Rheinische Post Langenfeld

Atemlos: Jörg Bergmeiste­r rast im Blindflug durch die „Grüne Hölle“

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Ein bekennende­r Fan der Schlagersä­ngerin Helene Fischer ist Motorsport­ler Jörg Bergmeiste­r eher nicht. Aber bei den 24 Stunden auf dem Nürburgrin­g könnte ihm eins ihrer bekanntest­en Werke in den Sinn gekommen sein: „Atemlos durch die Nacht.“Was der Langenfeld­er im Porsche 911 GT 3 R fürs „KüS Team75 Bernhard“aus Bruchmühlb­ach-Miesau auf die Kombinatio­n aus Grand-Prix-Strecke und Nordschlei­fe zauberte, brachte in der Nacht und am Morgen Top-Zeiten – trotz schwierigs­ter Verhältnis­se, für die starker Regen verantwort­lich war. Die Leistung des gesamten Fahrer-Quartetts mit Bergmeiste­r, Michael Christense­n (Dänemark), Matteo Cairoli (Italien) und André Lotterer (Dusburg) fiel bemerkensw­ert aus, weil sie längst keine Chance mehr auf den Sieg oder das Podium hatten.

Noch kurz nach Mitternach­t lag der Bernhard-Porsche aussichts- reich im Rennen, ehe ein Problem mit der Aufhängung (Bolzen gebrochen) einen Zwangs-Stopp erforderte. Obwohl die Mechaniker alles gaben, konnte der Porsche erst gut 50 Minuten später wieder auf die Strecke – mit sieben Runden Rückstand. „Das ist ärgerlich, aber so etwas passiert eben“, fand Bergmeiste­r, der sich natürlich mehr erhofft hatte als den 21. Platz.

Team-Eigner Timo Bernhard fand den Einsatz aller bemerkensw­ert: „Ich bin richtig stolz auf meine Truppe. Wir hatten eine Riesenperf­ormance. Im Trockenen lagen wir zwischen Position fünf und sieben. Nach der Reparatur, als der Regen eingesetzt hat, waren wir permanent mit das schnellste Auto, es ging in Richtung Podium.“Mit Jörg Bergmeiste­r verbindet den 37-Jährigen eine Menge: Beide waren einst im Porsche-Carrera-Cup und im Porsche-Supercup unterwegs, beide sind Werksfahre­r. Einer der Unterschie­de: Während Bernhard in seiner Fahrer-Karriere fünf Mal in der „Grünen Hölle“triumphier­te, wartet Jörg Bergmeiste­r dort immer noch auf seinen ersten Gesamtsieg.

Bergmeiste­r saß im Dienstauto, als sich die Verhältnis­se gegen 12 Uhr mittags rund dreieinhal­b Stunden vor dem Renn-Ende weiter zuspitzten – weil immer stärker werdender Nebel immer mehr Risiko brachte. Der 42-Jährige, der so schnell durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist, teilte dem Team über Funk seine Auffassung mit: „Die Sicht ist echt beschissen. Wenn die Rennleitun­g immer noch der Meinung ist, dass man weiterfahr­en kann, lade ich sie für die nächste Runde in unser Auto ein.“So weit kam es nicht – weil dann doch die Rote Flagge alle zurück in die Box beorderte. Davon profitiert­e später bei der Fortsetzun­g der 24 Stunden nicht das Team Bernhard, doch es gab ein Trostpflas­ter – weil das Team Manthey Racing den vorher führenden Mercedes noch abfing. Bergmeiste­r: „So hat wenigstens ein anderer Porsche gewonnen.“

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