Traumzeit-Festival wird erwachsen
Das Festival in Duisburg beeindruckt mit Superstars wie Lucky Chops.
DUISBURG „Wir müssen nicht jedes Jahr Rekorde brechen, die Qualität geht vor“, erklärte Duisburgs Kulturdezernent Thomas Krützberg zum Abschluss des Traumzeit-Festivals 2018 im Landschaftspark Duisburg-Nord. Natürlich waren er und das Organisationsteam trotzdem froh, in diesem Jahr das erste Mal in der fünfjährigen Geschichte der „neuen“Traumzeit die 22.000 Besuchermarke geknackt und auch mit 700 Campern einen neuen Rekord aufgestellt zu haben. „Das Festival ist für Duisburg unverzichtbar“, ergänzte Krützberg, und auch Frank Jebavy und Marcus Kalbitzer vom Festivalteam schlugen in die gleiche Kerbe. „Die Kulisse, die Nähe von Künstlern und Publikum und natürlich der ausverkaufte Freitag und Samstag – wir sind glücklich“, freute sich Jebavy, „wir haben unser Publikum gefunden“, ergänzte Kalbitzer.
Besagtes Publikum hatte schon am Festivalfreitag eine Menge Grund zur Freude. Mit der 70er-Jahre Disco-Funkband Parcels stand eines der Festivalhighlights schon früh auf der Bühne, der synthetische Glitzercharme der Australier und die raue Industriekulisse des Landschaftsparks vertrugen sich dabei erstaunlich gut. Als geschlosse- ne Einheit, mit präzisem Harmoniegesang und dichten, engen Grooves kochten die Musiker das Publikum in der Giesshalle hoch. Zuvor hatte es Gisbert zu Knyphausen mit melancholischem Singsang ruhiger angehen lassen, Slowdive ließen das Publikum im Landschaftspark dann mit sphärischem Rock-Pop in die Nacht entschweben.
Der Samstag gehörte dann zunächst den ruhigen Tönen. Mit Matt Gresham erhob sich ein außergewöhnlicher Singer-Songwriter aus der akustikgitarrenbewehrten Masse und bastelte aus seiner ursprünglichen Zugabe, Leonard Cohens „Halleluja“, dann doch lieber „Stille Nacht“– im Juni. Lotte lieferte in der Giesshalle soliden Kaugum- mipop ohne Ecken und Kanten und mit Julia-Engelmann-Texten, dafür spielten die Routiniers von Blumfeld auf dem Cowperplatz das Publikum an die Wand. Wie entfesselt schrien die Besucher die Texte von Jochen Distelmeyer mit, und der bedankte sich mit tollen Liedern und angenehm kurzweiligen Moderationen. Lauter wurde es am Samstag nur noch bei Mogwai, ohrenbetäubend geradezu.
Gut also, dass der Sonntag mit der MKS Big Band und damit mit filigranerer Musik begann. Fette Bläsersätze, vertrackte Soli und „Stargast“Georg Göbel-Jakobi alias Ozzy Ostermann – das Traumzeit-Publikum war gleich wieder in Festivalstimmung. Malakoff Kowalski sorgte für die nötige Abkühlung, sein tristes Solo-Piano sorgte aber dafür, dass der ein oder andere Besucher kurz die Augen schließen konnte. Die beste Band des Festivals hatten sich die Macher als allerletzten Act aufgespart. Lucky Chops aus New York machte mit fünf Bläsern und einem Schlagzeuger so viel Druck, dass die Besucher ihre letzten Kräfte mobilisierten und den Cowperplatz zu den Jazz-Soul-Funk-Arrangements der Ausnahmemusiker erbeben ließen. „Wir wollen das Gute nehmen und es besser machen“, hatte Kulturdezernent Krützberg gesagt. Hat geklappt.