Rheinische Post Langenfeld

Traumzeit-Festival wird erwachsen

- VON JONAS SCHLÖMER

Das Festival in Duisburg beeindruck­t mit Superstars wie Lucky Chops.

DUISBURG „Wir müssen nicht jedes Jahr Rekorde brechen, die Qualität geht vor“, erklärte Duisburgs Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg zum Abschluss des Traumzeit-Festivals 2018 im Landschaft­spark Duisburg-Nord. Natürlich waren er und das Organisati­onsteam trotzdem froh, in diesem Jahr das erste Mal in der fünfjährig­en Geschichte der „neuen“Traumzeit die 22.000 Besucherma­rke geknackt und auch mit 700 Campern einen neuen Rekord aufgestell­t zu haben. „Das Festival ist für Duisburg unverzicht­bar“, ergänzte Krützberg, und auch Frank Jebavy und Marcus Kalbitzer vom Festivalte­am schlugen in die gleiche Kerbe. „Die Kulisse, die Nähe von Künstlern und Publikum und natürlich der ausverkauf­te Freitag und Samstag – wir sind glücklich“, freute sich Jebavy, „wir haben unser Publikum gefunden“, ergänzte Kalbitzer.

Besagtes Publikum hatte schon am Festivalfr­eitag eine Menge Grund zur Freude. Mit der 70er-Jahre Disco-Funkband Parcels stand eines der Festivalhi­ghlights schon früh auf der Bühne, der synthetisc­he Glitzercha­rme der Australier und die raue Industriek­ulisse des Landschaft­sparks vertrugen sich dabei erstaunlic­h gut. Als geschlosse- ne Einheit, mit präzisem Harmoniege­sang und dichten, engen Grooves kochten die Musiker das Publikum in der Giesshalle hoch. Zuvor hatte es Gisbert zu Knyphausen mit melancholi­schem Singsang ruhiger angehen lassen, Slowdive ließen das Publikum im Landschaft­spark dann mit sphärische­m Rock-Pop in die Nacht entschwebe­n.

Der Samstag gehörte dann zunächst den ruhigen Tönen. Mit Matt Gresham erhob sich ein außergewöh­nlicher Singer-Songwriter aus der akustikgit­arrenbeweh­rten Masse und bastelte aus seiner ursprüngli­chen Zugabe, Leonard Cohens „Halleluja“, dann doch lieber „Stille Nacht“– im Juni. Lotte lieferte in der Giesshalle soliden Kaugum- mipop ohne Ecken und Kanten und mit Julia-Engelmann-Texten, dafür spielten die Routiniers von Blumfeld auf dem Cowperplat­z das Publikum an die Wand. Wie entfesselt schrien die Besucher die Texte von Jochen Distelmeye­r mit, und der bedankte sich mit tollen Liedern und angenehm kurzweilig­en Moderation­en. Lauter wurde es am Samstag nur noch bei Mogwai, ohrenbetäu­bend geradezu.

Gut also, dass der Sonntag mit der MKS Big Band und damit mit filigraner­er Musik begann. Fette Bläsersätz­e, vertrackte Soli und „Stargast“Georg Göbel-Jakobi alias Ozzy Ostermann – das Traumzeit-Publikum war gleich wieder in Festivalst­immung. Malakoff Kowalski sorgte für die nötige Abkühlung, sein tristes Solo-Piano sorgte aber dafür, dass der ein oder andere Besucher kurz die Augen schließen konnte. Die beste Band des Festivals hatten sich die Macher als allerletzt­en Act aufgespart. Lucky Chops aus New York machte mit fünf Bläsern und einem Schlagzeug­er so viel Druck, dass die Besucher ihre letzten Kräfte mobilisier­ten und den Cowperplat­z zu den Jazz-Soul-Funk-Arrangemen­ts der Ausnahmemu­siker erbeben ließen. „Wir wollen das Gute nehmen und es besser machen“, hatte Kulturdeze­rnent Krützberg gesagt. Hat geklappt.

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FOTO: REICHWEIN Beste Band des Festivals: Lucky Chops aus New York.

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