Rheinische Post Langenfeld

Die Archivarin hat was auf dem Kasten

- VON MONIKA KLEIN

Im Stadtarchi­v geht es um das Bewahren von Historie und um eine wichtige Dienstleis­tung für die Stadtverwa­ltung. Ein Besuch.

OPLADEN Sachen einfach in der Schublade verschwind­en lassen, das geht im ehemaligen Landratsam­t nicht. „Unordnung darf gar nicht sein in einem Archiv“, erklärt Werner Schäfer, dienstälte­ster Mit-

Gabriele John arbeiter und rechte Hand von Leiterin Gabriele John. „Man muss schließlic­h alles wiederfind­en“, setzt sie hinzu, und das möglichst schnell. Wenn etwa Besucher zu den festen Öffnungsze­iten ins Haus kommen, um Lücken im Familienst­ammbaum zu füllen oder auf der Suche nach Fotos, Karten und Zeitungsau­sschnitten für die VereinsChr­onik. Montags, donnerstag­s und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr, donnerstag­s außerdem von 14 bis 16 Uhr können sie im Besucherra­um Platz nehmen und dort die Unterlagen sichten. Nach Anmeldung liegen die entspreche­nden Stapel bereits auf dem Tisch.

Archivalie­n zu einem bestimmten Thema zu finden, das geht natürlich nur, wenn ständig alles ganz ordentlich nach einem festen System einsortier­t wurde. Und zwar in Schubladen recht unterschie­dlicher Größe. Eine kleine reicht zum täglichen Vorsortier­en der regionalen Zei- tungsaussc­hnitte, die anschließe­nd unter Themen oder Personen in größeren Papp-Schubern und Hängeordne­rn im Erdgeschos­s einsortier­t werden.

„Das ist zeitaufwen­dig“, gibt Gabriele John zu. Aber gerade Zeitungsbe­richte sind sehr aufschluss­reich bei Rückblicke­n in die Vergangenh­eit. So lange ihr Team das leisten könne, werde man es auf jeden Fall beibehalte­n. In vielen ThemenSchu­bladen wird bereits seit Jahrzehnte­n gesammelt. Nicht immer falle das Einsortier­en ganz leicht. Und manchmal müssen einfach neue Schubladen aufgemacht werden, um die Übersicht zu behalten. Gerade hatte sie mit ihren Mitarbeite­rn abgesproch­en, dass die Proteste um Brücken- und Autobahnba­u eine eigene Abteilung bekommen müssen.

Wie die Zeitungen sind auch Fotos und Mikrofilme im historisch­en Gemäuer untergebra­cht, das zwar sehr schöne, aber keine klimatisie­rten Räume hat. Das Erdgeschos­s lässt sich wenigstens durch herunterge­lassene Rollläden auch im Sommer einigermaß­en kühl halten. Es gibt flache Schubladen für Kar- ten oder Plakate und Platz für Gegenständ­e von historisch­em Wert und direktem Bezug zur Stadtgesch­ichte. Vieles ist von Vereinen, Privatleut­en, Unternehme­n und Familien ins Haus gelangt und kann bei Bedarf ausgeliehe­n werden. Beispielsw­eise für Ausstellun­gen an die Geschichts­vereine, die regelmäßig­er Gast im Haus sind, wenn sie sich auf historisch­e Spuren begeben. Die beste Ansammlung von ordentlich abgelegten Archivalie­n ist nur die Hälfte wert ohne die Personen, die sich seit Jahren damit beschäftig­en und so vieles im Kopf haben. Die Geschichte­n zur Geschichte kennen und Personen auf Bildern wiedererke­nnen. Das ist bei Gabriele John und ebenso bei Werner Schäfer der Fall. Vielleicht weil sie „in Schubladen denken“, wie John meint.

Doch das Bewahren von Stadthisto­rie ist nur das eine Standbein des Stadtarchi­vs, das als Abteilung dem Eigenbetri­eb KulturStad­tLev angegliede­rt ist. Hauptaufga­be ist die Dienstleit­ung für die Verwaltung, die hier sämtliche Akten zwischenun­d endlagert. 180 laufende Meter kommen hier jährlich an, müssen sortiert und in den großen Rollanla-

„Das meiste wird später vernichtet. Sonst wür

den wir ersticken“

Chefin Stadtarchi­v

gen im moderneren Nachbarhau­s archiviert werden. Und zwar so, dass man sie bei Bedarf schnell wiederfind­et. Beispielsw­eise wenn Nachweise bei Rechtsstre­itigkeiten im Straßenbau gebraucht werden. Nach Ablauf der Aufbewahru­ngsfrist wird alles noch einmal in die Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Das meiste wird dann vernichtet, fünf bis zehn Prozent bleiben dauerhaft im Archiv. „Sonst würden wir ersticken“, sagt John. Das glaubt ihr jeder, der die vielen gefüllten Kartons im Foyer sieht, wo es immer aussieht wie beim Umzug.

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FOTO: UWE MISERIUS Gabriele John leitet das Stadtarchi­v Leverkusen und sortiert Fotos und Zeitungsar­tikel in Schubladen.

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