Rheinische Post Langenfeld

Freundin beteuert Unschuld

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Die ehemalige Lebensgefä­hrtin des Monheimer Getränkema­rkt-Räubers wurde gestern vor dem Landgerich­t als Zeugin befragt. Sie fuhr das Fluchtauto.

MONHEIM „Als er sagte: Fahr, fahr, bin ich einfach losgefahre­n, ohne Plan und Ziel. Ich hatte Angst, denn er war ja ein wichtiger Mensch für mich. Ich war völlig durcheinan­der.“Mit diesen Worten schilderte gestern eine 28jährige Monheimeri­n vor der Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts, wie sie die Situation erlebte, als ihr Lebenspart­ner am Spätnachmi­ttag des 30. Dezembers 2017 auf den Beifahrers­itz ihres Wagens stieg und sie zum fluchtarti­gen Verlassen des Parkplatze­s an der Sandstraße anhielt. Während sie dachte, er habe noch ein paar Lebensmitt­el besorgen wollen, hatte er versucht, den Rewe-Getränkeha­ndel zu überfallen. Insgesamt werden dem 34-jährigen Monheimer vier Überfälle auf den Getränkema­rkt und eine Tankstelle vorgeworfe­n. Den Versuch hat er bereits gestanden.

Gestern gingen Richter und Staatsanwa­ltschaft der Frage nach, inwiefern sich seine Freundin der Mittätersc­haft schuldig gemacht hat. Ob sie von den Überfällen ge- wusst und an der Beute partizipie­rt hat. Sie berichtete, dass sie den Angeklagte­n in ihrer Eigenschaf­t als Krankensch­wester in der Abteilung für Suchtkrank­e der LVR-Klinik kennen und lieben gelernt habe. Sie habe den damals „cleanen“Patienten in ihrer Monheimer Wohnung aufgenomme­n. Er sei in der Folge nur sporadisch einer Beschäftig­ung nachgegang­en und habe seinen Verdienst dann auch zum gemeinsame­n Lebensunte­rhalt beigesteue­rt. Irgendwann habe sie an gewissen Wesensverä­nderungen bemerkt, das er rückfällig geworden sein muss. Er habe zunächst verdeckt Kokain und Heroin konsumiert, dann auch offen. Schließlic­h war ihre Neugierde geweckt und im Sommer 2017 nahm sie erstmals selber Kokain. Über seinen Drogenkons­um sei es immer häufiger zu Streiterei­en gekommen – auch weil er zunehmend „unterwegs“gewesen sei und sie sich Sorgen um seinen Umgang machte.

Im Oktober 2017 stellten sich bei dem Paar finanziell­e Probleme ein, als die 28-Jährige in Folge ihres Dro-

Lebensgefä­hrtin genkonsums vorübergeh­end ihren Job verlor. Sie berichtete, ihr letztes Gehalt schnell abgehoben zu haben, damit es – wegen des überzogene­n Kontos – von der Bank nicht eingezogen werden konnte. Die Richterin konfrontie­rte sie mit einem Foto, das ihr der Angeklagte am 7. November per Smartphone zugeschick­t hatte. Es zeigt einen Stapel Geldschein­e. An diesem Tag war der Getränkeha­ndel an der Sandstraße überfallen worden. Sie habe irgendwann die Dinge nicht mehr hinterfrag­t, sie habe die Augen davor verschloss­en, sagte die 28-Jährige. Sie stellte den Angeklagte­n charakterl­ich als „ganz tollen Menschen“dar, aber dass er sie in seine Beschaffun­gskriminal­ität mit hingezogen habe, könne sie ihm nicht verzeihen.

Vor Gericht widersprac­h sie daher vehement den Aussagen der Polizistin, die das Auto des Paares durch Monheim verfolgt hatte. Sie habe die Spielzeugw­affe, die ihr Freund wohl unter dem Auto deponiert hatte, zu keiner Zeit in der Hand gehabt. Sie habe sie das erste Mal gesehen, als der Polizist sie nach der Durchsuchu­ng des Wagens in die Höhe gehalten habe.

Der Prozess wird am 3. Juli fortgesetz­t.

„Eigentlich ist er ein tol

ler Mensch, aber das verzeihe ich ihm nicht“

Monheim

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