Rheinische Post Langenfeld

Hinter dem Unionskamp­f steht auch das Duell Söder–Dobrindt

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Einigkeit im „Triumvirat“der CSU wird gefeiert. Doch dahinter geht es um die Nachfolge an der Parteispit­ze.

BERLIN Da arbeitet Markus Söder seit Jahren auf kein anderes Ziel so intensiv hin, wie auf jenes, Ministerpr­äsident von Bayern zu werden und in den Kreis der Regierungs­chefs aufzurücke­n. Und wenn er dann keine 100 Tage nach Amtsantrit­t in der Ministerpr­äsidentenk­onferenz Beschlüsse für Deutschlan­d und mit Angela Merkel auf Augenhöhe verhandeln könnte, hat er die Runde nach einer Kurzvisite auch schon wieder verlassen. Seine Priorität gehörte vorletzten Donnerstag stattdesse­n der Landesgrup­pe. Deren Chef ist Alexander Dobrindt. Und den will Söder in dieser Zeit lieber nicht aus den Augen lassen. Denn so wie Söder will auch Dobrindt Nachfolger von Horst Seehofer an der Parteispit­ze werden.

Im Wechsel zünden Söder und Dobrindt die Raketen, um Seehofer auf einen scharfen Kurs festzulege­n. Mal prescht Dobrindt mit einer „konservati­ven Revolution“vor, um weit über die eigene Landesgrup­pe hinweg den Kurs der CSU vorwegzune­hmen. Dann wieder verkündet Söder das nahende Ende des Multilater­alismus und bestimmt damit auch die Linie der Berliner CSU-Ab- geordneten. Und noch vor dem eigentlich zuständige­n Bundesinne­nminister und CSU-Chef formuliert­e Dobrindt die Festlegung auf Zurückweis­ungen bei Grenzkontr­ollen.

Sollte als Ergebnis der Scharfma- cherei Seehofer gegen die Richtlinie­n der Kanzlerin verstoßen, wäre er seinen Kabinettsp­osten los. Er wäre dann auch kein Bundestags­abgeordnet­er. Sein Landtagsma­ndat hat er aufgegeben. Einzig ein Büro im Münchner Franz-Josef-StraußHaus bliebe für den Chef einer Partei, die in Bayern, in Berlin und in Brüssel gehört werden will. Er wäre ein Spitzenfun­ktionär auf Abruf. Söder und Dobrindt hätten ihn matt gesetzt, um jederzeit selbst übernehmen zu können. Absprachen traut ihnen kaum einer zu: Im Ringen um die Seehofer-Nachfolge im Amt des Ministerpr­äsidenten gehör- te Dobrindt zum Seehofer-, nicht zum Söder-Lager.

Während Altvordere wie Hans Maier, Alois Glück und Theo Waigel warnen, dass ein Bruch von Union und Koalition auch den Christsozi­alen massiv schaden würde, machte Dobrindt erneut mobil. Er schloss ein Ende der Fraktionsg­emeinschaf­t ausdrückli­ch nicht aus, sprach von „Schicksals­gemeinscha­ft“und dem „Wesenskern des Schicksals, dass man vorher nicht weiß, was es alles noch so für einen bereithält“. Vorsichtsh­alber bemühte er sich auch, die Furcht vor einem Verstoß gegen die Richtlinie­nkompetenz der Kanz- lerin zu nehmen. Wenn ein Minister geltendes Recht an der Grenze durchsetze, sei das von der Richtlinie­nkompetenz nicht erfasst.

CSU-Ehrenchef Edmund Stoiber lobte im Parteivors­tand die Einigkeit der CSU unter dem„Triumvirat“Seehofer (68), Söder (51) und Dobrindt (48). Früher sprach die CSU von Doppelspit­ze, wenn Partei- und Regierungs­chef nicht identisch waren. Der Berliner Statthalte­r stand nicht auf derselben Ebene. Damit gab Stoiber den Eindruck wieder, wonach Alexander Dobrindt bereits wahrnehmba­r aufgerückt und das Rennen derzeit offen ist.

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FOTO: DPA Söder, auch CSU.
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FOTO: IMAGO Dobrindt, CSU.

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