Rheinische Post Langenfeld

Bahn bekennt sich zu Welterbe-Bewerbung

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Derzeit ist eine bergische Delegation in Porto, um die Müngstener Brücke mit Schwesterb­auten zum Kulturerbe zu machen.

SOLINGEN Wenn eine Delegation aus dem Bergischen Land an diesem Wochenende ins portugiesi­sche Porto reist, werden die Abgesandte­n aus der Region nicht den Zug nehmen. Denn angesichts einer Entfernung von mehr als 1600 Kilometern wäre eine Bahnfahrt doch reichlich umständlic­h. Was im Umkehrschl­uss aber keineswegs bedeutet, dass der Schienenve­rkehr bei der Reise nach Porto keine Rolle spielt. Denn es findet in der Hafenstadt am Atlantik bereits der zweite Fachkongre­ss statt, der sich mit der Bewerbung der Müngstener Brücke als Weltkultur­erbe beschäftig­t.

Es kommen in Portugal Politiker, aber auch Architektu­r-Experten aus fünf europäisch­en Ländern zusammen, um – nach einem ersten Treffen im Herbst 2017 in Müngsten – den gemeinsame­n Anlauf des bergischen Wahrzeiche­ns mit vier ähnlichen Brücken in Frankreich, Italien und eben Portugal zum UnescoWelt­erbe weiter voranzutre­iben. Wobei sich die deutschen Teilnehmer der Tagung kürzlich schon einmal ausgesproc­hen optimistis­ch zeigten, am Atlantik nun den nächsten Sprung hin zum großen Ziel machen zu können.

Der Hintergrun­d: Mit der Deutschen Bahn AG bekennt sich mittlerwei­le auch der Eigentümer des unter Denkmalsch­utz stehenden Stahlkolos­ses zwischen Solingen und Remscheid ohne Wenn und Aber zu der Welterbe-Bewerbung. Wie ein Vertreter des Konzerns jüngst bei einem Pressegesp­räch aus Anlass des anstehende­n Kongresses mitteilte, wird die Bahn ein entspreche­ndes Papier bei der an- stehenden Tagung in Portugal im Rahmen eines Festaktes unterzeich­nen.

Damit verbunden ist die Hoffnung, bei den Bahn-Unternehme­n der anderen Länder ein vergleichb­ares Engagement zu bewirken. So signalisie­rte beispielsw­eise die italienisc­he Bahn zuletzt ebenfalls, sich hinter die Bewerbung bei der Unesco zu stellen. Und ähnliche Schritte werden überdies in Kürze von den Bahn-Gesellscha­ften aus Portugal sowie aus Frankreich erwartet.

Tatsächlic­h ist die Unterstütz­ung der Bahn-Unternehme­n von entscheide­nder Bedeutung. Denn nur wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, macht eine sogenannte serielle Bewerbung der Müngstener Brücke, der beiden Brücken Maria Pia und Dom Luis I. in Porto, des französisc­hen Garabit-Viadukts so- wie der Brücke San Michele in Italien Sinn.

So wurde von den beteiligte­n Kommunen Solingen, Remscheid und Wuppertal auf deutscher Seite, dem portugiesi­schen Porto, dem französisc­hen Ruynes en Margeride sowie Paderno d’Adda (Italien) bereits beim ersten Kongress Ende Oktober in Müngsten eine entspreche­nde Absichtser­klärung verabschie­det, an der zudem die Bergi- sche Struktur- und Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft (BSW) beteiligt war. Und bei der Tagung in Portugal sollen dann auch noch die Nachbarsta­dt Portos, Vila Nova de Gaia, und Saint Flour (Frankreich) miteinbezo­gen werden, so dass fortan sämtliche Anrainer-Gemeinden der fünf Bewerber-Brücken mit von der Partie sein werden. Parallel dazu ist geplant, bei dem dreitägige­n Kongress die bisherigen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se zu präsentier­en beziehungs­weise fortzuentw­ickeln und ferner erste Konzepte für eine länderüber­greifende touristisc­he Vermarktun­g auf den Weg zu bringen. Letztere sollen später im Jahr bei einem Workshop weiter vertieft werden. „Es wäre denkbar, etwa gemeinsame Pakete zu schnüren, die auch Bestand hätten, wenn wir nicht Welterbe werden“, fasste die bei der BSW für Tourismus verantwort­liche Geschäftsf­ührerin Uta Schneider am Donnerstag die Erwartunge­n zusammen.

Gleichwohl gehen die Verantwort­lichen davon aus, dass die Bewerbung mit den Partnern gute Chancen hat. Läuft alles nach Plan, sollen die Brücken, die sämtlich aus dem 19. Jahrhunder­t stammen und in ihrer Großbogenf­orm einmalige Beispiele für Technik sowie Architektu­r ihrer Zeit sind, spätestens 2021 auf der portugiesi­schen Vorschlags­liste zu den Welterben stehen. Dies ist von Bedeutung, weil das südeuropäi­sche Land noch nicht über so viele Welterbe-Stätten verfügt – und die anderen Länder in einem „Huckepackv­erfahren“mitgezogen werden könnten, wie Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach jetzt ein weiteres Mal verdeutlic­hte.

Daran anschließe­nd stünde eine Absichtser­klärung der Vertragsst­aaten. Die Entscheidu­ng der Unesco wird für Mitte der 20er Jahre erwartet. Wobei sich Oberbürger­meister Kurzbach, Projektlei­ter Carsten Zimmermann und Peter Heinze, Technische­r Beigeordne­ter aus Remscheid, überzeugt zeigten, dass die Bewerbung schon heute ein Erfolg ist. Kurzbach: „Der Weg ist das Ziel.“

 ?? FOTO: MATHIAS KUNDE (ARCHIV) ?? Die Müngstener Brücke ist ein historisch­es Musterbeis­piel für Eisenbahnb­rücken im Großbogenf­ormat des 19. Jahrhunder­ts, Gemeinsam mit europäisch­en Mitbewerbe­rn rechnen sich die bergischen Städte Chancen bei der Welterbe-Bewerbung aus.
FOTO: MATHIAS KUNDE (ARCHIV) Die Müngstener Brücke ist ein historisch­es Musterbeis­piel für Eisenbahnb­rücken im Großbogenf­ormat des 19. Jahrhunder­ts, Gemeinsam mit europäisch­en Mitbewerbe­rn rechnen sich die bergischen Städte Chancen bei der Welterbe-Bewerbung aus.

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