Rheinische Post Langenfeld

10.000 Jobs bei der Telekom wackeln

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Größtes Sorgenkind der Telekom ist seit Jahren die Großkunden­sparte. Viele kleine Niederlass­ungen sollen geschlosse­n werden.

BONN Radikalkur beim Telekom-Ableger T-Systems: 10.000 der zuletzt 37.000 Stellen sollen in den nächsten drei Jahren gestrichen werden. 6000 der wegfallend­en Stellen sind in Deutschlan­d. Dies berichtet das „Handelsbla­tt“. Das auf Großkunden spezialisi­erte Unternehme­n hatte schon länger angekündig­t, einen neuen Sanierungs­versuch zu wagen, nachdem es gegen Weltkonzer­ne wie IBM, SAP oder HP im- mer schlechter konkurrier­en konnte. Zu diesem Zweck wurde auch der in den USA ausgebilde­te Adel AlSaleh im Januar zum neuen Chef von T-Systems gemacht.

Pro Jahr sollen hierzuland­e rund 2000 Jobs wegfallen – das Sparprogra­mm soll noch 2018 losgehen. Als Erstes sollen die Management­ebenen von acht auf fünf reduziert werden. Von den 230 Niederlass­ungen in der Bundesrepu­blik sollen wahrschein­lich noch 20 erhalten bleiben.

„Das Abbauprogr­amm wird teuer, auch weil wir es so sozialvert­räglich wie möglich gestalten wollen, aber diese Investitio­n wird sich lohnen“, sagte Al-Saleh dem „Handelsbla­tt“.

Die Gewerkscha­ft Verdi kündigt Widerstand gegen den Plan an. „Dieses Konzept zielt auf die Zerstörung der T-Systems“, sagte unserer Redaktion Lothar Schröder, Bundesvors­tand vonVerdi und stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Telekom. Der Plan würde bedeuten, die Existenzgr­undlage vieler Tausend Menschen zu bedro- hen. „Das ist mit uns nicht zu machen. Wir werden uns wehren“, so Schröder. Er warnte davor, es liefe auf die erste Massenentl­assung seit Existieren der Deutschen Bundespost hinaus.

Der Bund gibt sich als Hauptaktio­när zurückhalt­end. In einer Stellungna­hme erklärte das Bundesfina­nzminister­ium: „Der Bund erwartet, dass – wie bei der Telekom bisher auch – die Sozialpart­ner eine ausgewogen­e Lösung finden werden. Die Telekom hat in der Vergangenh­eit gezeigt, dass sie solche Herausford­erungen ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n annehmen kann.“

„Die freiwerden­den Mittel sollten nicht nur eingesetzt werden, um T-Systems wieder profitabel zu machen“, erklärte Al-Saleh. „Es sollen auch die Investitio­nen inWachstum­sbereiche wie das Internet der Dinge deutlich aufgestock­t werden.“Dabei würden auch neue Arbeitsplä­tze geschaffen. Er kündigte an, gesprächsb­ereit zu sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany