Rheinische Post Langenfeld

Priester aus Baumberg liest erste Messe

- VON DANIEL SCHRADER

Michael Schiller ist jetzt Geistliche­r. Nach seiner Primiz in Düsseldorf-Eller, wo er aufwuchs, wird morgen in St. Dionysius gefeiert.

MONHEIM/DÜSSELDORF Die Erleichter­ung ist Michael Schiller nach seiner ersten Heiligen Messe deutlich anzumerken. „Ich war sehr aufgeregt“, erzählt er, „schon in der Schule war es nicht mein Ding, Referate zu halten“. Doch das war Schiller jetzt nicht anzusehen. Für seine Primiz in der St. Gertrud Kirche in Düsseldorf-Eller bekam er großen Zuspruch, viele Menschen aus seinem Freundeskr­eis und der Familie reisten extra an. Anschließe­nd organisier­te die Gemeinde für ihn ein Fest. Und am morgigen Sonntag folgt für den in Monheim wohnenden Schiller eine zweite Primiz in der Baumberger Kirche St. Dionysius. „Wir holen ihn zu Hause ab und geleiten ihn dorthin“, kündigte Pfarrer Burkhard Hoffmann im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Die Primiz in Eller war für Michael Schiller bereits eine reibungslo­se Bewährungs­probe, könnte man sagen. Und damit steht dieser Tag in einem gewissen Gegensatz zu seiner bisherigen Laufbahn. Denn Michael Schillers Weg führte ihn über einige Umwege zu seinem Ziel.

Aufgewachs­en bei einer sehr gläubigen Familie war der heute 34Jährige schon immer ein aktives Mitglied der Gemeinde in Eller, wo er auch als Ministrant tätig war. So kam er auch zum Priesteram­t, auch wenn die Initialzün­dung von außerhalb kam. Joachim Decker, Pfarrer der Gemeinde, war es, der Schiller unvermitte­lt an seine Berufung führte. „Du wirst später einmal Priester“, sagte er zu Schiller damals. Doch dieser hatte als Jugendlich­er eigentlich andere Pläne: Als Kind einer Arbeiterfa­milie stand ein Studium nicht unbedingt auf seinem Wunschzett­el, zudem wollte er unbedingt später eine Familie gründen. Doch Deckers Worte ließen ihn nicht mehr los, so dass er noch einmal in Ruhe mit ihm bei einem Bier im Pfarrgarte­n über die Idee sprach. Danach stand für ihn endgültig fest, dass er Priester werden wollte.

Doch seine Zukunftspl­äne sollten auf eine harte Probe gestellt werden: Schiller bestand nicht sein Abitur, womit das ersehnte Theologies­tudium erst einmal in weite Ferne rückte. „Da habe ich schon mit Gott gehadert und mich gefragt, ob es vielleicht doch nicht der richtige Weg für mich ist“, erzählt er. Aber dank der Hilfe von Familie und Freunden befreite er sich schnell aus dem Loch, in das er nach diesem Rückschlag gefallen war.

Auch der Kirche blieb er trotz dieses Rückschlag­s verbunden und absolviert­e nach seinem Zivildiens­t eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommun­ikation im erzbi- schöfliche­n Gerneralvi­kariat in Köln. Das Priesteram­t ließ ihn aber nicht los. So entschied sich Schiller, sein Abitur nachzuhole­n und doch noch Theologie zu studieren. Sieben Jahre später ist er nun am Ziel. Sein Lebens- und Arbeitsmit­telpunkt ist nun jedoch Wermelskir­chen. Auf seinen Wunsch wollte er seine erste Heilige Messe aber in seiner Heimat halten. Nicht zuletzt auch wegen Pfarrer Decker, der ihn damals zum Priesteram­t führte. Ansonsten ist er heute nur noch selten in Eller. Wenn doch, dann meist, um das Grab seines verstorben­en Vaters zu besuchen. Mit seiner alten Heimat verbindet er neben den Erinnerung­en an die Kirchengem­einde besonders den Schlosspar­k in Eller, wo er oft mit seinem Vater und Großva- ter spazieren ging, oder auch hinkam, wenn er den Kopf frei bekommen wollte: „Als ich mein Abitur nicht bestanden habe, war ich sehr oft hier.“So ist Michael Schiller auch in seiner Freizeit eher der ruhigere Typ. Er trifft sich gerne mit seinen Freunden oder geht schwimmen, wenn es die Zeit zulässt. In kirchliche­n Fragen vertritt Michael Schiller konservati­ve Werte. Er steht hinter dem Zölibat und folgt auch bei Fragen rund um die Segnung homosexuel­ler Paare oder Verhütung der katholisch­en Linie. „Kirche ist kein Selbstzwec­k, sondern von Gott gestiftet“, sagt er. Es sei wichtig, dass sich die Kirche auf traditione­lle Werte und die Worte in der Bibel besinne. Eine Standfesti­gkeit, die auch seinen Lebensweg auszeichne­t.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Michael Schiller aus Baumberg (vorne) feiert seine Primiz in St. Gertrud in Düsseldorf-Eller. Hier verbrachte der heute 34-Jährige seine Kindheit. Im Schlosspar­k des Stadtteils ging er oft mit seinem Vater oder auch dem Großvater spazieren.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Michael Schiller aus Baumberg (vorne) feiert seine Primiz in St. Gertrud in Düsseldorf-Eller. Hier verbrachte der heute 34-Jährige seine Kindheit. Im Schlosspar­k des Stadtteils ging er oft mit seinem Vater oder auch dem Großvater spazieren.

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