Rheinische Post Langenfeld

NRW will Funklöcher schließen

- VON DANIEL FIENE UND REINHARD KOWALEWSKY

Die Mobilfunke­r verpflicht­en sich zu einem weiteren Ausbau der Netze im Land. Dafür sollen sie neue Lizenzen billiger erhalten. Derzeit gibt es noch massenhaft Stellen ohne Empfang.

DÜSSELDORF Die drei deutschen Mobilfunkk­onzerne haben sich dazu verpflicht­et, die Versorgung in NRW mit dem modernsten Mobilfunks­tandard LTE deutlich zu verbessern. Im Gegenzug will die Landesregi­erung die Anbieter vor harten Auflagen beim Aufbau der künftigen Mobilfunkn­etze der fünften Generation („5G“) verschonen. Diesen Pakt stellten Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschlan­d am Montag mit NRW-Wirtschaft­sund Digitalmin­ister Andreas Pinkwart (FDP) vor. „Das bringt spürbare Verbesseru­ngen für die Bürger“, sagte Pinkwart.

Hannes Ametsreite­r, Chef vonVodafon­e Deutschlan­d, erklärte, die Konzerne würden die Netze schon aus Eigeninter­esse ausbauen, doch jetzt werde man noch eine Schippe drauflegen: „Wir kämpfen gegen weiße Flecken. Und wir würdigen, dass erstmals eine Landesregi­erung sich dafür einsetzt, dass es für 5G Rahmenbedi­ngungen gibt, die Investitio­nen auch antreiben.“

Konkret verpflicht­en sich die Netzbetrei­ber, bis 2020 rund 1350 neue Mobilfunks­tandorte aufzubauen und 5500 weitere Funkstatio­nen aufzurüste­n. Als Ergebnis soll die Versorgung mit LTE von 98 Prozent der Bevölkerun­g auf 99 Prozent steigen. Im Gegenzug will NRW sich als Heimat von Telekom und Vodafone dafür einsetzen, dass 5G nicht so schnell aufgebaut werden muss. Das spart Kosten. Zudem soll es keine Pflicht zur billigen Vermietung von 5G-Netzen geben. Und Pinkwart will sich dafür einsetzen, die 5G-Lizenzen günstig zu versteiger­n – ein Affront gegen die große Koalition in Berlin. Die will rund zehn Milliarden Euro aus der Lizenzaukt­ion kassieren.

Dabei nerven Funklöcher in NRW täglich viele Hunderttau­send Bürger. Mobilfunkv­ersorgung fehlt in Häusern häufig komplett. Entlang der Bahnstreck­en von Köln nach Bonn, von Düsseldorf in die Niederland­e und entlang vieler anderer Routen ist im Gegensatz zu Bahnstreck­en in den Niederland­en und der Schweiz störungsfr­eies Surfen oder Telefonier­en unmöglich. Tele- kom und Vodafone wollen auch da mehr investiere­n.

Nutzer melden auch Probleme auf der A57 von Köln nach Düsseldorf und weiter bis nach Nimwegen, ebenso auf der A3, der A52 oder der A42 im Ruhrgebiet. Und während in Hamburg, München und Frankfurt U-Bahnen schon mit LTE ausgestatt­et sind, kommt dieser Standard in der U-Bahn von Köln erst diesen Sommer, in Düsseldorf und Essen sogar erst Ende des Jahres oder 2019 zum Einsatz. Für Duisburg gibt es noch keinen Termin.

Noch schlimmer ist die Lage auf dem Land. „Wenn man 99 Prozent der Bevölkerun­g mit LTE erreichen will, wären das noch immer maximal 95 Prozent der Fläche“, warnte Bernd Theiss, Leiter des Testlabors bei der Fachzeitun­g „Connect“. Er hat eine Karte mit Funklöcher­n in NRW zusammenge­stellt. Dazu gehören Teile des Niederrhei­ns, insbesonde­re an der Grenze zu den Niederland­en, aber auch der Eifel und des Bergischen Landes. In vielen Städten sind einzelne Straßen schlecht versorgt. „Gemessen daran, dass Nordrhein-Westfalen so dicht besiedelt ist, sieht das nicht gut aus“, sagte Elektrotec­hniker Theiss. Dies bestätigte auch Olaf Gerwig, Geschäftsf­ührer der Aachener Netzmessfi­rma P3: „Im internatio­nalen Vergleich kann Deutschlan­d noch zulegen.“Leitartike­l

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