Rheinische Post Langenfeld

Merkels Mannschaft

- VON KRISTINA DUNZ

Die Kanzlerin will den Bruch mit der CSU abwenden – sammelt aber ihre Truppen für den Fall der Fälle.

BERLIN Einige Präsidiums­mitglieder sind erstaunt. Dafür, dass die Parteivors­itzende eine Schicksals­woche vor sich haben soll, sitzt sie recht gelassen da. Die Kanzlerin berichtet der CDU-Spitze am Vormittag im Konrad-Adenauer-Haus nach Teilnehmer­angaben routinemäß­ig. Sie erzählt von ihrem Treffen mit den europäisch­en Partnern in Brüssel, pocht auf ein konsequent­esVorgehen in der Flüchtling­spolitik ohne deutschen Alleingang und skizziert die nächsten Schritte in diesen politisch brisanten Tagen: Koalitions­ausschuss am Dienstagab­end, EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag, CDU-Entscheidu­ng am Sonntag. Wer geglaubt habe, Merkel zerknirsch­t oder deprimiert zu erleben, sei mal wieder überrascht worden von ihrer Kondition, politische Dramen durchstehe­n und nach außen abperlen lassen zu wollen, heißt es.

Dabei hatte es die vorige Woche in sich. Der Streit mit der Schwesterp­artei und deren Vorsitzend­em Horst Seehofer um die Asylpoliti­k eskalierte, und nebenbei musste sie noch nach Beirut und Amman reisen und parallel mit europäisch­en Staats- und Regierungs­chefs telefonier­en.

Jetzt kristallis­iert sich heraus: wer von den CDU-Größen Merkel stützt und wem sie vertraut. Man kann es an einer Runde ablesen, die zusammenka­m, um gemeinsam das Spiel der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft gegen Mexiko zu sehen und nach der Niederlage über einen Ausweg aus der eigenen Misere zu beraten: Merkel, CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sowie die Ministerpr­äsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Schleswig-Holstein, Armin Laschet, Volker Bouffier und Daniel Günther.

Volker Bouffier Hessischer Ministerpr­äsident

Wenn es zum Bruch mit der CSU und der Koalition kommen sollte, dürfte in diesem Kreis maßgeblich der Plan B für Regierung und Partei umgesetzt werden, auch wenn es immer heißt, es gebe diesen Plan noch nicht und Kramp-Karrenbaue­r am Montag sagt, „bei aller Lust am Untergang“wolle sie sich jetzt keine Gedanken über„Katastroph­en-Szenarien“machen.

Nach der Präsidiums­sitzung zählt sie ohne einen Anschein von Aufregung aber drei riesige Streitthem­en auf. Erstens: Die CDU lehnt die Pläne von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) zum Baukinderg­eld ab. Horst Wolfgang Schäuble Bundestags­präsident

Seehofer, in dessen Zuständigk­eit der Komplex Bauen fällt, hatte überrasche­nd nicht selbst Widerstand dagegen angekündig­t.

Punkt zwei: Das mit Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron besprochen­e Eurozonenb­udget. Das knüpfe an die Vereinbaru­ng im Koalitions­vertrag zu einem Investiv-Haushalt an, sagt Kramp-Karrenbaue­r in Richtung CSU, der die Absprachen von Merkel und Macron zu weit gehen. Und schließlic­h Punkt drei, die Asylpoliti­k: Die CDU wolle die Migration mit Blick auf die Integratio­nsfähigkei­t Deutschlan­ds „steuern und begrenzen“, damit

Armin Laschet NRW-Ministerpr­äsident

sich die Krise von 2015 nicht wiederhole.

Aber sie wolle eine europäisch­e Lösung. Kramp-Karrenbaue­r spricht noch von einem „Pakt zur Steuerung und Ordnung der Zuwanderun­g und Migration“, über den beim Koalitions­ausschuss gesprochen werden solle. Das lässt aufhorchen. Denn daraus könnte eine Strategie werden, die CSU wieder einzubinde­n, indem die verschärft­e Anwendung des Asylrechts in einem Regierungs­paket niedergesc­hrieben wird.

Die wichtigste Botschaft von Kramp-Karrenbaue­r aber ist: Mer- Annegret Kramp-Karrenbaue­r

CDU-Generalsek­retärin

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