Rheinische Post Langenfeld

Die deutsche Mannschaft spricht mit einer Stimme

- VON ROBERT PETERS

Das DFB-Team gelobt unisono Besserung. Sami Khedira fordert: „Wir müssen wieder elf Krieger auf dem Platz sein.“

SOTSCHI Niemand weiß, wie lange die Athleten tapfer um eine gemeinsame Sprachrege­lung gerungen haben, ob es laut dabei zuging oder gesittet, und ob die Trainer den Vorsitz führten bei der Aussprache des deutschen WM-Teams im dunklen Wald von Watutinki. Aber gefunden haben sie die gemeinsame Sprachrege­lung vor dem zweiten Gruppenspi­el gegen die Schweden am Samstag auf jeden Fall. Am Donnerstag sagte Mario Gomez (32) auf dem Trainingsp­latz in Sotschi: „Jeder weiß, worauf es jetzt ankommt. Wir müssen jedes Spiel gewinnen. Und wir wissen, dass wir es besser können.“Klassenspr­echer Mats Hum- mels (29) erklärte: „Wir wissen, dass wir es viel besser können.“Und Sami Khedira (31) versichert­e: „Wir haben die Qualität.“Dann ist‘s ja gut.

Khedira schaute gar ein bisschen reumütig auf seine Vorstellun­g im Auftaktspi­el gegen Mexiko zurück. „Ich weiß, dass ich kein gutes Spiel gemacht habe“, räumte er ein. Aber natürlich machte er sich nicht allein verantwort­lich für die 0:1-Niederlage. „Das hat auch mannschaft­staktische Gründe gehabt“, urteilte der Mittelfeld­spieler. Darüber, das versichert­e er, sei ausgiebig geredet worden. Ein Ergebnis: „Wir müssen die Defensive immer im Kopf haben.“Das ist eine wichtige Erkenntnis für einen, der seine Position im zentralen hinteren Mittelfeld gegen die Mexikaner offenbar gründlich missversta­nden hatte und auf dem ganzen Platz unterwegs war.

Khedira hält das für ein Abstimmung­sproblem. „Wir müssen als Mannschaft mehr kommunizie­ren“, sagte er. Ob ihn zeitige Zurufe der Kollegen von seinen bedenkenlo­sen Sturmläufe­n abgehalten hätten, ist damit noch nicht heraus. Immerhin aber vertritt er ebenfalls die Meinung seiner Mitspieler, „dass wir zu fahrlässig gespielt haben und kompakter auftreten müssen“.

Selbstvers­tändlich will Khedira jedoch nicht in den Chor derer einstimmen, die nicht nur die Einstellun­g oder die Taktik, sondern auch die Aufstellun­g geändert sehen wollen. „Es geht hier nicht ums Perso- nal“, urteilte der 31-Jährige, der sich seit jeher für einen gesetzten Stammspiel­er hält.

Schließlic­h war er der unumstritt­ene Anführer der U21-Mannschaft, die 2009 Europameis­ter wurde und deren Stamm fünf Jahre später in Rio die Weltmeiste­rschaft gewann. Wenn Khedira Lothar Matthäus wäre, würde er sagen: „Einen Sami Khedira setzt man nicht auf die Bank.“Eine Vielzahl der 80 Millionen Bundestrai­ner in Deutschlan­d würde da nach der Leistung gegen Mexiko laut widersprec­hen. Der eine Bundestrai­ner, der sich mit der DFB-Auswahl in Sotschi auf das erste von zwei Gruppenend­spielen vorbereite­t, stimmt vielleicht eher dem Spieler zu. Denn Löw fühlt sich den Spielern verpflicht­et, mit denen er schon lange zusammenar­beitet.

Das ist auch Hummels geläufig, der 2010 beim 3:0 gegen Malta in Aachen sein erstes Länderspie­l machte. „Der Bundestrai­ner weiß, dass er sich auf seine Spieler verlassen kann“, betonte der Verteidige­r. Deshalb kehre nach dem Rückschlag gegen die Mexikaner nun„die feste Überzeugun­g zurück“.

Weil in Deutschlan­d heftig über die Einstellun­g zum WM-Turnier diskutiert wird, und weil die Spieler das mitbekomme­n, hat Khedira noch einen sehr eindrucksv­ollen Auftrag an alle. „Wir müssen wieder elf Krieger auf dem Platz sein“, sagte er. Wann das zum letzten Mal der Fall war, ließ er offen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany