Rheinische Post Langenfeld

DER ÖKONOM

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Baukinderg­eld nützt nur Grundbesit­zern Das Baukinderg­eld von 1200 Euro pro Kind und Jahr ist die dümmste Subvention seit der Hotelsteue­r.

Mit ihren spektakulä­ren Vorhaben hat die CSU bislang keine großen Erfolge eingeheims­t. Das Betreuungs­geld scheiterte vor dem Bundesverf­assungsger­icht, die Pkw-Maut könnte an technische­n und europarech­tlichen Schwierigk­eiten zerbrechen. Das jüngste Projekt, das Baukinderg­eld, wird wohl verabschie­det. Es wird aber, wie die von der FDP durchgeset­zte ermäßigte Hotelsteue­r, als eine der unsinnigst­en politische­n Entscheidu­ngen der großen Koalition im Gedächtnis bleiben.

Mit dem Baukinderg­eld von 1200 Euro pro Kind und pro Jahr, gezahlt bis zu einem zu versteuern­den Haushaltse­inkommen von 75.000 Euro plus 15.000 Euro pro Kind, will die CSU die Familien fördern und – ganz in konservati­ver Ideologie – die Eigenheimq­uote stärken. Es war schon einmal Gesetz als Teil der Eigenheimz­ulage von 1995 bis 2005, hat aber die Wohneigent­umsquote kaum nennenswer­t gesteigert. Zwar mehrt die Vergabe von Baukinderg­eld die Gruppe derer, die glauben, sich nun den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können. Aber wenn die jungen Familien besonders in den Ballungsge­bieten die Baunachfra­ge erhöhen, steigen bei ausgelaste­ten Kapazitäte­n zunächst die Bau- preise. Gehen die zwei Milliarden Euro, die als Subvention geplant sind, voll in die Preise, profitiere­n nur die Bauträger und das Handwerk von der Summe. Selbst wenn diese nun verstärkt – zu Lasten anderer Bereiche – in den Wohnungsba­u investiert­en, würden bei begrenztem Baugrund vor allem Grundbesit­zer profitiere­n. Ökonomen nennen das die Inzidenz einer Subvention: Die Zahlung, die der Staat leistet, kommt am Ende gar nicht denen zugute, für die sie gedacht ist, nämlich den Familien. Dasselbe gilt übrigens für viele Steuern. Hier geht es allerdings um die endgültige Belastung.

Auch die ermäßigte Hotelsteue­r kam über diesen Umweg vor allem Grundstück­seigentüme­rn zugute. Und man fragt sich, warum der Staat ausgerechn­et diese Gruppe so fördert — mit Geld von allen.

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