Rheinische Post Langenfeld

Spanien will die „Lifeline“nicht

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Das Flüchtling­sschiff wartet weiter im Mittelmeer. Jetzt soll eventuell eine Jacht die Passagiere abholen.

MADRID (dpa/epd) Spanien will das deutsche Rettungssc­hiff „Lifeline“mit rund 230 Migranten an Bord derzeit nicht in einem seiner Häfen anlanden lassen. Zwar wolle das Land ein humanitäre­s Gesicht zeigen, wie es durch die Aufnahme der Flüchtling­e auf dem Rettungssc­hiff „Aquarius“gezeigt habe, sagte der Minister für öffentlich­e Arbeiten, José Luis Ábalos, in einem Interview mit dem Radiosende­r„Cadena Ser“. „Aber es ist eine andere Sache, jetzt zur maritimen Rettungsor­ganisation für ganz Europa zu werden“, betonte der Politiker, der für die Häfen in Spanien verantwort­lich ist.

Die Bürgermeis­terin von Barcelona, Ada Colau, hatte am Sonntag einen „sicheren Hafen“für die Flüchtling­e angeboten. „Ja, wir haben Häfen, Barcelona, Valencia, Palma. Aber Spanien kann diese Verantwort­ung nicht alleine übernehmen“, sagte Ábalos dazu.

Die „Lifeline“– ein Schiff der Dresdner Hilfsorgan­isation Mission Lifeline – hatte am Donnerstag die Flüchtling­e gerettet. Jedoch hat sich bisher kein Land bereit erklärt, dem Schiff einen Hafen zu öffnen. Es liegt derzeit in der Nähe von Malta.

Der Mitbegründ­er von Mission Lifeline, Axel Steier, sagte im Rund- funk Berlin-Brandenbur­g, die medizinisc­he Versorgung der Flüchtling­e auf der „Lifeline“sei zunächst sichergest­ellt. Viele seien aber unterernäh­rt „durch monatelang­e Aufenthalt­e in Folterlage­rn in Libyen“. Es befänden sich zudem Personen an Bord, die bereits viermal von der libyschen Küstenwach­e zurückgesc­hickt worden seien. Andere berichtete­n vonVergewa­ltigungen und anderen schlimmen Erfahrunge­n.

Steier berichtete auch, dass die Crew über „alternativ­e Lösungen“nachdenke. Angedacht sei etwa, einen Autokorso zu starten sowie in einem Hafen eine Jacht zu mieten und der „Lifeline“entgegenzu­fahren, um dann eine Umladung auf andere Schiffe zu erreichen.

An Bord der „Lifeline“befinden sich unterdesse­n mehrere Bundestags­abgeordnet­e. Die migrations­politische Fraktions-Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, ihr Parteikoll­ege Manuel Sarrazin und der Linke Michael Brandt riefen die Bundesregi­erung auf, sich für eine schnelle Lösung einzusetze­n. Die Flüchtling­e dürften nicht alleingela­ssen werden, weil Europa versage, erklärten sie per Twitter. Die Lage sei brenzlig, da das Wetter umschlagen könnte.

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