor an St. Lukas. Das Neurozentrum werde mit der Kooperation ein Gewinn für seine Umgebung sein, betont Dihné: „Man kann sich in Solingen nun ein bisschen sicherer fühlen.“