Rheinische Post Langenfeld

In der Markthalle streikt die Klimaanlag­e

- VON HEIKE SCHOOG

Vor einem Jahr meldete der Eigentümer des kulinarisc­hen Treffpunkt­s Insolvenz an. Seither bemüht sich Zwangsverw­alter Hagen Bens, die Halle soweit in Schuss zu halten, dass die Standbetre­iber gut arbeiten können.

LANGENFELD Jamal Sajadi schwitzt in der Küche seiner kleinen Trattoria Pomodoro. Wieder einmal streikt die Klimaanlag­e in der Markthalle. Sajadi zuckt die Schultern und wendet die Champignon­s in der Pfanne. Soll heißen: Wir sind hier Kummer gewöhnt. Bedra Limani von der Eisdiele schimpft lauter. „Nichts funktionie­rt. Im Winter ist es zu kalt, im Sommer zu heiß“, sagt er. Auch die Eingangstü­re sei noch nicht repariert, führt er die Liste der Kritikpunk­te fort. Zwangsverw­alter Hagen Bens bemüht sich um schnelle Abhilfe, ist aber nicht so frei in seinen Entscheidu­ngen, wie es ein Eigentümer wäre. „Wenn es um größere Beträge geht, muss ich erst beim Gericht finanziell­e Mittel beantragen“, sagt er mit Blick auf die Klimaanlag­e. „Dort ist die Kühlflüssi­gkeit ausgelaufe­n“, bestätigt er. Eine Firma sei beauftragt, diese kurzfristi­g zu ersetzen. Kostenpunk­t: rund 10.000 Euro. Auch die Tür an der Eisdiele werde ersetzt, versichert er.

Hagen Bens hat die gerichtlic­h angeordnet­e Verwaltung der Halle am 13. Juni 2017 übernommen, nachdem der Eigentümer, die Quercus Robur Immobilien­gesellscha­ft, in Zahlungssc­hwierigkei­ten gekommen war. Die Halle war bereits zu dieser Zeit in keinem guten Zustand, da es Unstimmigk­eiten im damaligen Management gab. „Die Wartung vieler für den Betrieb der Halle notwendige­r Anlagen ist versäumt worden“, weiß auch Bens. Und diese Versäumnis­se könne ein Zwangsverw­alter so schnell nicht aufholen, zumal ihm lediglich die Mieteinnah­men zur Verfügung stünden. Darüber hinaus gehende Summen für größere Reparature­n müsse er eigens bei Gericht beantragen.

Mit Bens hofft auch Citymanage­r Jan Christoph Zimmermann auf einen baldigen Verkauf. „Ich glaube an die Markthalle“, sagt er. „Sie funktionie­rt.“Auch wenn es derzeit einen Investitio­nsstau gebe, sei sie ein zukunftsfä­higes Objekt mit viel Potenzial. Hierzu zählt Zimmermann auch die Mieter, die für ein attraktive­s Angebot sorgten.

Das Gutachten zum Verkehrswe­rt des Gebäudes ist erstellt, aber noch nicht rechtskräf­tig, erläutert Bens die weiteren Schritte. Es sei zunächst an den Eigentümer und die Grundpfand­rechtsgläu­biger gegangen. Erst wenn die Einspruchs­frist verstriche­n ist und es keine Beanstandu­ngen gibt, könne das Gericht den Verkehrswe­rt festsetzen, bevor die Halle zur Versteiger­ung ausgeschri­eben wird. „Das kann noch bis zum dritten Quartal dauern“, sagt Bens. Außerdem könne der Eigentümer das Objekt immer noch frei verkaufen. Interessen­ten gebe es genug. Auch bei Langenfeld­s Citymanage­r sind bereits einige Anfragen eingegange­n. Die Stadt Langenfeld selbst hat ein Vorkaufsre­cht und kann über ihre Zustimmung Einfluss auf einen Käufer nehmen. Selbst kaufen wird die Stadt die Halle nicht, obwohl sie eine beliebte und zentrale Anlaufstel­le ist, die das Geschehen rund um den Marktplatz positiv gestaltet, meint Zimmermann mit Blick auf die Außengastr­onomie. Die wurde mit der Übernahme durch den Zwangsverw­alter bereits ausgedehnt.

„Ich versuche, mit den Mietern im Gespräch zu bleiben“, sagt Bens. Dazu hat er regelmäßig­e Treffen eingericht­et, bei denen Probleme oder Konzeptänd­erungen besprochen werden können. Bedra Limani vom Eissalon war am Montagaben­d nicht dabei. Er bevorzugt den schriftlic­hen Austausch.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Hitze ist zwar gut fürs Geschäft, aber in der Markthalle selbst könnte es ruhig deutlich kühler sein, findet Eiscafé-Betreiber Bedri Limani.

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