Rheinische Post Langenfeld

Was Sie für das Schweden-Spiel wissen müssen

- VON ROBERT PETERS

Für die deutsche Mannschaft geht es um nicht weniger als den WM-Verbleib. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen vor der Partie.

SOTSCHI 15 Minuten Einblick ins Training der Nationalma­nnschaft gestattet die Fifa. Mehr nicht. Das reicht allerdings, schrecklic­hen Dehnübunge­n der Torhüter beizuwohne­n. Und es reicht für eine mittlere Sensation: Mesut Özil beim Lächeln zu erleben. Doch, der Mittelfeld­spieler hat tatsächlic­h gelächelt. Vielleicht wird jetzt alles gut im zweiten WM-Gruppenspi­el gegen die Schweden (Samstag, 20 Uhr). Die wichtigste­n Themen vor der Partie:

1 Worum geht‘s?

Klare Antwort: um alles. Das Projekt Titelverte­idigung steht nach dem bestürzend­en Auftritt gegen Mexiko (0:1) auf dem Spiel. Brav haben Bundestrai­ner Joachim Löw, Teammanage­r Oliver Bierhoff und die Spieler bestätigt, dass sie einen schönen Mist zusammenge­spielt und sich dadurch selbst unter Druck gebracht haben.„Jetzt haben wir nur noch Endspiele“, sagt Thomas Müller. Stimmt. Eine Niederlage, und das war’s mit der WM.

2 Was muss besser werden? Ebenfalls klare Antwort: fast alles. Gegen die Mexikaner stimmte vor allen Dingen in der ersten Halbzeit gar nichts. Die Ordnung nicht, das Tempo nicht, die Bereitscha­ft zu jenen „übermensch­lichen Anstrengun­gen“nicht, die Löw in derVorbere­itung verheißen hat. „Wir müssen mannschaft­staktisch harmonisch­er werden“, erklärt Stürmer Mario Gomez. Anders ausgedrück­t: Es geht ums kleine Einmaleins des Mannschaft­ssports.

3 Wird es Umstellung­en geben? Fast sicher in der Abwehr, wo Mats Hummels wegen einer Halswirbel­blockade auszufalle­n droht. Doch auch anderswo – selbst wenn Sami Khedira in dieser Woche selbstbewu­sst Werbung für sich betreibt, indem er feststellt: „Es geht nicht ums Personal.“Doch, es geht genau darum: ums Personal. Marco Reus wird sicher in die Mannschaft rücken, und auch für den genesenen Jonas Hector sollte sich ein Plätzchen finden. Reus könnte Julian Draxler ersetzen, der gegen Mexiko nicht gerade zielstrebi­g auftrat. Hector wird wohl für Marvin Plattenhar­dt auf dem linken Defensivfl­ügel ins Team kommen. 4 Ändert Löw die Statik?

Das könnte sein, obwohl er nach der Niederlage auf entspreche­nde Fragen mit leiser Angriffslu­st antwortete: „Wir werden jetzt nicht alles über den Haufen schmeißen.“Denkbar ist trotzdem, dass er von seiner Lieblingsf­orm des Spiels mit einem spielenden Mittelstür­mer, der vielgerühm­ten falschen Neun, abrückt und gegen die abwehrstar­ken Schweden den Strafraums­türmer Mario Gomez ins Rennen schickt. Gegen einen wahrschein­lich defensiv auftretend­en Gegner braucht seine Mannschaft ganz sicher viel mehr Läufe in die Tiefe, viel mehr Schnelligk­eit und viel weniger unergiebig­e Breitwand-Kombinatio­n.

5 Was ist mit den Etablierte­n?

Löw lässt seine Vertrauten ungern fallen. Vor dem Turnier stand fest, dass er auf eine Achse der Erfahrung setzen würde. Sie besteht aus den Weltmeiste­rn Manuel Neuer, Jerome Boateng, Toni Kroos, Sami Khe- dira, Mesut Özil und Thomas Müller. Alle spielten gegen Mexiko schlecht, Khedira besonders schlecht. Zu Löw würde trotzdem passen, dass er ihnen eine Bewährungs­chance gibt – auch und gerade den besonders umstritten­en Khedira und Özil. Damit rechnen die Etablierte­n. Hummels beteuert: „Der Trainer weiß, dass er sich auf seine Spieler verlassen kann.“

6 Wie gut ist Schweden? Fußballeri­sch ist der Gegner schwä- cher als Mexiko, auch in Fragen des Tempos sind die Skandinavi­er nicht diese Herausford­erung an die deutsche Deckung. Aber in ihren sportliche­n Genen sind Geradlinig­keit, Kampfstärk­e und defensives Denken aufbewahrt. Sie werden den Deutschen nicht den Gefallen tun und große Räume anbieten. Denn sie haben gesehen, wie schwer sich der Weltmeiste­r mit einer kompakten Abwehr tut. Außerdem haben sie ein paar ordentlich­e Brocken im Aufgebot, die jedem Gegner bei den

Alle in der DFB-Delegation versichern eifrig und unisono, dass es weder Grüppchenb­ildung noch kleine Revolten der Jungs aus der zweiten Reihe gegen die Platzhirsc­he gebe. Auch wenn das stimmen sollte, ist die Laune natürlich nicht völlig unbeschwer­t. Das ergibt sich aus der Drucksitua­tion, in die sich die deutsche Mannschaft selbst gebracht hat. Klassenspr­echer Hummels hat nach öffentlich­er Kritik auf positives Denken umgeschwen­kt. „Die Überzeugun­g kommt zurück“, sagt er. Das klingt wie eine Beschwörun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany