L’arte del mondo – die Musikexporteure
Das Leverkusener Orchester ist derzeit in Kanada unterwegs, um HändelWerke zu spielen. Musikalische Leckerbissen soll es ab Herbst auch in Leverkusen geben.
LEVERKUSEN Kofferpacken, darin sind die Mitglieder des Leverkusener Orchesters l’arte del mondo gut geübt. Schließlich sind die Instrumentalisten um Leiter Werner Ehrhardt umtriebige Exporteure ausgezeichneter Musik made in Leverkusen. Derzeit sind sie in Kanada, wo sie mit drei Konzerten in unterschiedlicher Besetzungsgröße bei einem der wichtigsten Barockfestivals auf dem nordamerikanischen Kontinent mitwirken.
In Montreal konzentriert man sich dieses Jahr besonders auf Händel, dessen Oratorium „The Triumph of Time and Truth“das komplette Orchester mit einem dortigen Chor und namhaften Solisten aufführt. Händel steht zudem bei zwei weiteren Konzerten von l’arte del mondo auf dem Programm: ein Orchesterkonzert und eines in Quartettbesetzung. Im Juli geht das Ensemble mit Nils Mönkemeyer, einem der führenden deutschen Bratschisten, auf Tournee. Weitere Auftritte sind beim MDR-Musiksommer oder im September beim Beethovenfest geplant. Da beleuchtet das Orchester in einem auf drei Jahre angelegten Projekt die weniger bekannte Zeit des (noch jungen) Bonner Beethoven, vor dessen Umzug nach Wien. Diesen Aspekt findet Werner Ehrhardt besonders reizvoll, weil der auch mit Forschungsarbeit und vielen neuen Erkenntnissen verbunden ist.
Neugier und das Interesse, vermeintlich Bekanntes unter neuen Gesichtspunkten zu entdecken bestimmen seine Arbeit mit dem Ensemble. So entstanden außergewöhnliche Projekte wie „Vivaldis Jahreszeiten Recomposed“, was l’arte del mondo mit dem Geiger Daniel Hope auf CD eingespielt und in mehrere Länder exportiert hat. Erst vor wenigen Wochen führten sie das Werk im ausverkauften Saal der neuen Elbphilharmonie auf. Die Musiker waren von dem Bau, besonders der Atmosphäre, begeistert, auch wenn die Akustik im Saal ihre Tücken hat. Nur in Leverkusen war das Werk von Max Richter noch nie zu hören. Doch das wird im Mai 2019 nachgeholt. Da steht die Aufführung im Erholungshaus auf dem Programm von Bayer Kultur, wo l’arte del mondo als „Orchestra in Residence“geführt wird.
Vorher, am 3. November, kann das Bayer-Publikum eine andere Besonderheit erleben. Da führt das Ensemble die Oper „La Fiera di Venezia“von Antonio Salieri auf, dem spätestens seit dem Mozart-Film der Ruf des verschlagenen alten Mannes und mäßigen Komponisten anhaftet. Zu Unrecht, will Ehrhardt unter Beweis stellen. Musikalische Gedanken, die an Figaros Hochzeit erinnern, legen nahe, dass sie Mozart als Inspirationsquelle gedient hat. Für die „zum Brüllen komische Inszenierung“, die im Erholungshaus entwickelt wurde, hat das Publikum der Schwetzinger Festspielen Ehrhardt, seine Musiker und die hervorragenden Solisten gefeiert.
Für 2019 hat sich das Orchester ein neues Großprojekt vorgenommen – eine Oper von Goethe, die er mitentwickelt hat, die aber noch niemals aufgeführt worden ist.