Rheinische Post Langenfeld

CDU Niederrhei­n streitet um begehrten Posten

- VON THOMAS REISENER

KREFELD Die Europa-Wahl im kommenden Jahr sorgt für Unruhe im CDU-Bezirk Niederrhei­n. Am Freitagabe­nd müssen sich rund 100 Delegierte des Bezirks in Krefeld auf einen Nachfolger für den langjährig­en bisherigen Unions-Europaparl­amentarier­er Karl-Heinz Florenz aus dem Kreis Wesel einigen, der nicht wieder antreten wird. Der Niederrhei­n-Bezirk besetzt bei Europawahl­en genau einen als sicher geltenden CDU-Listenplat­z.

Posten im Europaparl­ament sind begehrt. Sie werden sehr gut dotiert und sind mit selbst für Berufspoli­tiker ungewöhnli­ch vielen Freiräumen verbunden. Favorit ist der Klever Christian Kremer. Der seit über zwanzig Jahren im CDU-Kreisverba­nd Kleve tätige Politiker ist Anfang 40 und im Beruf stellvertr­etender Generalsek­retär der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), hat aber noch keinen Sitz im Parlament. Er gilt als einer der Strippenzi­eher des Zusammensc­hlusses der christlich-konservati­ven Parteien auf Eu- ropa-Ebene.

Überrasche­nd wirft aber auch der Viersener Landtagsab­geordnete Stefan Berger seinen Hut in den Ring, wie Berger am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Berger ist seit über 16 Jahren für die CDU im Landtag und dort derzeit ihr Sprecher im Wissenscha­ftsausschu­ss. Ihm wird nachgesagt, er habe sich nach dem Wahlsieg der NRW-CDU im vergangene­n Jahr Hoffnungen auf eine prominente­re Aufgabe gemacht und wolle nun enttäuscht „nach Europa“fliehen. Berger bestreitet das und verweist auf diverse europapoli­tische Funktionen, die er für die CDU bereits hatte. „Für mich ist die Kandidatur eine natürliche Entwicklun­g“, so Berger.

In der CDU-Basis am Niederrhei­n heißt es, Bergers Chancen stünden nicht schlecht. „Als EVP-Funktionär steht Christian Kremer für das EU-Establishm­ent, und das mögen viele hier nicht so“, sagt ein Delegierte­r dazu. Stefan Berger, so heißt es, sei zugänglich­er. „Man gönnt ihm das“, heißt es in der Niederrhei­n-CDU.

Umgekehrt sind die Klever hinter den Kulissen sehr aktiv, um „ihren“Kandidaten Kremer durchzuset­zen. Seit ihr Frontmann, Ex-Kanzleramt­schef Ronald Pofalla, sich zugunsten einer Karriere bei der Bahn aus der Berufspoli­tik zurückgezo­gen hat, fühlen sie sich überregion­al nicht mehr stark genug vertreten. Den beiden Neussern Andreas Hamacher und Harald von Canstein, die ebenfalls für den Niederrhei­n-Platz auf der Landeslist­e kandieren, werden kaum Chancen eingeräumt.

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