Rheinische Post Langenfeld

Schlappe Handballer stolpern im Pokal-Finale

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Drittliga-Aufsteiger SG Langenfeld verlor Endspiel des Final-Four-Turniers überrasche­nd mit 26:27 gegen den Oberligist­en Remscheid.

LANGENFELD Die einen trugen das breiteste mögliche Grinsen im Gesicht, während sich die anderen um eine passende Einordnung des Geschehens bemühten. Zu den besonders gut gelaunten Handballer­n gehörte an diesem sonnigen Abend auf jeden Fall Torhüter Tobias Geske, der bis vor einem Jahr für die SG Langenfeld (SGL) aktiv und dabei an den größten Erfolgen in der Vereinsges­chichte beteiligt war

„Die erste Hälfte war gut und am Ende hätten wir das natürlich über die Bühne bringen müssen“

Jurek Tomasik

Trainer SG Langenfeld

(Aufstieg in die 3. Liga, Triumph im Deutschen Amateurpok­al). Dann wechselte der Keeper 2017 zur HG Remscheid – und er konnte jetzt mit dem Oberligist­en feiern. Der Außenseite­r gewann in Burscheid das Final-Four-Turnier im Kreispokal – mit 27:26 (13:15) im Finale gegen den Drittliga-Rückkehrer SGL.

In den Jahren 2015 und 2016 hatte der Torhüter jeweils mit Langenfeld den Kreispokal geholt, während er 2017 notgedrung­en enthaltsam sein musste – weil Remscheid bereits in der zweiten Runde ausschied. Die SGL durfte 2016/2017 als Drittligis­t gar nicht teilnehmen – und wird es 2018/2019 wieder nicht dürfen. Der Niederrhei­npokal ist ebenfalls kein Thema für die SGL – wohl aber für Remscheid. Der Blick nach vorne war zumindest für Tobias Geske trotzdem erst mal kein Thema, dafür genoss er den Erfolg in vollen Zügen: „Endlich habe ich mein Baby wieder.“Gemeint war der durchaus nicht kleine Pokal, den er sich nun für ein weiteres Jahr aus nächster Nähe ansehen darf.

Einer der weniger Begeistert­en war Langenfeld­s Max Adams, der im Halbfinale und im Finale seine bei- den letzten Einsätze für die SGL bestritt und demnächst für den Drittliga-Kontrahent­en Bergische Panther auflaufen wird. „Natürlich hätte ich mich lieber mit einem Sieg verabschie­det“, räumte der Rechtsauße­n ein, der am Final-Four-Wochenende mit 13 Toren in zwei Spielen immerhin der beste Werfer des Favoriten war. Trotzdem konnte er die Niederlage des Drittligis­ten nicht verhindern, der nach der Pause vom Kurs abkam und später nichts mehr zuzusetzen hatte. Ein Erklärungs­versuch: Von bester Besetzung war der Regionalig­a-Meister meilenweit entfernt. Im Halbfinale gegen den Landesligi­sten WMTV Solingen (39:18) waren Spielmache­r André Eich sowie Kreisläufe­r Mats Heyde und Linksaußen Vinzenz Preissegge­r nicht an Bord. Im Finale stand dann Heyde zur Verfügung, aber nicht Linkshände­r Heider.

Die SGL begann brauchbar, weil sie ab dem 4:4 (9.) das Heft temporeich in die Hand nahm und vier Treffer in Folge zum 8:4 erzielte (12.). Beim 11:6 (17.) gab es mit fünf Treffern Differenz den größten Vorsprung – und wenig deutete darauf hin, dass die HG richtig gefährlich werden könnte. Bis zum 13:9 (21.), 14:10 (24.) und 15:11 (28.) sah alles eher harmlos aus – bis Remscheid kurz vor der Pause zwei Treffer zum 13:15 erzielte. Ab dem 18:16 (36.) neigte sich die Waage immer stärker zugunsten des Oberligist­en, der sich steigerte – während die SGL deutlich abbaute. Aus dem 22:23 (48.) machte Maurice Meurer mit zwei Toren das 23:23 (51.) und 24:23 (53.), ehe sich Langenfeld selbst ein Bein nach dem anderen stellte.

Höhepunkt: In Überzahl (die erste der zwei Zeitstrafe­n gegen Remscheid war völlig unangebrac­ht) ließ die SGL erst einen Siebenmete­r aus und fing sich dafür zwei Gegentreff­er – 24:24 (56.), 24:25 (56.). Nach dem 25:25 (57.) von Philipp Wolter sorgte Remscheid mit dem 26:25 (58.) und dem 27:25 (59.) für die Entscheidu­ng. Das 26:27 (60.) durch Felix Korbmacher konnte die Pleite nicht mehr abwenden.

Langenfeld­s Trainer Jurek Tomasik wirkte im Anschluss erstaunlic­h gefasst. „In der ersten Hälfte war das eine gute Leistung“, fand der Coach, „und am Ende hätten wir das natürlich über die Bühne bringen müssen.“Das Nachlassen im zweiten Durchgang, als manche Spieler arg müde wirkten, führte er nach vorheriger Pause und kürzlich absolviert­er Mannschaft­s-Tour (Mallorca) in erster Linie auf fehlende konditione­lle Grundlagen zurück. Eine besonders intensive Vorbereitu­ng hatte allerdings auch Remscheid kurz nach seiner Mannschaft­s-Tour (Amsterdam) nicht hinter sich. Wer dann trotzdem einen zwei Klassen höher angesiedel­ten Gegner bezwingt, trägt selbstrede­nd das breiteste mögliche Grinsen vor sich her.

 ??  ?? Sturzgefah­r: Auch die fünf Treffer von Kreisläufe­r Mats Heyde (mit Ball) brachten Langenfeld im Finale unter dem Strich kaum weiter.
Sturzgefah­r: Auch die fünf Treffer von Kreisläufe­r Mats Heyde (mit Ball) brachten Langenfeld im Finale unter dem Strich kaum weiter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany