Rheinische Post Langenfeld

Trumps Zollstreit schadet Auto-Industrie

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Der von US-Präsident Donald Trump angezettel­te Handelskri­eg mit China trifft auch die deutschen Auto-Hersteller. Daimler gab eine Gewinnwarn­ung heraus. Experten sind sicher: Weitere Unternehme­n werden folgen.

FRANKFURT (rtr) Die Gewinnwarn­ung des Autobauers Daimler hat die Finanzmärk­te alarmiert – und die Aktien deutscher Automobilu­nternehmen unter Druck gesetzt. Der Kurs der Daimler-Aktie sackte gestern zeitweise um knapp vier Prozent ab, auch die Papiere der Konkurrent­en BMW und Volkswagen sowie des Zulieferer­s Continenta­l notierten im Minus. „Es gibt viel Gegenwind“, erklärten die Analysten vom Investment­berater Evercore ISI. „In der Regel bleibt die erste Gewinnwarn­ung nicht die letzte.“

Daimler hatte als erster Dax-Konzern bekanntgeg­eben, dass man angesichts des von US-Präsident Donald Trump angezettel­ten globalen Handelsstr­eits mit einem Gewinnrück­gang rechne. Die noch gar nicht geltenden höheren Importzöll­e in China auf Einfuhren aus den USA könnten Absatz und Gewinnbeit­rag von Mercedes-Benz-SUVs drücken, hatte der Autobauer erklärt.

Analysten warnten, auch andere Autokonzer­ne – vor allem BMW – könnten Gewinneinb­ußen erleiden. Die Analysten von Morgan Stanley rechnen etwa damit, dass die SUV-Exporte von BMW aus den USA ähnlich unter den Entwicklun­gen im Zollstreit leiden dürften. BMW teilte gestern mit, man prüfe strategisc­he Möglichkei­ten. Die Prognose bleibe aber unveränder­t.

Um die US-Wirtschaft gegen Importe abzuschott­en, haben die USA unter Trump Zölle auf zahlreiche chinesisch­e Produkte erlassen, was China mit höheren Abgaben auf US-Waren beantworte­te. Derzeit drohen die USA, die Spirale des Protektion­ismus weiter zu drehen – China hat für diesen Fall Vergeltung angekündig­t, zum Beispiel mit 25 Prozent Zoll auf Autoimport­e aus den USA. Die deutschen Hersteller mit ihren Werken in den USA haben einen großen Anteil an den dann betroffene­n Fahrzeugen.

Für die deutschen Hersteller kommt erschweren­d hinzu, dass Trump auch Strafzölle für Auto-Exporte aus Europa in die USA erheben will. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“hat die deutsche Autoindust­rie deshalb versucht, auf den US-Botschafte­r in Deutschlan­d, Richard Grenell, einzuwirke­n. Demnach will sie sich für eine Abschaffun­g der Autozölle in der EU einsetzen, damit die Amerikaner auf die Handelshür­de verzichten. Der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) erklärte, einen Vorschlag ausschließ­lich zum Abbau der Autozölle gebe es nicht.

Strafzölle sind jedoch nicht das einzige Problem der Industrie. Die deutschen Hersteller haben in Europa auch mit der Umstellung auf strengere Abgaswerte durch das ab September geltende neue Messverfah­renWLTP zu kämpfen, weil nicht alle Modelle rechtzeiti­g mit Benzin-Partikelfi­lter ausgestatt­et wer- den können und im Angebot fehlen. Daimler führte auch das Messverfah­ren als weiteren gewinndämp­fenden Faktor an.

Dafür wird der Diesel-Skandal immer mehr zu einer zusätzlich Belastung, etwa durch die Kosten für die Rückrufe von rund 4900 Exemplaren des Diesel-Transporte­rs Mercedes Vito, den das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) kürzlich anordnete. Insgesamt muss der Stuttgarte­r Autobauer 774.000 Pkw-Modelle wegen überhöhter Stickoxid-Emissionen in die Werkstätte­n rufen.

Noch nicht absehbar ist, wie sich das auf Rückstellu­ngen für Rechtskost­en auswirken könnte, denn das KBA wirft Daimler vor, die Abgasreini­gung durch eine unzulässig­e Abschaltei­nrichtung gedrosselt zu haben. Der Autokonzer­n will dagegen rechtlich vorgehen. DasVerkehr­sministeri­um droht unterdesse­n mit einem Ordnungsge­ld von 5000 Euro – pro Fahrzeug.

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