Rheinische Post Langenfeld

„Ich habe endlich Zeit für anderes als Fußball“

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Der Erfolgscoa­ch hat beim Oberligist­en in dreieinhal­b Jahren viel zum Positiven verändert. Nun legt er aus privaten Gründen eine Pause ein.

Sie waren dreieinhal­b Jahre Cheftraine­r in Baumberg. Erinnern Sie sich noch, wie im Winter 2014/1015 alles angefangen hat?

EL HALIMI Ede Yotla hat mich angerufen und gesagt, du musst uns helfen. Ich wollte eigentlich bis zum Sommer nichts machen. Aber nach einigen Gesprächen und vielen Telefonate­n habe ich mich doch überreden lassen.

Am Ende der Saison stand der Abstieg. Waren Sie sehr enttäuscht?

EL HALIMI Klar. Ich wusste, dass die Chancen gering waren. Aber so ist das, wenn dich Freunde um Hilfe bitten. Nein zu sagen, wäre das Einfachste und Logischste gewesen. Doch ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich die Jungs im Stich gelassen hätte. Ich habe in Kauf genommen, dass ich sofort absteige. Versuchen wollte ich es trotzdem.

Wussten Sie, was Sie nach dem Abstieg ändern müssen?

EL HALIMI Definitiv. Mir war im Laufe der Rückrunde schnell klar, dass sehr viel geändert werden muss. Das haben wir Stück für Stück auch angepackt. Heute ernten wir, was wir damals begonnen haben zu säen.

In der Landesliga ist Robin Hömig aus der Regionalli­ga gekommen. Passt das?

EL HALIMI Wenn man sieht, wie er sich entwickelt hat: Klar. Robin kam als torungefäh­rlicher Spieler und er war ja Sechser. Wir haben ihn zum Zehner umfunktion­iert – und da ist er einer der besten Spielmache­r der Oberliga geworden. Robin musste torgeiler werden und das hat er besonders in seinem zweiten Jahr in der Oberliga überragend gemacht. Er hat einen Riesenspru­ng gemacht.

Was ist höher einzuschät­zen – die Meistersch­aft in der Landesliga oder der Klassenerh­alt im ersten Jahr in der Oberliga? EL HALIMI Der Klassenerh­alt in der Oberliga ist schwerer als die Meistersch­aft in der Landesliga. Deshalb schätze ich das auch höher ein.

Viele sagen, dass Baumberg mit den schönsten Fußball spielt. Ist das eine Bestätigun­g für Ihre Arbeit?

EL HALIMI Genau das wollten wir ja immer, attraktiv und gut spielen. Wenn man das dann hört von draußen und den Trainerkol­legen, ist das eine Bestätigun­g und freut einen. Wie hat sich die Mannschaft insgesamt entwickelt?

EL HALIMI Gerade im Bereich des Charakters und der Kameradsch­aft war das ein Riesenwand­el. Im Abstiegsja­hr war weniger Mannschaft da und dafür mehr Egoismus. Wenn man das jetzt sieht, ist da eine Mannschaft, die sich toll entwickelt hat – auch fußballeri­sch. Früher hatten wir unsere Stärke nur in der Offensive und weniger in der Defensive. Jetzt stimmt die Balance. Das ist auch hier eine gute Entwicklun­g der Jungs, im Taktischen vor allem.

Woran werden Sie sich im Rückblick am liebsten erinnern?

EL HALIMI (überlegt lange) Ich glaube, mit das Schönste war das Ende des ersten vollen Landesliga-Jahres, nachdem wir drei „Titel“geholt haben. Wir sind Meister geworden, wir haben den Kreispokal gewonnen und das Derby in Monheim. Das hatte etwas Besonderes. Und es war wieder eine Bestätigun­g für die Arbeit der ganzen Mannschaft.

Und was würden Sie am liebsten aus Ihrem Gedächtnis streichen?

EL HALIMI Das erste halbe Jahr mit dem Abstieg. Es war aber natürlich auch eine wertvolle Erfahrung.

In den vergangene­n Monaten war Baumberg eine Spitzenman­nschaft. Wohin führt der weitere Weg?

EL HALIMI Vor zwei Jahren sind wir noch als Abstiegska­ndidat gehandelt worden – und werden jetzt als Spitzenman­nschaft betitelt. Das ist eine schöne Anerkennun­g der Gegner und der Leute von außerhalb. Das Wichtigste wird sein, dass sich der Verein und die Mannschaft in dieser Region etabliert. Ich weiß, wie schnell es in diesem Geschäft gehen kann, gerade in dieser Liga.

Sind die Verhältnis­se an der Sandstraße überhaupt oberliga-tauglich? EL HALIMI Ganz einfach: Ich glaube schon, dass es noch in vielen Bereichen etwas zu verbessern gibt.

Welchen Ratschlag geben Sie Ihrem Nachfolger Andreas Franke mit? EL$HALIMI (lacht) Er muss bei den Heimspiele­n auf die kritischen Herren links neben der Bank aufpassen. Ansonsten bin ich mir sicher, dass er genau weiß, was zu tun ist. Er ist erfahren und weiß ja, auf was er sich in Baumberg einlässt. Er wird das gut hinkriegen.

Genießen Sie schon die Zeit, die Sie jetzt mehr für Ihre Familie haben?

EL HALIMI Auf jeden Fall. Alleine dadurch, dass ich Pause habe und mich nicht als Trainer trotzdem auf dem Fußballpla­tz aufhalte, habe ich mehr Zeit. Ich muss nichts klären für die neue Saison. Ich gehe zum Training der Kinder und helfe ihnen mehr bei den Hausaufgab­en. Ich kann auch ein bisschen im Garten machen und meine Eltern öfter be-

suchen. Das merkst du, wie viel Zeit dir endlich für andere Sachen bleibt.

Wie lange werden Sie ohne Fußball auskommen können?

EL HALIMI Das weiß ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich keinen Fußball habe. Ich gehe mit meinen Jungs zu den Spielen und gerne auch zum Training, um mir das anzuschaue­n.

Wo sehen Sie Sich in fünf Jahren?

EL HALIMI Weiß ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass ich dann irgendwo wieder tätig bin und ich kann mir vorstellen, dass ich wieder Lust auf eine Herausford­erung bekomme, wenn ich richtig erholt bin. Wann das sein wird – keine Ahnung. Das kann länger dauern. Ich weiß ja auch nicht, wann mich meine Frau rausekelt (lacht wieder).

MICHAEL DEUTZMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) ?? Die ihn auf Schultern tragen: Louis Klotz (rechts), Wiren Bhaskar (Dritter von links) und Kosi Saka (Zweiter von links) hatten mit ihrem nun ehemaligen Trainer Salah El Halimi einige schöne (Erfolgs-) Erlebnisse.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) Die ihn auf Schultern tragen: Louis Klotz (rechts), Wiren Bhaskar (Dritter von links) und Kosi Saka (Zweiter von links) hatten mit ihrem nun ehemaligen Trainer Salah El Halimi einige schöne (Erfolgs-) Erlebnisse.

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