DIESE WOCHE IN UNSERER STADT
Planungspannen sind keine Naturkatastrophen Die Liste von Fehlkalkulationen des Baudezernats ist auffällig lang. Längst nicht alle Erklärungen seiner Chefin wirken schlüssig. Muss die Behörde entlastet werden?
Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Chronologie des Versagens: Mitte März wird öffentlich, dass die Stadt nur 1,3 statt vorhandener vier Millionen Euro Fördergeld des Landes für die Schulsanierung abgerufen hat. Andere Kommunen, darunter die Nachbarstadt Köln, nutzten die Förderung in voller Höhe. Anfang April gibt es Irritationen um den verwahrlosten Innenhof der Pestalozzischule: Der wurde nicht saniert, obwohl 30.000 Euro dafür bewilligt waren. Mitte April eröffnet Baudezernentin Andrea Deppe dem staunenden Publikum, dass die Sanierung der Schule Im Hedrichsfeld sieben Millionen Euro teurer wird als veranschlagt. Anfang Juni folgt der nächste Paukenschlag: Die Dezernentin, die auf Ticket der Grünen ins Amt gelangte, gibt bekannt, dass das Dach des Busbahnhofs in Wiesdorf fast eine Million teurer wird als vorgesehen.
Erklärungen sind bald gefunden: Personalmangel in der Verwaltung, kaum Fachpersonal am Markt, die Tücken des Brandschutzes, steigende Preise, Überlastung der Baubranche, der Dschungel der Bauförderung, EU-Ausschreibungsbestimmungen, und ... und ... und ...
Tatsache ist: Öffentliches Bauen ist nicht leichter geworden, der Flughafen in Berlin und Stuttgart 21 lassen grüßen. Wer Größeres wagt, kann schnell auf dem Bauch landen. Fakt ist auch: In der Schuldenstadt Leverkusen ist das öffentliche Bauvolumen dank vielfältiger Förder- möglichkeiten stark gewachsen – auf ein Volumen von 30 Millionen Euro jährlich im städtischen Baudezernat. Zu schnell, zu viel? Die CDU hat jüngst erneut eine eigene Projektgesellschaft für die Wiesdorfer City gefordert. Das Vorbild wäre die Neue Bahnstadt Opladen (nbso), die anders als das Baudezernat eher geräuschlos und ohne viele Überraschungen arbeitet. Doch wer finanziert diese neue Gesellschaft? Die aktuelle Diskussion um die City C und das alte Postgelände zeigt, dass in Wiesdorf Nachholbedarf bei Planung und Ausführung herrscht.
Fazit: Planungspannen sind keine Naturkatastrophen, wie mancher glauben machen will. Sie sind und bleiben hausgemacht.
Bernd Bussang