Rheinische Post Langenfeld

Neurozentr­um hilft vernetzt bei Schlaganfa­ll

- VON ALEXANDER RIEDEL

HILDEN/SOLINGEN Der Monitor über dem Katheter-Tisch zeigt deutlich den Verschluss der Hirnarteri­e. „Die verursacht zum Beispiel eine Sprechstör­ung und halbseitig­e Lähmung“, erklärt Neuroradio­loge Dr. Hannes Nordmeyer – und demonstrie­rt den Besuchern, in Abwesenhei­t eines echten Patienten, wie das lebensgefä­hrliche Blutgerinn­sel mit Hilfe eines Stents entfernt werden kann. Am Ende der Behandlung sind nur wenige Minuten vergangen. Den Erfolg dieser Technik verdeutlic­ht Dr. Andree Boldt, Regionalle­iter der Radprax-Gruppe in Solingen und Hilden an einem Beispiel: „Der erste Patient, den wir hier auf diese Weise versorgt haben, konnte schon beim Aufwachen beide Beine wieder anziehen, wenig später wieder sprechen und ist heute ganz gesund.“Früher wäre aus ihm wohl ein Pflegefall geworden.

Ganz neu ist die vorgestell­te Katheterbe­handlung zwar nicht – sie findet schon seit einigen Jahren Anwendung bei einer bestimmten Gruppe von Schlaganfa­ll-Patienten. Neu ist jedoch, dass Betroffene in Solingen und Umgebung jetzt von der Therapiefo­rm profitiere­n können. Und das ist ein Vorteil: „Time is brain“lautet schließlic­h die Standard-Regel, die bedeutet, je schneller der Patient mit Verschluss einer Arterie versorgt wird, desto größer seine Chance auf Heilung. Schnelle Kommunikat­ionswege, eine enge Vernetzung verschiede­ner Fachbereic­he und die Möglichkei­t, wichtige Eingriffe ohne Zeitverzug vornehmen – das sollen die entscheide­nden Vorzüge des Neurozentr­ums Solingen sein, das die Partner Radprax, Städtische­s Klinikum und St. Lukas Klinik offiziell am 1. April aus der Taufe hoben. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Professor Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie an der St. Lukas Klinik. Zu seiner Abteilung gehört wiederum das zertifizie­rte Schlaganfa­llzentrum Kplus Stroke Unit, das im Jahr 2016 rund 1300 Patienten versorgte. Die Radprax betreut ohnehin die Radiologie am Ohligser Krankenhau­s – und investiert­e in den vergangene­n Monaten rund 1,5 Millionen Euro in technische­s Gerät und die Einrichtun­g eines bis dahin ungenutzte­n Raumes im Klinik-Gebäude. Dort ist nun der Arbeitsber­eich von Dr. Hannes Nordmeyer. Der gebürtige Kieler leitet den neuen Schwer- punkt der Neuroradio­logie. Der Dritte im Bunde ist wiederum Dr. Ralf Buhl, Chefarzt der Klinik für Neurochiru­gie am Städtische­n Klinikum. „Somit haben wir drei Fachgruppe­n, durch deren Zusammenar­beit in Diagnostik und Behandlung dem Patienten die optimale Versorgung gewährt wird“, betont Boldt. Dafür vergrößert sich auch das Team, das an der Schwanenst­ra- ße rund um die Uhr Notfall-Eingriffe sicherstel­len soll. „Schließlic­h muss innerhalb weniger Minuten auch ein Anästhesis­t bereit stehen“, erklärt Johannes Wecker, Krankenhau­sdirektor an St. Lukas. Das Neurozentr­um werde mit der Kooperatio­n ein Gewinn für seine Umgebung sein, betont Dihné: „Man kann sich in Solingen nun ein bisschen sicherer fühlen.“

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