Universitäten müssen mehr Lehrer ausbilden
Dass es in Deutschland erneut einen eklatanten Lehrermangel gibt, ist nicht nachvollziehbar. Schließlich sind die steigenden Geburtenzahlen und der jetzt daraus folgende Mehrbedarf an Lehrern mit einer Vorlaufzeit von sechs Jahren bekannt.
Fehlende Voraussicht in der Schulpolitik ist aber nur eine Ursache. Eine andere liegt bei den Verantwortlichen in den Universitäten. Sie engagieren sich vielfach lieber für die Forschung, die mehr Renommee verspricht, als für die Einrichtung neuer Studienplätze zur Lehrerausbildung. Zumal etwa Grundschullehrer drei Fächer studieren müssen und damit Abstimmungsbedarf mit anderen Disziplinen verbunden ist. Die verfehlte Planung zwingt jetzt zum Lückenstopfen: Es ist eine reine Notmaßnahme, wenn in NRW tausende Erzieher in die Grundschulen einrücken sollen, um dort die Lehrer zu entlasten. Um die Situation an den Grundschulen dauerhaft zu verbessern, braucht es andere Lösungen. Grundschullehrer sollten künftig genauso besoldet werden wie ihre Kollegen an Gymnasien, dann steigt auch der Anreiz, diesen Beruf zu ergreifen. Wie so oft ist Skandinavien hier Vorbild – übrigens auch bei den Leistungen der Grundschüler. BERICHT KÜNFTIG 27 SCHÜLER IN EINER KLASSE, TITELSEITE
IGaulands Hetze
n Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Auch für die AfD. Man tut auch ganz gut daran, die Äußerungen mancher Funktionäre nicht mit der gleichen Aggressivität zu kommentieren, wie diese zum Beispiel über Muslime sprechen. Dass der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland nun aber die NS-Zeit im Kontext der deutschen Geschichte als „Vogelschiss“verharmlost und den millionenfachen Mord durch Deutsche kleinredet und sprachlich verächtlich macht, ist allerdings eine widerliche Grenzüberschreitung. Ist das schon Volksverhetzung im juristischen Sinne?
Ähnlich wie sein Parteikumpel Björn Höcke, der eine erinnerungspolitische 180-Grad-Wende in Deutschland forderte, hat Gauland nicht verstanden, dass die NS-Zeit keine Episode war. Sie war ein einmaliger Zivilisationsbruch. Die Erinnerung an das Verbrechen und die Lehre daraus – „Nie wieder“– können nicht präsent genug sein und müssen sogar wieder stärker ins Bewusstsein, weil die Zeitzeugen rar werden. Herr Gauland ist kein moderner Konservativer, kein rechter Intellektueller, wie er gerne verbreiten lässt. Herr Gauland ist ein plumper Hassprediger und Hetzer. Mehr nicht. BERICHT AFD-CHEF GAULAND VERHARMLOST . . ., TITELSEITE
Parlament in der Pflicht
Mindestens 1200 Asylanträge soll die Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zwischen 2013 und 2016 gegen alle Regeln positiv beschieden haben. Zu vermuten ist, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist angesichts von fast 600.000 Asylanträgen, die sich im Herbst 2016 bei der überforderten Behörde stapelten. Wie häufig will niemand schuld gewesen sein – schon gar nicht der von der Regierung damals berufene „Aufräumer“Frank-Jürgen Weise, der mit dem Finger auf Ex-Innenminister Thomas de Maizière zeigt und auch die Kanzlerin in die Schusslinie rückt.
Alles schreit förmlich nach einem Untersuchungsausschuss des Bundestags. Die undurchsichtigen Vorgänge müssen für die Bevölkerung transparent und umfassend aufgeklärt werden – auch um den Preis, dass die Ausschussarbeit der AfD Futter für ihre Kampagnen liefern dürfte. Die Missstände aus Angst vor der AfD nicht parlamentarisch aufzuarbeiten, wäre ein schlimmes Eingeständnis der eigenen Schwäche. Die FDP tut gut daran, mit aller Klarheit einen Untersuchungsausschuss zu verlangen. BERICHT BERLIN WAR FRÜH ÜBER BAMF IM BILDE, TITELSEITE