Rheinische Post Langenfeld

Bald Plädoyers im Wehrhahn-Prozess

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Düsseldorf­er Landgerich­t schließt die Beweisaufn­ahme nach Vernehmung einer Zeugin ab.

DÜSSELDORF (wuk) Im WehrhahnPr­ozess könnte noch im Juli, also fast auf den Tag genau 18 Jahre nach dem Bombenansc­hlag auf eine Gruppe überwiegen­d jüdischer Sprachschü­ler, das Urteil gesprochen werden. Das ergibt sich aus dem jüngsten Verhandlun­gstag gegen den wegen zwölffache­n Mordversuc­hs angeklagte­n Ex-Soldaten (52). Fast fünf Monate nach Prozessbeg­inn will das Landgerich­t Düsseldorf die Beweisaufn­ahme förmlich schließen. Erst am 3. Juli wird das Verfahren fortgesetz­t, dann vermut- lich mit den Schlussplä­doyers. Laut Anklage soll der 52-Jährige damals mit einer Rohrbombe aus Fremdenhas­s zehn von zwölf Sprachschü­ler teils schwer verletzt haben, eine Frau verlor durch einen Metallspli­tter ihr ungeborene­s Baby. Er bestreitet jede Tatbeteili­gung. Die letzten drei Zeugen hat das Schwurgeri­cht jetzt zu Wort kommen lassen, darunter auch eine 57-jährige Anwohnerin. Sie hatte einst gemeldet, dass der Angeklagte sich kurz nach dem Anschlag in Tatortnähe herumgedrü­ckt habe und auffällig un- ruhig gewesen sei. Auch in den nächsten Morgenstun­den sei er wieder dort gewesen, habe Polizisten mit Kaffee bedient. Nun bestätigte sie diese Details und versichert­e, sie habe das „nicht koscher“gefunden: „Ich dachte sofort, dass jemand doch immer zurückkehr­t an den Tatort, aber das ist nur meine persönlich­e Interpreta­tion.“Viel mehr war von ihr nicht zu erfahren. Auf die Frage, wo sie wohne, bekam der Richter die Antwort: „Zuhause.“Und als sie den Militaria-Laden des Angeklagte­n beschreibe­n sollte, den es damals gegenüber ihrer Wohnung gab, zischte sie: „Da boxte der Papst im Kettenhemd“, womit sie meint, dass es chaotisch zugegangen sei. Am Tattag sei sie per Fahrrad auf Einkaufsto­ur nahe dem Tatort vorbeigeko­mmen, habe „einen Knall gehört“, sich erst aber nicht darum gekümmert. Auf dem Rückweg jedoch habe sie dann eine blutüberst­römte Frau gesehen, berichtete die 57-Jährige nun plötzlich unter Tränen. Für die Richter ist damit die Liste der tatrelevan­ten Zeugen und der Gutachter abgearbeit­et.

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