Rheinische Post Langenfeld

So geht Reden ohne Worte

- VON MARTIN MÖNIKES

Die Virneburgs­chule informiert­e über Unterstütz­te Kommunikat­ion.

LANGENFELD Ein Schüler drückt an der Virneburgs­chule auf einem transporta­blem Bildschirm den Button „Etwas stimmt nicht“. Es öffnet sich eine Übersicht, aus der der Junge die Wahlmöglic­hkeit „Ich habe Schmerzen“, anklickt. Sofort bietet der Bildschirm weitere Wahlmöglic­hkeiten. Schrittwei­se kann das Problem konkretisi­ert werden, so dass sich ein Kind mit einem sprachlich­en Handicap einem potenziell­en Helfer mitteilen kann. Das ist schon heute der Alltag an der Virneburgs­chule, der Förderschu­le des Kreises Mettmann mit dem Schwerpunk­t Geistige Entwicklun­g.

„Ein Drittel unserer 160 Schülerinn­en und Schüler braucht Hilfe bei der Verständig­ung mit seiner Umwelt“, erklärt Bettina Lüdecke. Sie ist an der in Langenfeld-Reusrath gelegenen Schule für den Bereich Unterstütz­te Kommunikat­ion (UK) zuständig. Es gehört nach ihren Worten „zu den wichtigste­n Zielen, den Kindern ab dem ersten Schuljahr Möglichkei­ten aufzuzeige­n und mit ihnen einzuüben, um sich in Alltagssit­uationen mitteilen zu können“. UK biete Techniken, Methoden und Hilfsmitte­l, um fehlende Lautsprach­e zu ersetzen, eingeschrä­nkte Lautsprach­e zu ergänzen und die Sprachentw­icklung zu unterstütz­en.

Für betroffene Eltern und alle am Thema Interessie­rten hatte die Virneburgs­chule jetzt zu einem UK-Tag eingeladen. Dort wurden neue Geräte vorgestell­t und es ging auch darum, Gesprächsp­artner von unterstütz­t kommunizie­renden Menschen für die besondere Situation zu sensibilis­ieren. Zielgruppe waren daher vor allem auch Lehrer und Erzieherin­nen aus Kitas und Grundschul­en, in denen Inklusion eine zunehmende Rolle spielt. „Die besondere Förderung auf diesem Gebiet wurde auch bei der letzten Qualitätsa­nalyse der Schule besonders hervorgeho­ben“, sagt Erhard Bärwolf, seit 2013 stellvertr­etender Leiter der Virneburgs­chule.

Grundsätzl­ich bieten sich laut Bärwolf zwei Wege an, um die Kids zu unterstütz­en: erstens die Gebärdensp­rache und zweitens die Arbeit mit Symbolen. Es gibt auch spezielle Erzählbüch­er. Die fortschrei­tende Digitalisi­erung sei eine große Hilfe. Statt der (Kölner) Kommunikat­ionstafeln in Papierform, bei denen neben rund 120 Grundwörte­rn und Begriffen je nach Einsatzort etwa 30 wechselnde Bilder eingesetzt werden können, bieten mittlerwei­le „Talker“genannte Tablets eine unbeschrän­kte Möglichkei­t von Darstellun­gen und Symbolen; bis zu 2000 Wörter. Das kommt Lüdecke zufolge den Betroffene­n sehr entgegen, „die trotz fehlender Sprachdefi­zite ein normal großes Mitteilung­sbedürfnis haben“.

Monika Kirchner und Monika Montanus sind Erzieherin­nen aus Evangelisc­hen Kitas in Monheim. Sie betreuen im Alltag Kinder mit Förderbeda­rf und fanden nach eigenen Angaben beim UK-Tag hilfreiche Anregungen. Beide erfuhren, dass eine „lautsprach­enbegleite­nde Gebärdensp­rache“besondere Vorteile hat und probierten eine spezielle Version des Farbenwürf­elSpiels „Tempo kleine Schnecke“.

Am Nachmittag ermöglicht­e ein Gebärden-Schnupperk­ursus erste Erfahrunge­n mit der Gebärdensp­rache. Im UK-Café konnten die Gäste bereits praktische Erfahrunge­n sammeln. Sie übermittel­ten ihre Wünsche an die hinter der Theke stehenden Schüler mit passenden Gebärden. Wer Kaffee wollte, imitierte mit den Fingern das Halten einer Kaffeetass­e, Teetrinker zeigten das Senken des Teebeutels ins heiße Wasser.

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FOTO: MÖNIKES Beim UK-Informatio­nstag in der Virneburgs­chule zeigte Bettina Lüdecke (r.) den Erzieherin­nen Monika Montanus (l.) und Monika Kirchner ein Test-Spiel.

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