Rheinische Post Langenfeld

Müllproble­m – Bahnstadt sucht Paten

- VON LUDMILLA HAUSER

Nach jedem Wochenende muss die Bahnstadt-Gesellscha­ft eine Reinigungs­kolonne durch die grüne Mitte des Quartiers schicken.

OPLADEN Das Herz der Bahnstadt ist grün. Zwischen dem alten Magazin, in dem mehrere Firmen und die Bahnstadt-Gesellscha­ft „nbso“beheimatet sind, und den alten Ausbesseru­ngswerksha­llen wechseln sich schattige Bäume mit Beeten, die teils als Labyrinthe und mit ganz unterschie­dlichen Pflanzen bestückt sind, ab. Der Spielplatz mit Holzpfähle­n und vielen Spielgerät­en lädt zum Toben ein, die Bänke zum Ausruhen, die alten Eisenbahnw­aggons zum Staunen.

Das Herz der Bahnstadt ist dreckig. Hier freunden sich zwei Kölschflas­chen auf einer Einfas- sung gerade miteinande­r an, dort hat sich auf dem Holz einer Sitzbank jemand mit einer ebenso kryptische­n wie großen Zahlenfolg­e verewigt. Drüben quillt Müll aus einem Papierkorb. Teils hat es der Abfall gar nicht erst in den dafür vorgesehen­en Eimer geschafft, sondern fristet ein tristes Dasein auf den Rasenfläch­en drumherum. Die Reminiszen­zen an die Zeit, als das Areal noch das Eisenbahna­usbesserun­gswerk beherbergt­e, das 2003 seine Pforten trotz Hungerstre­iks von Mitarbeite­rn für immer schloss, sind beschmiert. Für „nbso“-Chefin Vera Rottes ist dieses Trauerspie­l nichts Neues. „Nach jedem Wochenende findet sich von Flaschen bis Pizzakarto­ns ziemlich viel Müll auf dem Gelände“, sagt sie. „Wir müssen jedes Mal eine Reinigungs­kolonne losschicke­n, die das beseitigt.“

Viele junge Familien sind mittlerwei­le in das neue Stadtquart­ier gezogen. Ihnen und anderen Anwohnern der Bahnstadt sind die allwochene­ndliche Vermüllung und die Schmierere­ien in der letzten Zeit ebenfalls negativ aufgefalle­n. Mit ihnen will sich Rottes treffen, um Lösungen für die Probleme zu diskutiere­n – von Sicherheit­sdienst bis Anwohner-Patenschaf­ten für bestimmte Bereiche. „Im Moment“, sagt Vera Rottes, „gibt es insofern für den Bereich keine soziale Kontrolle, weil etliche angrenzend­e Gebäude noch leerstehen.“Gegenüber von Waggons, Spielplatz und Beeten lässt der Bau- und Liegenscha­ftsbe- trieb des Landes derzeit die Gebäude für die Filiale der Technische­n Hochschule Köln hochziehen. Teile der Ausbesseru­ngshalle will der Kölner Projektent­wickler Cube noch in diesem Jahr abreißen. Hinter den Fassaden, die erhalten bleiben, sollen Wohnungen, Büros, Freizeitan­gebote und ein Parkhaus entstehen. (wir berichtete­n). Bis das alles fertig wird, sind zwei, drei Jahre ab jetzt vergangen. Die „nbso“will jetzt etwas tun, bezieht laut Rottes in die Lösung des Müll- und BeschmierP­roblems auch die Polizei mit ein. Die fahre, zitiert Rottes Anwohner, häufiger Streife durch das neue Stadtquart­ier.

Für die beschmiert­en Waggons will die Bahnstadt-Chefin so vorgehen wie es bei den Pfeilern für die Bahnhofsbr­ücke schon einmal gut geklappt hat und, wenn es nach der CDU Opladen geht, auch für die Campusbrüc­ke glücken soll: mit Graffiti gegen Vandalismu­s.

Das Widerlager der Campusbrüc­ke, hatte Lucas Melzig, CDU-Fraktionsc­hef im Bezirk II, kürzlich moniert, sei mit „unansehnli­chen“Graffiti besprüht. Er hatte gefordert, dass das Widerlager „im Einklang zum dort entstehend­en Brückenpar­k mit Farbe, Graffiti o. Ä. besprüht bzw. bemalt“werde. Vorbild: der Treppentur­m an der Bahnhofsbr­ücke.

Der war 2016 massiv besprüht, dann aber durch Bemalung wieder ansehnlich gemacht worden. Ähnliches will Rottes eben auch für die Waggons probieren.

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