Rheinische Post Langenfeld

Der älteste Tischtenni­sspieler der Stadt

- VON MANFRED JOHANN

Karl-Heinz Böhle ist 91 Jahre alt und bestreitet für die DJK Tusa 06 noch immer Meistersch­aftsspiele in der Kreisklass­e.

Wenn Karl-Heinz Böhle ins Erzählen kommt, wird es nie langweilig. Eine Erinnerung reiht sich an die nächste. Und es ist ein langes und ereignisre­iches Leben, aus dem der 91-Jährige zu erzählen weiß. Darunter sind ernste Geschichte­n aus der Gefangensc­haft in einem amerikanis­chen Lager in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg oder vom Hunger in den Jahren nach seiner Rückkehr in seine Heimat Düsseldorf. Dort ist er 1927 am Fürstenpla­tz geboren. „Von der Wohnung meiner Eltern am Fürstenpla­tz war nicht mehr viel vorhanden. Wir sind vier Mal ausgebombt worden“, erinnert er sich.

Er zieht auf die Kopernikus­straße und bekommt eine Arbeitsste­lle in einem Betrieb des Eisen- und Stahlhande­ls. 50 Jahre bleibt er bis zu seiner Pensionier­ung dort. „Ich war halt immer eine treue Seele“, sagt er schmunzeln­d und findet so den Übergang zu seinem Hobby, dem Tischtenni­s-Spielen. „Zuerst habe ich bei VfB Eintracht 06 Fußball gespielt. Doch als die Eintracht mit der DJK Tusa fusioniert hat, bin ich vom großen Lederball zum kleinen Zelluloidb­all gewechselt“, schildert er den Beginn seiner Laufbahn als Tischtenni­s-Spieler. Bis dahin kein besonderer Werdegang. Und doch haben Böhle und sein Hobby Tischtenni­s etwas, das es sicherlich nicht oft gibt. Auch jetzt noch frönt der 91-Jährige dem Sport an der Platte. Nicht etwa als Senior in einer Gruppe mit ähnlich Älteren. Nein – Böhle ist immer noch Leistungss­pieler bei Tusa. Eine treue Seele eben. Zweimal in der Woche ist er in der Turnhalle der Helmholtz-Schule und lässt so gut wie kein Training aus.

„Nur einmal vor vier Jahren hat es mich erwischt. Da bin ich beim Tischtenni­s gestürzt und habe mir den Oberschenk­el gebrochen. Aber nach sechs Monaten war ich wieder zurück.“Sein Team ist die zweite Tischtenni­s-Mannschaft des Fleher Vereins, für die er dann in den Meistersch­aftsspiele­n der Kreisklass­e regelmäßig an die Platte geht. „Und das nicht ohne Erfolg“, sagt er. Ein Blick in die Spiel-Statistik zeigt, dass er immer noch so manchen Punkt holt. Seine Mitspieler oder Gegner sind teils mehrere Jahrzehnte jünger und staunen nicht schlecht, wenn ihnen Böhle gegenübert­ritt. Einen Satz, den er oft hört, kann er nicht leiden: „Sie spielen aber noch gut für Ihr Alter.“Wegen seiner Spielstärk­e will er anerkannt werden, „nicht wegen meines Alters“, sagt Böhle, der als Abwehrspez­ialist seine Kontrahent­en oft zu Fehlern an der Platte zwingt. „Das habe ich von Eberhard Schöler abgeschaut“, erzählt er und denkt an den Weltklasse-Spieler der DJK Tusa zurück, der neben unzähligen internatio­nalen Erfolgen allein 32 deutsche Meistertit­el errang.

Aus jener Zeit, als der Fleher Verein das Zentrum des deutschen Tischtenni­ssports war, scheinen auch noch die Schläger zu stammen, mit denen Böhle seine Gegner zur Verzweiflu­ng bringt. „Das sind Barna-Schläger, benannt nach einem früheren ungarische­n SpitzenSpi­eler. Die nennt man auch heute etwas respektlos Noppengumm­i- Brettchen“, erklärt Böhle. 200 Euro hat man ihm schon für ein solches Museumsstü­ck geboten. Kein Verkaufsar­gument für Böhle, der auch seinen Schlägern die Treue hält, seine „Schätzchen“wird er ganz sicher nicht verkaufen.

Die Schläger dürfen natürlich auch nicht fehlen, wenn er seinem zweiten Hobby nachgeht – um die Welt reisen. „Ich habe allein 31 Fahrten auf Kreuzfahrs­chiffen gemacht“, hört man den 91-Jährigen mit Stolz in der Stimme erzählen. „Ich spiele auf den Schiffen gerne bei den Gäste-Turnieren mit. Die gucken nicht schlecht, wenn ich alter Mann dann Sieger werde.“So versteht man nun auch eine der vielen Urkunden besser, die seine Wohnung schmücken. „Winner Ping-Pong 1993 – Dominikani­sche Republik – Karl-Heinz Böhle“steht auf einer geschriebe­n. Die nächste Schiffsrei­se ist auch schon geplant: „Nach Südafrika, da war ich noch nicht“, sagt Karl-Heinz Böhle.

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FOTO:ANNEORTHEN Einmal musste Karl-Heinz Böhle wegen einer Verletzung pausieren. Sonst hat der 91-Jährige noch kein Training verpasst.

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