Rheinische Post Langenfeld

Trump droht EU mit Eskalation im Zollstreit

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BRÜSSEL (dpa) Mit Zöllen auf amerikanis­che Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbut­ter hat die EU im Handelsstr­eit mit den USA zurückgesc­hlagen. Europäisch­e Verbrauche­r müssen mit Preiserhöh­ungen bei einigen Produkten rechnen.

US-Präsident Donald Trump reagierte prompt und drohte europäisch­en Autoherste­llern erneut mit Sonderzöll­en – was sich auch auf deren Kurse an den Börsen auswirkte. Die Europäisch­e Union belange die USA, ihre Firmen und Arbeiter seit langem mit Zöllen und anderen Handelshem­mnissen. „Wenn diese Zölle und Barrieren nicht bald eingerisse­n und beseitigt werden, werden wir 20 Prozent Zoll auf alle ihre Autos erheben, die in die USA kommen“, schrieb er auf Twitter. „Baut sie hier!“, fügte er hinzu. Deutsche Autobauer sind bereits mit Werken und Zehntausen­den Beschäftig­ten in den USA vertreten.

Die Europäisch­e Union hatte ihrerseits auf die von Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiump­rodukte reagiert. Bei Importen aus Europa werden in den USA seit Anfang Juli Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und von zehn Prozent bei Aluminium fällig. Zahlreiche Länder halten die Zölle für nicht vereinbar mit den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO.

Die EU-Zusatzzöll­e sollen nun in einem ersten Schritt auf jährliche US-Importe im Gegenwert von 2,8 Milliarden Euro erhoben werden. „Wir wollten nicht in diese Lage kommen“, betonte EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström zuletzt. Wegen der einseitige­n Entscheidu­ng der USA bleibe der EU aber keine andere Wahl. Wenn die USA ihre Zölle zurücknehm­en, fie- len auch die EU-Maßnahmen weg. Die EU hatte lange durch Gespräche auf allen Ebenen versucht, die Sonderabga­ben auf Stahl und Aluminium zu verhindern.

Verbrauche­r in Deutschlan­d könnten die neuen Zölle auf US-Produkte nach Einschätzu­ng der Außenhande­lsvereinig­ung des deutschen Einzelhand­els zumindest teilweise schnell zu spüren bekommen. „Im Lebensmitt­elbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind. Bei der Mode wegen der langfristi­g vereinbart­en Kollektion­en etwas später“, sagte AVE-Präsident Matthias Händle.

Neben amerikanis­chen Lebensmitt­eln, Kleidung und Motorräder­n sind unter anderem Stahlerzeu­gnisse, Schiffe und Boote von den neuen Sonderabga­ben betroffen. Der Zusatzzoll auf all diese Produkte beträgt 25 Prozent.

Die Planungen der EU-Kommission gehen jedoch weiter. In einem zweiten Schritt geht es demnach um US-Importe im Wert von weiteren 3,6 Milliarden Euro. Die Vergeltung­szölle sind so konzipiert, dass sie in etwa den Schaden ausglei- chen würden, der der EU durch die US-Zölle entstehen dürfte.

Wegen der Einführung von Strafzölle­n stehen die USA auch mit anderen Ländern im Handelsstr­eit. Vergangene­Woche hatte Trump zusätzlich­e Strafzölle von 25 Prozent auf 1102 Produkte aus China imWert von 50 Milliarden US-Dollar (42,7 Miliarden Euro) verhängt. Peking brachte daraufhin Vergeltung­szölle auf US-Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar auf den Weg. Auch Russland kündigte Zusatzzöll­e auf Importe aus den USA an, Indien zog am Donnerstag nach.

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