Rheinische Post Langenfeld

Schiffsdie­sel: Experten geben Entwarnung

- VON SABINE SCHMITT

Belastet die Rheinschif­ffahrt Monheim erheblich mit Stickoxid? Das behauptet eine Studie. Fachleute widersprec­hen.

MONHEIM Es war vor ein paar Wochen. Eine Masterarbe­it der Universitä­t Duisburg-Essen sorgte für Diskussion­en, auch in der Landespoli­tik. Die These: Diesel-Fahrverbot­e bringen nichts, um die StickoxidB­elastung in NRW-Städten zu senken – denn an dieser Belastung sei maßgeblich die Binnenschi­fffahrt schuld. Berechnung­en des Verfassers zufolge betrifft das Problem vor allem die Großstädte Köln, Düsseldorf und Bonn. In der Studie ausdrückli­ch genannt wird aber auch: Monheim.

Wie andere kleinere Städte, die kein Verkehrspr­oblem auf den Straßen haben, doch nah am Rhein liegen, hätte Monheim zu hohe Stickoxid-Werte. Wegen der Lage am Rhein – wie auch die Städte Xanten, Voerde, Kalkar und Wesseling.

Stickoxid-Alarm in Monheim? Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) sagt, das sei Quatsch. Wie schlimm ist es, in Monheim am Rhein spazieren zu gehen? Ist es vergleichb­ar damit, sich in der Großstadt an einer vielbefahr­enen Straße aufzuhalte­n? Jansen sagt: Nein.

Anders als in innerstädt­ischen Straßensch­luchten, gebe es gerade am Monheimer Rheinbogen eine gute Luftzirkul­ation. „Die Luft wird umverteilt, weil dort keine Häuser stehen, die Schadstoff­e werden verdünnt.“

Trotzdem, so Jansen, müsse man aber auch sagen: „Es gibt keine Wirkungssc­hwelle für Schädlichk­eit.“Wie sich die Belastung auswirkt, das hänge immer auch vom Menschen ab. „Wer zum Beispiel Asthma hat, reagiert auch unterhalb der Grenzschwe­lle.“

Wilhelm Deitermann vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW hat sich ebenfalls mit dem Thema auseinande­rgesetzt. Er sagt zur Studie: „Man muss einen Unterschie­d machen zwischen Schadstoff­ausstoß am Schiffsaus­puff (Emission) und der Belastung der Menschen am Ufer (Immission).“Die Studie nämlich befasse sich kritisch mit Emissionen. Deutermann sagt: Natürlich sei die Belastung am Rhein höher als an Stellen, an denen es keine Schifffahr­t gibt. Natürlich steige die Belastung etwas durch die Schiffe. Aber: Am Ufer in Städten wie Monheim gebe es keine Grenzwertü­berschreit­ungen. Kann Monheim denn überhaupt etwas gegen Stickoxid von Schiffen tun? Dirk Jansen vom BUND sagt: „Nicht wirklich“. Aber er rät der Stadt, die Möglichkei­t der Luftzirkul­ation in Rheinnähe bei der Planung zu berücksich­tigen. „Flächen sollten offengehal­ten wer- den.“Die Rheinprome­nade sei demnach kein positives Beispiel. Jansen: „Dort dürfte die Belastung relativ hoch sein – das müsste die Stadt mal messen.“

Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann sagt dazu: „Das haben wir nicht vor. Wir sind keine Behörde, die Regeln für die Schifffahr­t erlässt.“Das weiß natürlich auch Jansen, der auch fordert, dass bei alten Schiffen Filter nachgerüst­et werden und neue Flotten kommen. „Da würde ich mir ein Förderprog­ramm der Bundesregi­erung wünschen. Die Technik steht zur Verfügung.“Bessere Luft durch bessere Technik in der Schifffahr­t. Obwohl Jansen sich das wünscht, sagt er: Das reiche nicht. „Die These, man müsste vorrangig beim Schiffsver­kehr ansetzen, um die Stickstoff­dioxid-Belastgung zu senken, ist falsch. Das lenkt vom Hauptprobl­em ab. Das ist der Straßenver­kehr – vor allem Dieselfahr­zeuge.“

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Blick auf den Rhein vom Anleger Klappertor­straße in Baumberg.

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