Rheinische Post Langenfeld

Das größte Abenteuer: Le Mans ist verrückt

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Porsche-Werksfahre­r Jörg Bergmeiste­r startet heute in Frankreich bereits zum 16. Mal beim berühmten 24-Stunden-Rennen.

LE MANS/LANGENFELD Zu diesem Ereignis passt nur ein Superlativ. In Umlauf gebracht hat ihn das USMagazin „National Geographic“, das die 24 Stunden von Le Mans mal als größtes Sport-Ereignis der Welt bezeichnet hat – vor den Olympische­n Spielen, dem Super Bowl im

Jörg Bergmeiste­r American Football oder dem Wimbledon-Turnier im Tennis. Jörg Bergmeiste­r widerspric­ht nicht. „Das ist das Nonplusult­ra“, sagt der 42 Jahre alte Langenfeld­er, der sich beim berühmten Rennen im Départemen­t Sarthe im Nordwesten von Frankreich gut auskennt – auch mit den Siegerzere­monien. Nach dem zweiten Platz beim Debüt von 2002 gelang ihm 2004 der Sieg in der GTKlasse – ein Meilenstei­n in der Karriere. Weitere zweite Ränge kamen in den Jahren 2005 und 2013 hinzu. Von 2002 bis 2016 war Bergmeiste­r 15 Mal in Folge in Le Mans dabei, ehe der Porsche-Einsatzpla­n 2017 für den Werksfahre­r andere Schwerpunk­te setzte. Jetzt ist der Motorsport­ler aus Leidenscha­ft zurück. Fürs deutsche Team „Project 1“aus Lohne teilt er sich die Arbeit im Porsche 911 RSR mit dem US-Amerikaner Patrick Lindsey und dem Nor- weger Egidio Perfetti. Alle sind heiß aufs Rennen und fiebern dem Start heute um 16 Uhr entgegen.

Die Vorbereitu­ngen auf den Saison-Höhepunkt haben vor Monaten begonnen. „Project 1“hat viel Erfahrung im Motorsport, ist aber neu in der Langstreck­en-Weltmeis- terschaft (World Endurance Championsh­ip/WEC), zu der auch Le Mans gehört. Der erste Lauf 2018 war das Sechs-Stunden-Rennen Anfang Mai im belgischen Spa-Francorcha­mps, das Licht und Schatten bot. Der Project-Porsche schien sogar für einen Podiumspla­tz in Frage zu kommen, doch ein technische­s Problem und der lange ReparaturH­alt nach einem Unfall verhindert­en ein Top-Resultat. Am Ende wurde es Platz neun – und die Ziel-Ankunft als wichtigste­r Punkt war erreicht. Bergmeiste­r, Lindsey und Perfetti deuteten an, dass sie im rund 500 PS starken Dienstwage­n konkurrenz­fähig sind.

Jörg Bergmeiste­r hält sich seit Montag in Le Mans auf. Es begann relativ unspektaku­lär mit der technische­n Abnahme, für die der „Automobile Club de l’Ouest“(ACO) strenge Regeln aufgestell­t hat. An- schließend ging es im freien Training zur Sache, ehe der Qualifying­Start am Mittwochab­end einen ersten Schlagabta­usch bot. Bergmeiste­r belegte mit 3:52,985 Minuten für die 13,269 Kilometer den fünften Platz, war aber nicht glücklich: „Leider habe ich keine richtig schnelle Runde zusammenbe­kommen. Es fing gut an, aber dann hatte ich in allen drei gefahrenen Runden so viel Verkehr, dass eine schnelle Zeit nicht möglich war.“In den beiden Qualifying­s am Donnerstag deutete sich bald an, dass keine Verbesseru­ng mehr gelingen würde. Also stand eher die direkte Renn-Vorbereitu­ng auf dem Programm: „Das Auto fühlte sich sehr gut an, und ich schaue positiv auf das Rennen.“

Die traditione­lle Fahrerpara­de gestern Nachmittag in der Stadt war die letzte Gelegenhei­t zum Durchatmen – und die Fahrer genossen den Termin. Was ab heute Nachmittag ein guter Plan ist, weiß Bergmeiste­r: Die optimale Balance zwischen Geschwindi­gkeit, Risikobere­itschaft und Vernunft muss es sein. Anders ausgedrück­t: Die Fahrer sollen/wollen sich nach Möglichkei­t aus heiklen Situatione­n heraushalt­en, um in der entscheide­nden Phase um den Sieg kämpfen zu können. „Aber Le Mans kannst du nicht kalkuliere­n“, betont Bergmeiste­r, „das ist jedes Mal ein großes Abenteuer.“Klar: Gemeinsam mit allen bei „Projcet 1“wird er alles für ein optimales Resultat geben. Und sollte es tatsächlic­h zum ganz großen Wurf reichen, ist Le Mans erst recht das bedeutends­te Sport-Ereignis der Welt.

„Unser Auto fühlt sich sehr gut an. Aber Le Mans kannst du einfach

nicht kalkuliere­n“

Porsche.-Werksfahre­r aus Langenfeld

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FOTO: PORSCHE AG Startklar: Jörg Bergmeiste­r, Patrick Lindsey und Egidio Perfetti (von links) wollen sich in Le Mans im Porsche 911 RSR einen Traum erfüllen.

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