Die DTM verliert ihren Stern
Mercedes kehrt der Rennsportserie nach der laufenden Saison den Rücken. DTM-Chef Gerhard Berger sieht den Motorsport zwar derzeit auf einem guten Weg, spricht aber von schwierigen Hürden in der Zukunft.
DÜSSELDORF Gerhard Berger muss nicht lange überlegen, als er auf die Vorkommnisse im vergangenen Rennen der DTM in Budapest angesprochen wird. „Komplett unsportlich“sei die Szene gewesen, in der der in Führung liegende Mercedes-Pilot Lucas Auer, immerhin der Neffe von Berger, seinen Markenkollegen Paul di Resta ohne jegliche Gegenwehr passieren ließ und ihm somit zum Sieg verhalf. „Das ist komplett inakzeptabel“, sagt Berger, denn „das ist Betrug am Fan. Dafür steht die DTM nicht.“
Der Österreicher war Formel-1-Fahrer, fuhr bei 210 Starts immerhin zehn Siege ein. Dann wurde er Motorsportdirektor bei BMW, machte sich als Unternehmer einen Namen und ist nun DTM-Chef. Der 58-Jährige richtet seine Kritik weniger an die Fahrer.Vielmehr sieht Berger die Markenteams in der Pflicht. Dass es sich nun ausgerechnet um Mercedes handelt, passt ins Bild.
Der Konzern mit dem prägnanten Stern als Emblem wird sich nach dieser Saison aus der größten deutschen Tourenwagen-Serie zurückziehen. Dabei wurde vor fünf Jahren noch die „Silberne Hochzeit“zelebriert. Mercedes und die DTM – das gehörte stets zusammen. Der Stuttgarter Konzern aber verliebte sich anderweitig: in die Formel E. Dafür lässt Mercedes die alte Liebe sitzen. „Der Ausstieg von Mercedes war nicht vorhersehbar und so nicht besprochen. Das ist eine schwierige Hürde, die wir nehmen müssen“, gesteht Berger. Seit der Bekanntgabe wird Mercedes nur noch geduldet, nicht mehr geliebt. „Mercedes war lange das Rückgrat der DTM. Sie waren einer der Gründe, wieso ich überhaupt dabei bin“, sagt Berger. „Sie haben mich gebeten, mit ihnen zusammen das Projekt voranzutreiben. Deshalb war die Entscheidung von Mercedes schon sehr überraschend für mich.“
Dabei hat die Entscheidung durchaus nachvollziehbare Gründe. Der DTM sind in den vergangenen Jahren die Zuschauer ausgegangen. Man versucht nun, diese mit Sat1 als neuem TV-Partner zurückzugewinnen. Der Abgasskandal, der die deutsche Automobilindustrie di-