Rheinische Post Langenfeld

Gibt es einen Pflegenots­tand im Klinikum?

- VON DANNI FUNKE

Ein Leverkusen­er hat im Klinikum von Problemen gehört. Der Ärztliche Direktor winkt aber ab.

LEVERKUSEN Ein besorgter Bürger, der ungenannt bleiben möchte, hatte sich per Telefon an die RP-Redaktion gewandt: Seine Enkelin habe wegen undefinier­ter Bauchschme­rzen einige Tage in der Kinderklin­ik des Klinikums Leverkusen gelegen. Dort habe er bei Besuchen gehört, dass ein regelrecht­er Pflegenots­tand herrsche, ganze Stationen würden aus Personalma­ngel bereits geschlosse­n werden.

„Die generell schwierige Pflegesitu­ation ist spürbar, aber nicht angespannt“, betont der Ärztliche Direktor des Klinikums und Leiter der Urologie, Dr. Jürgen Zumbé, auf Nachfrage. Auf rund 37.000 stationäre Patienten jährlich kommen 400 Vollzeit- und 300 Teilzeitpl­anstellen im Pflegebere­ich, rund ein Prozent davon ist derzeit nicht besetzt. „Das ist eine bewusste Entscheidu­ng, denn wir halten diese Stellen für die Auszubilde­nden unserer Krankenpfl­egeschule frei, die wir nach ihrem Abschluss im Herbst natürlich übernehmen wollen.“

Dass es nicht auch schon mal Engpässe im Pflegebere­ich gibt, das will der Direktor nicht bestreiten. „Bei einer Grippewell­e kommt es natürlich auch hier im Haus zu einem erhöhten Krankensta­nd, dann kann es passieren, dass Patienten intern verlegt werden, einfach um den Personalma­ngel bestmöglic­h zu kompensier­en. Eine andere Möglichkei­t ist die Überbrücku­ng von Notständen durch die Unterstütz­ung von Kräften, die wir über eine Zeitarbeit­sfirma gestellt bekommen“, berichtet Jürgen Zumbé.

Nichts desto trotz bedürfe es der Überarbeit­ung des Gesundheit­ssystems, mehr Planstelle­n müssten geschaffen werden – gerade im Be- reich der Pflege. Wie viele genau, das sei schwer zu benennen, sagt Jürgen Zumbé „Das kann man pau- schal nicht sagen. Die Politik sieht eine 1:1-Betreuung auf der Neonatolog­ie vor – in der Theorie, andere Stationen sind ebenfalls pflegeinte­nsiv, manche dagegen weniger.“

Zumbé vergleicht die Gesundheit­sbranche mit dem Schulsyste­m. „Wir haben gleicherma­ßen einen Versorgung­sauftrag. Der eine Lehrer hat 25 Kinder, der andere 35. Alle Kinder werden bestmöglic­h den Umständen entspreche­nd betreut, genau wie die Patienten hier bei uns.“Eines kann der Klinikdire­ktor jedenfalls garantiere­n: „Wir kommen unserem regionalen Versorgung­sauftrag zu 100 Prozent nach, da muss sich wirklich niemand, der hier wohnt, sorgen.“

Im Übrigen gäbe es auch keinen Ärztenotst­and am Klinikum. „Im Gegenteil, wir halten uns zu 110 Prozent an die Vereinbaru­ngen, die damals beim Ärztestrei­k mit dem Marburger Bund getroffen wurden. Im Übrigen liegt unsere Fluktuatio­nsrate weit unter dem bundesweit­en Durchschni­tt; ich denke, das spricht für sich und uns“, fügt Zumbé an.

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