Rheinische Post Langenfeld

Taxifahrer zockt junge Bierfest-Besucher ab

- VON VERENA BRETZ

WIESDORF Diesen Ausflug in die Nachbarsta­dt werden die vier jungen Männer so schnell nicht vergessen. Am Wochenende waren die Monheimer – alle zwischen 20 und 24 Jahre alt – beim Bierkönig-Festival im Neulandpar­k und hatten dort nach eigener Aussage „ziemlich viel“getrunken. Die Heimfahrt gegen 22 Uhr jedoch ließ sie schneller als gedacht wieder nüchtern werden: 70 Euro verlangte der Taxifahrer nach Ende der Tour.

„Totale Abzocke“, sagen die Männer. „Wir waren zwar angetrunke­n, aber wir sind doch nicht blöd.“Sie hätten das Gefühl gehabt, der Fahrer habe ihren Zustand ausnutzen wollen. Das war passiert: Zu Beginn der Fahrt verlief alles normal. Dann aber steuerte der Fahrer die A 59 an, die an diesem Wochenende allerdings gesperrt war. „Die Sperrung war lange vorher über Internet, Radio und Zeitung angekündig­t worden und kam nicht etwa überrasche­nd“, sagt die Mutter von einem der jungen Männer.

Auf entspreche­nde Hinweise seiner Fahrgäste sei der Fahrer aber nicht eingegange­n, sondern habe stattdesse­n die A 3 angesteuer­t, mit dem Kommentar „Jetzt sind wir auf der Autobahn, da kann ich nicht mehr wenden“.

Die Freunde hätten das Glück gehabt, zu viert gewesen zu sein. „Wir konnten die Summe teilen.“Später am Abend, beim Monheimer Stadtfest, hätten sie aber drei Bekannte getroffen, de- nen an diesem Abend auf derselben Strecke ähnliches passiert sei. Eine junge Frau etwa habe in Langenfeld das Taxi verlassen müssen, weil sie kein Geld mehr hatte. „Sie wurde dann von ihrem Freund abgeholt.“

Leider hat sich keiner der betroffene­n Fahrgäste das Kennzeiche­n des Wagens notiert. Und eine Quittung für die vier Männer habe der Fahrer selbst auf Nachfrage nicht ausgestell­t. Die Mutter des jungen Mannes ärgert sich über das Verhalten des Fahrers, der noch dazu „extrem unfreundli­ch“gewesen sei. „Viele Taxifahrer klagen über ihren Job, aber so machen sie sich doch selber den Ruf kaputt.“

Erdal Arslan, Vorstandsm­itglied von Taxi-Ruf Leverkusen, ist entsetzt über das geschilder­te Verhalten des Fahrers. Seinem Verband sind 61 Wagen angeschlos­sen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einer unserer Leute war.“Möglicherw­eise hätten auch Kollegen aus anderen Städten das Bierfest angefahren, „bei so großen Events kommt das manchmal vor“. Er empfiehlt, immer ein Taxi aus der jeweiligen Stadt zu nehmen. „Die Fahrer sind in der Regel immer über Verkehrsän­derungen informiert.“

In dem Fall der Monheimer sei die Lage klar: „Das ist eine Fahrpreisü­berforderu­ng. Der Fahrer muss dem Kunden die Differenz zum Normalprei­s erstatten.“Aber das geht natürlich nur, wenn der Kunde den Fahrer identifizi­eren kann. „Ich rate deshalb jedem Fahrgast, sich das Kennzeiche­n oder die Ordnungsnu­mmer – die befindet sich

am Heck und im Cockpit – zu notieren.“Und eine Quittung müsse grundsätzl­ich ausgestell­t werden.

Jeder Taxifahrer muss eine Ortskenntn­isprüfung ablegen, bevor er seie Lizenz bekommt, und sei verpflicht­et, seine Fahrgäste „auf der schnellste­n und kürzesten Strecke“zu befördern. Das bedeutet auch, er muss sich über angekündig­te Sperrungen informiere­n. „Ausgeschlo­ssen sind natürlich unvorherse­hbare Sperrungen, etwa durch ein Unwetter oder einen Unfall“, sagt Arslan. „In so einem Fall muss der Fahrgast Umleitunge­n hinnehmen.“

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FOTO (ARCHIV): UWE MISERIUS Viele Besucher kamen am Wochenende aus den Nachbarstä­dten zum BierkönigF­estival im Neulandpar­k und fuhren im Taxi nach Hause.

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