Polit-Chaos in Rom schürt Angst vor neuer Eurokrise
ROM (dpa) Nach dem Scheitern einer Regierungsbildung in Italien droht neben der politischen Krise nun eine handfeste Finanzkrise. Kursstürze an der Börse weckten böse Erinnerungen an den Höhepunkt der Staatsschuldenkrise 2011/2012, die ganz Europa erfasst hatte. Auch die geplante Übergangsregierung des Finanzexperten Carlo Cottarelli beruhigte die Märkte nicht. Aussichten auf eine Neuwahl im Spätsommer, bei der die EU-kritischen Parteien Fünf Sterne und Lega weiter erstarken könnten, versetzten die Anleger vollends in Alarm. Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte vor einer Eskalation der Lage.
Staatspräsident Sergio Mattarella wollte mit der Ernennung einer neutralen Technokratenregierung ei- gentlich die nervösen Märkte beruhigen, was ihm aber nicht gelang. Nicht nur der Euro geriet gestern unter Druck und fiel fast bis auf 1,15 US-Dollar. Der Mailänder Leitindex FTSE MIB sackte um bis zu 3,7 Prozent ab. Besonders heftig erwischte es Bankaktien wie Intesa Sanpaolo und Unicredit, die um rund sechs Prozent einbrachen. Die Rendite für zweijährige italienische Staatsanleihen stieg auf 2,5 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2012 – damals schossen die Renditen allerdings auf ganz andere Höhen empor. Größenordnungen von fünf bis über sieben Prozent wie 2011/12 wären für den extrem hoch verschuldeten italienischen Fiskus ein Riesenproblem.