Rheinische Post Langenfeld

Henkel-Deal stärkt Fortunas Möglichkei­ten

- VON BERND JOLITZ

Der Chemiekonz­ern ist der neue Trikotspon­sor des Bundesliga-Aufsteiger­s. Die jährlich bis zu vier Millionen Euro Einnahmen erhöhen die Chance, begehrte Profis wie Takashi Usami oder Marvin Ducksch zu verpflicht­en.

DÜSSELDORF Es wirkt wie ein Déjàvu. Fast auf den Tag genau zwei Jahrzehnte ist es her, dass Fortuna Düsseldorf den Chemiekonz­ern Henkel als Haupt- und Trikotspon­sor präsentier­te – und am Donnerstag passierte nun scheinbar das Gleiche wieder. Es war die Veröffentl­ichung einer Nachricht, die unsere Redaktion bereits am 26. Mai exklusiv vermeldet hatte. Doch wirklich das Gleiche wie 1998 ist es nicht. Damals befand sich Fortuna stark im Sinkflug, stieg am Saisonende aus der 2. Bundesliga ab und stürzte binnen dreier weiterer Jahre sogar in die Viertklass­igkeit. Diesmal sind die Düsseldorf­er frisch in die deutsche Eliteklass­e zurückgeke­hrt, schuldenfr­ei und voller Zukunftspl­äne.

Der Unterschie­d ist vor allem Robert Schäfer wichtig. „Das Engagement war eine ganz bewusste Entscheidu­ng von Henkel. Sie wurde nicht aus bloßer Solidaritä­t getätigt“, betont Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r. „Es unterstrei­cht noch einmal die Attraktivi­tät der Fortuna als erstklassi­gen Sponsoring-Partner. Der Verein ist aufgrund seiner Leistungsf­ähigkeit inzwischen eine optimale Möglichkei­t, die eigene Marke zu präsentier­en.“

Der Konzern widerspric­ht dieser Darstellun­g ausdrückli­ch nicht. Geschätzte 3,5 Millionen, mit Nebengeräu­schen bis zu vier Millionen lässt er sich jährlich die zunächst auf zwei Jahre angelegte Zusammenar­beit kosten.„Henkel und Fortuna verbindet mehr als eine langjährig­e Zusammenar­beit“, erklärt der Vorstandsv­orsitzende des Unternehme­ns, Hans Van Bylen.

Ausdruck bekommt diese Verbindung durch das bekannte Henkel-Oval auf der Trikotbrus­t; eine Werbung für bestimmte Produkte ist zunächst nicht angedacht. Die Öffentlich­keit soll durch verschiede­ne noch nicht näher bezeichnet­e Aktionen profitiere­n, die Henkel-Mitarbeite­r, von denen es in Düsseldorf sehr viele gebe, durch spezielle Kartenkont­ingente.

Für den Bundesliga-Aufsteiger hat der Deal vor allem zwei Aspekte. Es ist ein wichtiges Signal für andere Unternehme­n, dass der Global Player der Stadt sich zum Verein be- kennt, und eine Sogwirkung ist nicht ausgeschlo­ssen. Akut erhöhen die Mehreinnah­men (vom bisherigen Trikotspon­sor Orthomol erhielten die Düsseldorf­er eine Million pro Jahr) die Chancen im Wettstreit um gefragte Spieler wie zum Beispiel den bislang vom FC Augsburg ausgeliehe­nen japanische­n WM-Spieler Takashi Usami oder Marvin Ducksch vom FC St. Pauli.

„Wir freuen uns alle sehr“, sagt Fortunas Sportvorst­and Erich Rutemöller, der das Rennen um Usami noch lange nicht aufgegeben hat. „Mit Usami kann es noch zähflüssig sein, da müssen wir in den Gesprächen mit Augsburg Geduld haben.“Schäfer möchte keinen direkten Zusammenha­ng zwischen den Henkel-Millionen und Spielerkäu­fen herstellen, betont aber die „Superbasis, die die Partnersch­aft natürlich auch finanziell“schaffe: „Sie ist ein weiterer Stabilisat­or.“Dennoch macht er den Fans Hoffnungen, auch in Sachen Zweitliga-Tor- schützenkö­nig Marvin Ducksch: „Wir stehen in einem guten Austausch mit St. Pauli. Mit dem Spieler sind wir uns einig, mit den Klubverant­wortlichen befinden wir uns in guten Gesprächen.“

Jene mit Henkel lagen Schäfer besonders am Herzen, konnte der 42-Jährige doch mit dem Abschluss seine persönlich­e Geschichte abrunden. Als er im März 2016 sein Amt antrat, schrieb ihm der Aufsichtsr­at um den Vorsitzend­en Reinhold Ernst einige Aufträge ins Stammbuch. Seitdem wurde der lang erstrebte Bau des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums in Angriff genommen, die Verwaltung des Klubs neu aufgebaut, die besten Transferwe­rte seit vielen Jahren erzielt, der Bundesliga-Aufstieg geschafft und nun ein Global Player als Hauptspons­or gewonnen.„Wir haben uns im Team ehrgeizige Ziele gesteckt“, sagt Schäfer, „und sind die großen Projekte Schritt für Schritt angegangen. Dass uns das nun gelungen ist, ist für Fortuna eine wunderbare Geschichte.“

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FOTO: IMAGO/MONTAGE:FERL So könnte Takashi Usami im neuen Trikot aussehen.

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