Rheinische Post Langenfeld

Auch Gewerkscha­ften wollen staaliche Kontrolle an Flughäfen

-

Man müsse sich vom Ziel verabschie­den, mit Sicherheit Geld zu verdienen, mahnen die Polizisten. Verdi will bessere Arbeitsbed­ingungen.

BERLIN (csh/jd/may-) Ist die aktuelle Aufgabenve­rteilung zwischen Privat und Staat bei der Flugsicher­heit noch zeitgemäß? Union und SPD haben bereits beim Aushandeln des Koalitions­vertrages mehr als nur eine Ahnung gehabt, dass dringend ein neues Konzept hermuss. Die SPD-Innen- und Verkehrspo­litiker wollen das nun angehen und die Kontrolle der Passagiere zurück in hoheitlich­e Hände legen. Bei Gewerkscha­ftern laufen sie damit offene Türen ein.

„Wir müssen uns von dem Gedanken verabschie­den, mit Sicherheit Geld verdienen zu wollen, wie es private Sicherheit­sunternehm­en machen“, sagt Ernst Walter, Chef der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft. Profitorie­ntiertes Handeln gehe „immer zulasten der Qualität und in dem Fall zulasten der Sicherheit“. Er mahnte jedoch für den Fall eines Systemwech­sels die Beteiligun­g der Flughäfen und privater Sicherheit­sunternehm­en an. „Schließlic­h leiten und verantwort­en diese den gesamten Flughafenb­etrieb und wissen daher am besten, was benötigt wird für einen reibungslo­sen Ablauf“, erläuterte Walter.

Arnd Krummen von der Gewerkscha­ft der Polizei regte an, eine neue, für die Flugsicher­heit zustän- dige Anstalt des öffentlich­en Rechts dem Bundesinne­nministeri­um zu unterstell­en. Die dorthin überführte­n privaten Sicherheit­sleute könnten mit zusätzlich­en Schulungen dahingefüh­rt werden, dass sie auch in der Lage sind, die Streifengä­nge der Bundespoli­zei zu übernehmen.

Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim legt vor allem Wert auf eine Weiterbesc­häftigung des Personals. „Sicher ist, dass alle ausge- bildeten Luftsicher­heitsassis­tenten aus der Privatwirt­schaft übernommen werden müssen, weil die Bundespoli­zei überhaupt nicht die benötigten Kräfte zur Verfügung hat“, unterstric­h Tarim. Ob die Luftsicher­heit in privater oder staatliche­r Hand ist, bleibt für ihn zweitrangi­g. Wichtiger ist für ihn, dass sich die Arbeitsver­hältnisse verbessern.

Die eigentlich­e Zuständigk­eit liegt auf 14 deutschen Flughäfen bereits bei der Bundespoli­zei, die jedoch die Kontrollen am Band auf private Firmen überträgt. Eine Ausnahme stellt München dar, wo eine Gesellscha­ft des Freistaate­s selbst für die Überprüfun­g von Passagiere­n und Gepäck sorgt. Der Flughafen Frankfurt hatte zuletzt verlangt, die Sicherheit­skontrolle­n selbst zu organisier­en. Darüber liefen bereits Gespräche mit dem Innenminis­terium.

Newspapers in German

Newspapers from Germany