CDU Niederrhein streitet um begehrten Posten
KREFELD Die Europa-Wahl im kommenden Jahr sorgt für Unruhe im CDU-Bezirk Niederrhein. Am Freitagabend müssen sich rund 100 Delegierte des Bezirks in Krefeld auf einen Nachfolger für den langjährigen bisherigen Unions-Europaparlamentarierer Karl-Heinz Florenz aus dem Kreis Wesel einigen, der nicht wieder antreten wird. Der Niederrhein-Bezirk besetzt bei Europawahlen genau einen als sicher geltenden CDU-Listenplatz.
Posten im Europaparlament sind begehrt. Sie werden sehr gut dotiert und sind mit selbst für Berufspolitiker ungewöhnlich vielen Freiräumen verbunden. Favorit ist der Klever Christian Kremer. Der seit über zwanzig Jahren im CDU-Kreisverband Kleve tätige Politiker ist Anfang 40 und im Beruf stellvertretender Generalsekretär der Europäischen Volkspartei (EVP), hat aber noch keinen Sitz im Parlament. Er gilt als einer der Strippenzieher des Zusammenschlusses der christlich-konservativen Parteien auf Eu- ropa-Ebene.
Überraschend wirft aber auch der Viersener Landtagsabgeordnete Stefan Berger seinen Hut in den Ring, wie Berger am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Berger ist seit über 16 Jahren für die CDU im Landtag und dort derzeit ihr Sprecher im Wissenschaftsausschuss. Ihm wird nachgesagt, er habe sich nach dem Wahlsieg der NRW-CDU im vergangenen Jahr Hoffnungen auf eine prominentere Aufgabe gemacht und wolle nun enttäuscht „nach Europa“fliehen. Berger bestreitet das und verweist auf diverse europapolitische Funktionen, die er für die CDU bereits hatte. „Für mich ist die Kandidatur eine natürliche Entwicklung“, so Berger.
In der CDU-Basis am Niederrhein heißt es, Bergers Chancen stünden nicht schlecht. „Als EVP-Funktionär steht Christian Kremer für das EU-Establishment, und das mögen viele hier nicht so“, sagt ein Delegierter dazu. Stefan Berger, so heißt es, sei zugänglicher. „Man gönnt ihm das“, heißt es in der Niederrhein-CDU.
Umgekehrt sind die Klever hinter den Kulissen sehr aktiv, um „ihren“Kandidaten Kremer durchzusetzen. Seit ihr Frontmann, Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla, sich zugunsten einer Karriere bei der Bahn aus der Berufspolitik zurückgezogen hat, fühlen sie sich überregional nicht mehr stark genug vertreten. Den beiden Neussern Andreas Hamacher und Harald von Canstein, die ebenfalls für den Niederrhein-Platz auf der Landesliste kandieren, werden kaum Chancen eingeräumt.