Schlappe Handballer stolpern im Pokal-Finale
Drittliga-Aufsteiger SG Langenfeld verlor Endspiel des Final-Four-Turniers überraschend mit 26:27 gegen den Oberligisten Remscheid.
LANGENFELD Die einen trugen das breiteste mögliche Grinsen im Gesicht, während sich die anderen um eine passende Einordnung des Geschehens bemühten. Zu den besonders gut gelaunten Handballern gehörte an diesem sonnigen Abend auf jeden Fall Torhüter Tobias Geske, der bis vor einem Jahr für die SG Langenfeld (SGL) aktiv und dabei an den größten Erfolgen in der Vereinsgeschichte beteiligt war
„Die erste Hälfte war gut und am Ende hätten wir das natürlich über die Bühne bringen müssen“
Jurek Tomasik
Trainer SG Langenfeld
(Aufstieg in die 3. Liga, Triumph im Deutschen Amateurpokal). Dann wechselte der Keeper 2017 zur HG Remscheid – und er konnte jetzt mit dem Oberligisten feiern. Der Außenseiter gewann in Burscheid das Final-Four-Turnier im Kreispokal – mit 27:26 (13:15) im Finale gegen den Drittliga-Rückkehrer SGL.
In den Jahren 2015 und 2016 hatte der Torhüter jeweils mit Langenfeld den Kreispokal geholt, während er 2017 notgedrungen enthaltsam sein musste – weil Remscheid bereits in der zweiten Runde ausschied. Die SGL durfte 2016/2017 als Drittligist gar nicht teilnehmen – und wird es 2018/2019 wieder nicht dürfen. Der Niederrheinpokal ist ebenfalls kein Thema für die SGL – wohl aber für Remscheid. Der Blick nach vorne war zumindest für Tobias Geske trotzdem erst mal kein Thema, dafür genoss er den Erfolg in vollen Zügen: „Endlich habe ich mein Baby wieder.“Gemeint war der durchaus nicht kleine Pokal, den er sich nun für ein weiteres Jahr aus nächster Nähe ansehen darf.
Einer der weniger Begeisterten war Langenfelds Max Adams, der im Halbfinale und im Finale seine bei- den letzten Einsätze für die SGL bestritt und demnächst für den Drittliga-Kontrahenten Bergische Panther auflaufen wird. „Natürlich hätte ich mich lieber mit einem Sieg verabschiedet“, räumte der Rechtsaußen ein, der am Final-Four-Wochenende mit 13 Toren in zwei Spielen immerhin der beste Werfer des Favoriten war. Trotzdem konnte er die Niederlage des Drittligisten nicht verhindern, der nach der Pause vom Kurs abkam und später nichts mehr zuzusetzen hatte. Ein Erklärungsversuch: Von bester Besetzung war der Regionaliga-Meister meilenweit entfernt. Im Halbfinale gegen den Landesligisten WMTV Solingen (39:18) waren Spielmacher André Eich sowie Kreisläufer Mats Heyde und Linksaußen Vinzenz Preissegger nicht an Bord. Im Finale stand dann Heyde zur Verfügung, aber nicht Linkshänder Heider.
Die SGL begann brauchbar, weil sie ab dem 4:4 (9.) das Heft temporeich in die Hand nahm und vier Treffer in Folge zum 8:4 erzielte (12.). Beim 11:6 (17.) gab es mit fünf Treffern Differenz den größten Vorsprung – und wenig deutete darauf hin, dass die HG richtig gefährlich werden könnte. Bis zum 13:9 (21.), 14:10 (24.) und 15:11 (28.) sah alles eher harmlos aus – bis Remscheid kurz vor der Pause zwei Treffer zum 13:15 erzielte. Ab dem 18:16 (36.) neigte sich die Waage immer stärker zugunsten des Oberligisten, der sich steigerte – während die SGL deutlich abbaute. Aus dem 22:23 (48.) machte Maurice Meurer mit zwei Toren das 23:23 (51.) und 24:23 (53.), ehe sich Langenfeld selbst ein Bein nach dem anderen stellte.
Höhepunkt: In Überzahl (die erste der zwei Zeitstrafen gegen Remscheid war völlig unangebracht) ließ die SGL erst einen Siebenmeter aus und fing sich dafür zwei Gegentreffer – 24:24 (56.), 24:25 (56.). Nach dem 25:25 (57.) von Philipp Wolter sorgte Remscheid mit dem 26:25 (58.) und dem 27:25 (59.) für die Entscheidung. Das 26:27 (60.) durch Felix Korbmacher konnte die Pleite nicht mehr abwenden.
Langenfelds Trainer Jurek Tomasik wirkte im Anschluss erstaunlich gefasst. „In der ersten Hälfte war das eine gute Leistung“, fand der Coach, „und am Ende hätten wir das natürlich über die Bühne bringen müssen.“Das Nachlassen im zweiten Durchgang, als manche Spieler arg müde wirkten, führte er nach vorheriger Pause und kürzlich absolvierter Mannschafts-Tour (Mallorca) in erster Linie auf fehlende konditionelle Grundlagen zurück. Eine besonders intensive Vorbereitung hatte allerdings auch Remscheid kurz nach seiner Mannschafts-Tour (Amsterdam) nicht hinter sich. Wer dann trotzdem einen zwei Klassen höher angesiedelten Gegner bezwingt, trägt selbstredend das breiteste mögliche Grinsen vor sich her.